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Du denkst, du weißt, wer ich bin

Du denkst, du weißt, wer ich bin

Titel: Du denkst, du weißt, wer ich bin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Bailey
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an, obwohl ich es verboten habe.«
    Als Oona mich wieder ansah, waren ihre Augen klar, und sie kam mir plötzlich überhaupt nicht mehr verrückt vor. »Geh nach Hause, Olive«, wies sie mich an. »Verstehst du mich? Du musst sofort gehen. Bleib weg von ihr. Und halte auch alles, was du liebst, von ihr fern. Wenn du wüsstest – wenn du gesehen hättest, was sie an ihrem letzten Wohnort angerichtet hat.« Oona sah ergriffen aus, als wenn sie sich an etwas ganz Schreckliches erinnerte. »Dieser arme, arme Junge«, flüsterte sie.
    Ich öffnete den Mund im Begriff, etwas zu erwidern, wusste aber nicht wirklich, was.
    Oona beobachtete mich. »Du glaubst mir nicht, oder?«, seufzte sie. »Natürlich nicht. Ich weiß, wie ihr mich alle nennt. Ich bin ja vielleicht schrullig , aber ich bin nicht taub.«
    Es gab ein metallisches Klicken, und das Tor begann sich zu öffnen. Eine Gestalt tauchte im blendenden Licht der Sicherheitslampen auf und stürmte auf uns zu. »Oona«, fauchte Miranda. »Was tust du hier?«
    Oonas dürrer Arm griff durch die Stäbe, als das Tor sie zurückschob. Ihre Finger umklammerten mich. »Lass nicht zu, dass sie dich von deinen Freunden und deiner Familie trennt«, raunte sie mir zu. »Das ist ganz wichtig!«
    Miranda lauerte hinter Oona. »Lass sie los.«
    Oonas Finger ließen meinen Arm frei. Dann floh sie ins Haus zurück. Ich stand ganz still, als Miranda schäumend vor Wut durch das offene Tor trat. »Sie hat kein Recht, sich einzumischen«, wütete sie. »Was weiß sie schon? Nichts .«
    »Mach dir keine Sorgen«, lachte ich nervös. »Ich hab es nicht ernst genommen. Es war eher komisch.« Ich versuchte natürlich, Miranda zu beruhigen, aber ich wollte mir selbst gegenüber kaum zugeben, wie sehr mich das Gespräch mit Oona verunsichert hatte.
    Plötzlich näherte sich ein Motorengeräusch, und ein Auto kam die Einfahrt herauf. Es hielt genau vor uns. Augenblicklich wich die Wut aus Mirandas Gesicht. »Dallas!«
    Auch ich fühlte mich enorm erleichtert, als ich sein freundliches Gesicht durch die Windschutzscheibe sah.
    Dallas ließ das Fenster auf der Fahrerseite runter und steckte seinen Kopf nach draußen. »Hi!«, sagte er fröhlich. »Steigt doch ein. Ich habe ein paar Megasongs für unterwegs. Und ich habe auch eine Überraschung für dich.«
    Miranda sprang an mir vorbei, um bei Dallas vorn zu sitzen. Ich öffnete die Hintertür und landete fast bei jemandem auf dem Schoß. Lachlan.
    Miranda warf ihm einen kurzen Blick zu und starrte Dallas wütend an. »Warum ist der hier?«
    »Überraschung!«, sagte Dallas, ganz offensichtlich zu Mirandas Ärger. »Ich habe ihn eingeladen, obwohl ich fürchte, er ist nur mitgekommen, um auf mich aufzupassen. Das ist dieser Lebensretterinstinkt, der bei ihm immer zum Vorschein kommt.«
    Lachlan lachte. »Heute Abend bin ich außer Dienst«, sagte er. »Du kannst gut auf dich selbst aufpassen, Dal.«
    Dann rutschte er zur Seite, sodass ich Platz zum Einsteigen hatte. Das Auto hatte einen trockenen, süßlichen Geruch, wie Heu, und die rissigen Vinylsitze verhakten sich mit meinem Kleid, als ich in den Wagen schlüpfte. Ich tastete nach dem Sicherheitsgurt.
    »Kein Sicherheitsgurt, tut mir leid«, meinte Lachlan. »Halt dich lieber fest. Dallas fährt wie der Teufel.«
    Das konnte man wohl laut sagen. Als wir um eine Kurve bogen, rutschte ich über den Rücksitz, bis ich ganz dicht an Lachlan gepresst war. »Entschuldigung«, sagte ich und rutschte so weit wie möglich auf meine Seite zurück.
    »Schon gut«, sagte Lachlan sanft.
    »He, kleine Ol«, rief Dallas von vorne. »Kennst du diese Band?«
    »Die Ben-Day Dots«, antwortete ich, nachdem ich hingehört hatte. »Erstes Album.«
    Dallas kicherte. »Wie kann so ein junges Ding wie du etwas über die Ben-Day Dots wissen?«
    »Na, wegen Magenta Men«, gab ich zurück. »Ich habe dieses Interview gelesen, in dem sie erwähnten –«
    »He, Dallas«, unterbrach Miranda mich. »Habe ich dir die Geschichte von dem heimlichen Boxers-Gig erzählt, bei dem ich in Paris war?«
    »Du hast die Boxers gesehen?«, fragte Dallas und wandte sich wieder ihr zu.
    Sofort war ich vergessen. Und ohne weitere Ablenkungen – außer sich festzuklammern, wenn wir mit aufkreischendem Motor um die Kurven rasten – machte ich mir mehr und mehr Gedanken, was Lachlan Ford hier wollte. Ich versuchte es mit den nahe liegenden Antworten. Er ist hier, weil er Zeit mit seinem Bruder verbringen will. Mit dir hat es nichts zu tun.

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