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Du Durchschaust Mich Nicht

Du Durchschaust Mich Nicht

Titel: Du Durchschaust Mich Nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Farid
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Mitleid erregen wollte.
    Es gibt in der Geschichte wie in der Literatur und im Film diverse markante Persönlichkeiten, die als Hochstapler zu Berühmtheit gelangt sind. Zum Beispiel Frank W. Abagnale, der bereits mit 19  Jahren als Pilot, Arzt und Rechtsanwalt tätig war, obwohl er tatsächlich nicht einen dieser Berufe je erlernt hat. Seine Lebensgeschichte wurde unter dem Titel
Catch me if you can
bereits mehrmals verfilmt, zuletzt von Steven Spielberg mit Leonardo DiCaprio in der Rolle des jungen Hochstaplers. Nicht nur im Film reichen wenige gut ausgewählte Requisiten und eine angemessene Sprachwahl, um der Rolle als Hochstapler Glaubwürdigkeit zu verleihen.
    Ein weiteres bekanntes Beispiel ist Karl May. Dass er über Phantasie und Erfindungskraft verfügte, beweisen seine Bücher. Der 1842 geborene May schlug sich zunächst auch als Hochstapler durch, bevor er erwischt wurde und im Gefängnis zu seiner wahren Berufung, dem Schreiben, fand. Er täuschte unter anderem vor, Augenarzt zu sein, benutzte falsche Namen und scheute sich auch nicht, sich als Mitglied der Geheimpolizei oder Neffe eines Plantagenbesitzers aus Martinique auszugeben. Er wurde eine Zeitlang steckbrieflich wegen Betrugs, Diebstahls und Hochstapelei gesucht. Auch als erfolgreicher Schriftsteller gerieten ihm Realität und Fiktion immer wieder durcheinander; so führte er ab etwa 1875 einen Doktortitel, obwohl er nie zuvor eine Universität besucht hatte.
    Zugegeben, als Kind und Jugendlicher war ich nicht der große Winnetou-Fan. Dazu beschäftigte ich mich einfach viel zu gern mit dem Zaubern. Erst die Biographie Karl Mays hat mich gepackt, so viele falsche Leben im wahren!
    Hochstapler wie Abagnale und May gibt es häufiger, auch angebliche Ärzte, die außer gefälschten Zeugnissen keine Qualifikationen nachzuweisen haben, geistern immer mal wieder durch Praxen, Kliniken und schließlich durch die Medien. Vor gar nicht langer Zeit wurde der Fall des gelernten Bankkaufmanns Christian E. bekannt, der dreizehn Monate lang als Gefäßchirurg tätig war – ohne abgeschlossenes Medizinstudium.
    Hochstapler lenken von der eigenen Identität, die sie ja immer nur verdecken, aber der sie sich nicht gänzlich entledigen können, ab. Christian E. vermutete, dass ihm am Ende einer seiner ehemaligen Kommilitonen auf die Schliche gekommen war. Hochstapler müssen ihre Rolle perfekt ausfüllen und ihr Leben danach durchorganisieren, in diesem Sinne kann Hochstapelei eine sehr anspruchsvolle und kunstfertige, wenngleich immer noch kriminelle Tätigkeit sein. Nachträglich ist das oft nicht einfach zu beweisen, gerade weil die Täuschung besten- bzw. schlimmstenfalls so täuschend echt ist.
    Die Aufspaltung in eine falsche sichtbare Person und das Verbergen der wahren Identität ähnelt dem Vorgehen von uns Magiern, die wir ebenfalls immer zwei in einem vereinen: eine Hand im Vordergrund bewegen, während die andere im Hintergrund für den magischen Effekt sorgt. Wahr und falsch lassen sich bei einem gewieften Hochstapler und einem perfekten Magier kaum ausmachen. Sie erfinden beide eine andere Realität, geben mehr vor, als tatsächlich ist, und müssen dabei frechen Mutes sein und über eine überdurchschnittliche Reaktionsschnelligkeit verfügen. Gibt es unter den Hochstaplern auch gefährliche Soziopathen, die keine Skrupel haben, einem anderen Menschen nach dem Leben zu trachten, ist und bleibt der »gemeine« Magier ein Unterhaltungskünstler, der andere erfreuen möchte.

Zauberer am Ball und Künstler im Ring: Ablenkungsmanöver im Sport
    Als Magier lenke ich ab, um anderen einen kurzweiligen Abend zu bescheren. Als Basketballer lenke ich ab, um Punkte zu machen. Ich schaffe es wegen meines unsteten Magierlebens nicht mehr, in einem Verein zu spielen, aber ich habe einen Basketball im Auto liegen und werfe ein paar Körbe, wann und wo immer es gerade geht. Oft spiele ich mit Jugendlichen, die mich aus dem Fernsehen kennen. Dann sage ich: »Tricks gibt’s nur, wenn ihr mich besiegt!«
    Etwa als Zehnjähriger habe ich bereits mit dem Basketballspielen begonnen, und mein Herz schlug nicht nur einen Sommer lang dafür – typisch für mich, wenn mich eine Sache fasziniert. Ich war damals wie heute ein Riesenfan von Michael Jordan, und nichts ging über das Schauen eines Live-Spiels im TV . Ich erinnere mich noch, wie ich meinen Eltern versprechen musste, gute Noten zu schreiben, um dafür in der Nacht ab zwei Uhr Basketball gucken zu dürfen.

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