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Du Durchschaust Mich Nicht

Du Durchschaust Mich Nicht

Titel: Du Durchschaust Mich Nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Farid
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Geldbörsen aus Hand- oder Jacken- oder Hosentaschen entwenden, sind meist geschult und schnell. Daher hast du leider nur eine sehr geringe Chance! Der beste Schutz ist es, Orte mit Menschenansammlungen zu meiden und die Geldbörse möglichst nah am Körper zu tragen.
    Ich werde nicht vergessen, wie einer der besten Freunde meines Vaters, Onkel Tofi, uns besuchte, nachdem er am Tag zuvor in seinem Orientteppichgeschäft einem Betrüger aufgesessen war. Dieser dreiste Gauner musste ein Meister der Ablenkung gewesen sein! Ich selbst war damals vielleicht neun oder zehn Jahre alt und war den beiden Männern mit meiner Katze Sari in die Küche gefolgt.
    Onkel Tofi und mein Vater waren enge Vertraute. Die beiden hatten in ihrer Heimatstadt Maschhad, der zweitgrößten Stadt Irans, zusammen die Schule besucht und waren in den 1960 er Jahren kurz hintereinander nach Deutschland gekommen. Bis auf die Größe – mein Vater überragte seinen Freund deutlich – waren sie sich in vielem ähnlich, immer gut angezogen, bei allen beliebt. Onkel Tofi war wie mein Vater im Teppichhandel tätig und führte ein Einzelhandelsfachgeschäft für erlesene Orientteppiche in Frankfurt am Main.
    Man muss vielleicht erklären, dass ein Perserteppich in den 1980 er und 1990 er Jahren noch als Statussymbol galt. Wer etwas auf sich hielt, hatte mindestens einen »echten Perser«. Das Geschäft von Onkel Tofi befand sich in einem Einkaufszentrum, eines der ersten dieser Art, und es war jeden Tag sehr gut besucht. Hier kamen Menschen jeglichen Alters und aus allen sozialen Schichten zum Einkaufen oder auch nur zum Schaufensterbummeln her. Da Orientteppiche meist in einer höheren Preislage angesiedelt waren, kamen in das Teppichgeschäft eher betuchte Leute.
    Onkel Tofis Lippe bebte noch immer vor Zorn, als er in unserer Küche saß und zu erzählen begann: »Behrouz, stell dir vor, was gestern passiert ist. Der teuerste meiner Teppiche ist weg. Es ist unglaublich! Und dabei sah der Herr so vertrauenswürdig aus.«
    »Nun mal langsam, Tofi«, sagte mein Vater. »Erzähl von vorn, was genau ist passiert?«
    Onkel Tofi atmete hörbar aus und setzte noch einmal an: »Ein eleganter Herr in Anzug und mit feiner Krawatte kam in den Laden und schaute sich um, wirklich ein sehr gepflegter Mann und allem Anschein nach auch gebildet. Denn als ich ihn begrüßte und fragte, ob ich ihm behilflich sein könne, antwortete er höflich und deutete auf den edelsten Teppich, den ich im Geschäft ausgestellt hatte. Ich dachte noch, dass dies sicher nicht der erste Perser ist, den er kauft.«
    Bei besagtem Teppich in der Größe drei Meter zehn mal zwei Meter, der an der Wand hängend ausgestellt war, handelte es sich um eine edle Handarbeit aus der persischen Provenienz Isfahan. Ein echtes Schmuckstück aus feinster Korkwolle, die von Hochlandschafen gewonnen wird. Die Konturen waren mit Seide geknüpft. Dieser wertvolle Teppich kostete damals 18 000  Mark, also umgerechnet etwa 9000  Euro.
    Onkel Tofi erzählte weiter, während er seine rechte Hand immer mal wieder hob und sie dann leise auf den Tisch fallen ließ: »Ich nahm den Teppich von der Wand und legte ihn zum besseren Anschauen auf den Boden. Der Mann war begeistert, und ich merkte gleich, dass er diesen Teppich unbedingt haben wollte. Dann fragte er, ob er ihn zur Probe mitnehmen und in seinem Wohnzimmer auslegen dürfe. So könne er auch seiner Frau den Teppich erst noch zeigen.«
    Onkel Tofi schaute meinen Vater fragend an. »Behrouz, das machst du doch auch bei einem guten Kunden, nicht? Das ist doch Service.«
    »Jaja, Tofi, schon. Hast du denn auch die Ausweisnummer notiert? Und hat er dir zur Sicherheit etwas angezahlt?«
    Onkel Tofi rutschte nervös auf seinem Stuhl hin und her. Ich hockte bei Sari auf dem Boden und kraulte sie. »Ach, Behrouz, das war ja das Problem! Der Herr hatte keinen Ausweis dabei. Und so viel Bargeld auch nicht. Aber …« Onkel Tofi räusperte sich, bevor er weitersprach. »Er hatte einen Brillantring in der Tasche, ein Geschenk für seine Frau, ein 1 , 5 -Karäter, wie er versicherte. Den wollte er als Pfand dalassen.«
    »Und woher wusstest du, dass es ein echter Brillant ist?« Mein Vater schaute seinen Freund skeptisch an.
    »Ich war mir gar nicht sicher, Behrouz, aber ich habe ihn prüfen lassen, beim Juwelier in unserer Passage. Ein netter Mann, ein Ungar, wir treffen uns schon mal nach Feierabend. Und als wir rüber in seinen Laden sind, hat er den Edelstein

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