Du gehörst zu mir
miteinander. Die Herzogin sprach schnell und voller überschäumender Energie, dabei lächelte sie gewinnend. Für eine Frau von ihrem Format wäre es ein leichtes gewesen, andere einzuschüchtern, trotzdem blieb sie warmherzig und natürlich. Aufgrund ihres wohlbehüteten Lebens hatte Madeline noch nie eine Frau wie die Herzogin von Leeds kennengelernt. Für sie hatte es nur ihre Mutter gegeben, die Lehrer an der Schule mit ihren ständigen Vorträgen zur Sittsamkeit und ihre Freundinnen, die ebenso weltfremd waren wie sie.
»Madeline«, sagte die Herzogin, »wie Sie sehen, bin ich in den kommenden Monaten etwas eingeschränkt in meinen Aktivitäten. Ich hätte gern eine Assistentin, die für mich Sachen holt und wegbringt und die mein Büro in Ordnung hält … hier gibt es so viele Dinge, für die niemand Zeit zu haben scheint. Wenn Sie gut mit Nadel und Faden umzugehen wissen, sind Sie vielleicht auch eine Hilfe für Mrs. Lyttleton, die Dame, die die Kostüme entwirft und verwaltet. Auch wenn Mr. Scott sich vehement dagegen sträubt, muss die Theaterbibliothek schon seit Jahren neu sortiert werden.«
»Das alles könnte ich tun und sogar noch viel mehr!«
Die Herzogin lachte über ihren Enthusiasmus. »Sehr gut. Dann betrachten Sie sich als Teil des Ensembles.«
Madelines Aufschrei der Verzückung wurde von dem Gedanken an Mr. Scotts Reaktion erstickt, wenn dieser von ihrer Mitarbeit erfuhr. »Wird Mr. Scott denn nichts dagegen haben?«
»Ich werde die Angelegenheit mit ihm besprechen. Ich besitze die volle Handlungsfreiheit einzustellen, wen ich möchte. Wenn Sie Probleme mit Mr. Scott oder einem der anderen Ensemblemitglieder haben, dann kommen Sie zu mir.«
»Ja, Ma’am. Verzeihung … Ihre Hoheit.«
Ein belustigtes Flackern trat in die türkisfarbenen Augen der Herzogin. »Lassen Sie sich von meinem Titel nicht einschüchtern, mein Kind. Trotz meines gesellschaftlichen Rangs außerhalb des Capitals bin ich hier im Theater lediglich die stellvertretende Intendantin, und Mr. Scott führt das Regiment.«
Madeline hatte noch nie einen so eigenwilligen Standpunkt gehört: eine Adlige, die tatsächlich im Theater arbeitete. Die Aristokratie und das Theater waren zwei verschiedene Welten. Sie fragte sich, wie es der Herzogin gelang, diese zu vereinbaren.
Die Herzogin schmunzelte, als könne sie ihre Gedanken erraten. »Die meisten Adligen glauben, dass es meine gesellschaftliche Stellung nicht erlaubt weiterhin hier tätig zu sein. Der geschätzte Herzog wäre überglücklich, wenn ich das Theater verließe, trotzdem begreift er, dass ich ohne meine Arbeit nicht leben kann.«
»Darf ich fragen, Ihre Hoheit … wie lange arbeiten Sie schon für das Capital?«
»Mittlerweile fünf oder sechs Jahre.« Aufgrund der Erinnerung glitt ein Lächeln über die Gesichtszüge der Herzogin. »Wie stolz war ich, als mich Logan in sein Ensemble aufnahm! Jeder Schauspieler und jede Schauspielerin in ganz London wollten von ihm unterrichtet werden. Damals hatte er einen unverkrampfteren Darstellungsstil als alles bislang Dagewesene entwickelt jetzt wird er häufig imitiert, aber seinerzeit war das eine Sensation.«
»Mr. Scott besitzt eine unglaubliche Ausstrahlung«, bekräftigte Madeline.
»Und er weiß das«, erwiderte ihr Gegenüber trocken. Sie schenkte Madeline eine weitere Tasse Tee ein und warf ihr einen skeptischen Blick zu. »Vor etwas muss ich Sie allerdings warnen. Die meisten weiblichen Ensemblemitglieder glauben früher oder später, in Logan verliebt zu sein. Ich rate Ihnen, nicht demselben Irrglauben zu verfallen.«
Madeline errötete. »Vermutlich ist das nur natürlich ein Mann von seinem Aussehen …«
»Es ist nicht allein sein Aussehen. Seine Zurückhaltung wirkt erregend auf Frauen – jede glaubt letztlich die einzige zu sein, in die er sich verlieben wird. Allerdings bedeutet das Theater Logan mehr als die Menschen, die ihn umgeben. Natürlich gibt es ein ständiges Kommen und Gehen von Frauen in seinem Leben. Aber keine Affäre, die sein Herz berührt.«
Das würde die Sache vereinfachen. Falls Madelines Plan gelänge, konnte sie Mr. Scott verführen und ihn ohne jede Gefühlsregung wieder verlassen.
»Genug von Logan«, erwiderte die Herzogin plötzlich und unterbrach Madelines Überlegungen. »Sagen Sie, mein Kind, haben Sie schon eine Bleibe gefunden? Wenn nicht, kann ich Ihnen eine Unterkunft empfehlen.«
»Dafür wäre ich Ihnen dankbar, Ihre Hoheit.«
»Ich habe eine
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