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Du findest mich am Ende der Welt

Du findest mich am Ende der Welt

Titel: Du findest mich am Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Barreau
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überraschten Blicken bot. Verblüfft blieb ich stehen.
    Karl
Bittner kniete vor dem Schreibtisch der ansonsten menschenleeren Rezeption,
genauer gesagt, er kniete vor Mademoiselle Conti, die sich gerade tatsächlich
zu einem halblauten Lachen herabgelassen und ihre schwarze Brille einen Moment
lang abgenommen hatte.
    Â»Ich hoffe, ich störe nicht?« Es sollte lustig klingen, aber selbst
mir fiel der leicht verärgerte Ton in meiner Stimme auf. Was war das? War ich
jetzt schon eifersüchtig auf Bittner und die kleine Rezeptionskratzbürste?
    Bittner, noch immer auf allen vieren, wandte unbeeindruckt den Kopf
zu mir und grinste. »Aber nein, mein Freund, Sie stören überhaupt nicht. Wir
suchen nur gerade Mademoiselle Contis Füller.«
    Fast erwartete ich, daß er mich aufforderte, bei der fröhlichen
Suche mitzumachen. Doch das launige »wir« war offenbar nicht für mich bestimmt,
und auch Mademoiselle Conti schaute lächelnd nach unten, als ob es mich gar
nicht gäbe. Irgend etwas hing in der Luft, ich wußte nicht, was es war, ein
Geruch, ein Blick – und für einen flüchtigen Moment fühlte ich mich in das
Hyères meiner Kindheit zurückversetzt.
    Â»Bitte verzeihen Sie, daß ich hier so zu Ihren Füßen herumkrieche«,
sagte Bittner jetzt und schob seine Hand unter den Unterschrank des antiken
Schreibtisches. Ich kehrte in die Gegenwart zurück und schnaufte. Platter
ging’s ja wohl nicht. Peinlich, wie dieser Typ seinen Charme heraushängen ließ!
    Doch Luisa Conti schien das nicht zu bemerken. Sie gab einen kleinen
amüsierten Laut von sich und entgegnete: »Ach … gegen Männer zu meinen Füßen
habe ich nichts einzuwenden!«
    Â»Soll ich vielleicht später noch mal wiederkommen«, fragte ich.
    Â»Aaah, da ist der kleine Schingel!« Ohne meine Worte zu beachten,
zog Bittner Luisa Contis Klecksfüller hervor und richtete sich mit einer
geschmeidigen Pantherbewegung auf, bevor er das wiedergefundene Schreibgerät
mit großer Geste überreichte. » Voilà! «
    Â» Merci, Monsieur Charles! «
    Monsieur Charles ? Irritiert sah ich zu
Mademoiselle Conti hinüber. Bildete ich mir das ein, oder war sie sogar ein
bißchen rot geworden?
    Â»Für Sie immer gerne.« Bittner deutete eine Verbeugung an.
    Ich fand, daß jetzt Schluß sein sollte mit der Süßholzraspelei, und räusperte
mich, um mich wieder in Erinnerung zu rufen.
    Bittner drehte sich zu mir um, und auch Mademoiselle Conti sah kurz
in meine Richtung. Immerhin, man bemerkte mich wieder.
    Â»Wie sieht’s aus? Gehen wir?«
    Bittner nickte. Dann klingelte sein Handy. Er zog es aus seiner
Jackentasche hervor, sagte »Ja« und lauschte einen Moment in den Hörer, bevor
er seine Hand darüberlegte. »Entschuldigen Sie mich einen Moment, Jean-Luc, das
dauert etwas länger«, sagte er leise und trat in den kleinen Innenhof des Hotels.
    Ich blickte durch die weißen Sprossenfenster, die bis zum Boden
reichten, und sah Bittner gestikulierend auf- und abgehen.
    Dann wandte ich mich Mademoiselle Conti zu. Ihre Hautfarbe hatte
sich wieder normalisiert, sie saß in dem lederbespannten Sessel hinter dem
Schreibtisch und blätterte in ihrem großen Rezeptionsbuch, als ob nichts
gewesen wäre.
    Â»Ach, übrigens, Mademoiselle Conti?«
    Â» Oui , Monsieur
Champollion? Was kann ich für Sie tun?« Sie rückte ihre schwarze Brille
zurecht und sah mich mit der professionellen Freundlichkeit einer strengen
Ordensschwester an, die wenig Zeit hat – und ich muß sagen, es klang bei weitem
nicht so nett wie das » Monsieur Charles «, das ich
eben gehört hatte.
    Â»Jemand hat für mich im Hotel angerufen … eine Frau …«
    Sie zog die Augenbrauen hoch. »Ja, richtig. Eine Dame hat sich heute
vormittag nach Ihnen erkundigt, aber sie sagte, es sei nicht so wichtig, und
sie würde sich wieder bei Ihnen melden.«
    Sie blickte nach unten, als sei die Angelegenheit damit für sie
erledigt.
    Â»Und wie hieß die Dame?« fragte ich gereizt.
    Mademoiselle Conti zuckte die Schultern. »Oh, das habe ich mir,
ehrlich gesagt, nicht gemerkt. Sie wollte sich ja noch mal melden bei Ihnen, in
der Galerie, und ich hatte gerade alle Hände voll zu tun.« Sie schwieg einen
Moment und kaute auf ihrem Füllfederhalter herum. »Ich glaube, es war eine
Amerikanerin … eine

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