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Du Durchschaust Mich Nicht

Du Durchschaust Mich Nicht

Titel: Du Durchschaust Mich Nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Farid
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ausgefallenen Klamotten, der im Boxgeschäft eine lebende Legende war – es wäre Wahnsinn, diesen gewaltigen Typen mit etwas Magie zum Staunen und zum Lachen zu bringen. Und ein Video von mir mit ihm, das wäre genial!
    Ich rief Pierre an, und auch er war sogleich angefixt, so dass ich mit unserer kompletten Kameraausrüstung kurz darauf bei ihm vorbeifuhr. Düsseldorf, wir kommen! Doch als wir dann vor dem bewachten Eingang standen, die Reporter und Kameraleute waren alle mit Namen angemeldet, ahnte ich, dass wir hier nicht einfach reinkommen würden. Wir taten so, als wären wir ebenfalls geladene Gäste mit einem festen Termin – und o Wunder, obwohl unsere Namen auf der Liste nicht zu finden waren, standen wir wenig später vor der nächsten Absperrung, die ein aufgebautes Set mit zwei Stühlen vor einer Wand mit Werbung vom Sitzbereich der Journalisten abtrennte.
    Nicht einmal ein Dutzend Kamerateams saßen auf Stühlen, zwischen denen zum Teil auch noch Absperrbänder angebracht worden waren. Hier wollte jemand die Kontrolle haben. Und dieser Jemand stand im nächsten Moment auch schon vor uns: Don Kings Sohn, Carl, der das Management für seinen berühmten Vater machte. Jetzt mussten wir Farbe bekennen. Etwas unterhaltsame Zauberkunst für Don King – nein, das kam gar nicht in Frage. Aber wir durften bleiben.
    Und dann ging es auch schon los: Don King erschien unter dem Beifall der Journalisten und nahm auf einem der freien Stühle vor der Werbebannerwand Platz. Der erste Reporter durfte auf dem freien Stuhl neben Don Platz nehmen und ihn interviewen – nur wenige Minuten, dann wurde der nächste nach vorn gebeten. Diese Reporterwechsel schaute ich mir noch drei-, viermal an, es war immer das gleiche Muster: Don zupfte sich seine Kleidung zurecht und schien in Gedanken das geführte Interview zu bewerten. Der Reporter, der es geführt hatte, stand auf und hielt ebenfalls für Sekunden inne, so als würde er das Gesagte noch mal Revue passieren lassen, bevor er den Platz frei machte. Die wartenden Journalisten, die noch nicht an der Reihe gewesen waren, schauten sich nervös um. Wer war wohl der Nächste?
    Genau diesen Moment, in dem die meisten der Anwesenden eher orientierungslos abwarteten, was nun passieren würde, den nutzte ich. Ich sprang über die Absperrung vor mir und setzte mich zu Don auf den gerade freigewordenen Stuhl. Im gleichen Augenblick war ein wartender Journalist auf das Zeichen eines Managers aufgestanden, doch nun war sein Platz ja schon besetzt, so dass er irritiert von mir zu dem Mitarbeiter schaute. Ich begrüßte Don eher beiläufig, schaute mit ernstem Blick zu Pierre und fragte: »Bist du so weit? – Hast du das neue Tape drin?«
    Dies war die nötige Ablenkung in diesem Moment, denn jetzt schauten alle zu Pierre und verfolgten unseren Austausch. Ich strahlte dabei Souveränität aus, so dass sich erst einmal keiner traute anzuzweifeln, dass ich der Gewünschte auf dem Platz neben Don war. Selbst der Reporter, der das Zeichen erhalten hatte, wie auch der Managermitarbeiter waren verunsichert und für diesen wichtigen Moment handlungsunfähig. Zudem hatte niemand die Möglichkeit, mich anzusprechen, weil ich ja selbst redete. Don selbst wusste nicht, welcher Journalist an der Reihe gewesen wäre, also beschwerte auch er sich nicht. Ich durfte nur nicht aufhören zu reden.
    Also drehte ich mich direkt zu Don und stellte mich vor. Dabei ließ ich ein Kartenspiel in meinen Händen erscheinen – was Don bereits sichtlich erfreute –, und dies wiederum war mein erstes Ziel! Denn jetzt konnte sein Sohn, der sich mit bösen Blicken der Szenerie genähert hatte, nicht mehr eingreifen. Oder sollte er seinem sichtlich begeisterten Vater das Vergnügen verderben? Also zauberte ich munter weiter und weiter, bis Don laut rief: » MAGNIFICENT , MAGNIFICENT !«
     
    Mal ehrlich: Fingerfertigkeit, Techniken der Ablenkung, schauspielerisches Talent, dramaturgische Kenntnisse und Techniken wie das Cold Reading sind das eine, Menschenkenntnis, Intuition und so etwas wie Talent und Charisma sind das andere. Wie ich gern sage: »Wir können alle lernen, Basketball zu spielen, aber keiner von uns spielt wie Michael Jordan.«

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    Kapitel Vier: Meister der Ablenkung
    S eit ich mich mit der Kunst der Ablenkung beschäftige und sie mit jeder Illusion weiter perfektioniere, fällt mir immer wieder auf, in wie vielen alltäglichen Lebensbereichen sie uns begegnet – ob nun bewusst oder

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