Du gehörst zu mir
Anwesenden.
Auf die Fragen des Geistlichen antwortete Logan ein silbig. Sein Gesichtsausdruck wirkte verschlossen, aber gefasst – er war der Prototyp eines Schauspielers, der seine Empfindungen hervorragend zu verbergen wusste.
Madeline war sich sicher, dass die gesamte Situation Logans Stolz tief verletzte. Vermutlich hätte er nicht im Traum daran gedacht, dass er eines Tages eine Frau würde ehelichen müssen, die er ablehnte – und die ihn unweigerlich dazu gezwungen hatte. Sicher, sie hatte sich mit dem Gedanken getragen, die Verantwortung für das Kind allein zu übernehmen … doch tief in ihrem Innern hatte sie gewusst, dass Logan sein Kind nicht von sich wies, sobald er von dessen Existenz erfuhr. Reue und Gewissensbisse trieben ihr Tränen in die Augen.
Als der Geistliche sie zu Liebe und gegenseitigem Respekt ermahnte und sie das Ehegelübde ablegen ließ, betrachtete Logan Madelines Gesicht und bemerkte ihre Tränen. Er spannte seine Kiefermuskulatur an, bis sein Kinn zitterte. Sie wurden zu Mann und Frau erklärt, und er besiegelte die Zeremonie mit einem flüchtigen Kuss auf ihre Lippen.
Später nahmen die Gäste ein aus acht Gängen bestehendes Menü ein, das in dem aufsehenerregenden Speisesaal, einem ovalen, von korinthischen Marmorsäulen getragenen Raum, serviert wurde. Die Decke war mit einer Szene aus dem Sturm geschmückt, und italienische Mosaike säumten die Wände.
Da sie an den beiden gegenüberliegenden Enden der langen Tafel saßen, konnte Madeline ihren Mann wegen des Kristalls und der goldenen Kerzenleuchter kaum erkennen. Ihre Familie war von dem Luxus und der Schönheit des Ambiente eindeutig beeindruckt. Die Atmosphäre entspannte sich zunehmend, als teure Weine ausgeschenkt und Platten mit französischen Köstlichkeiten serviert wurden.
Justines Ehemann, Lord Bagworth, zeigte sich erfreut über den erlesenen Weinkeller. »Ich muss schon sagen, Scott, für einen Mann, der in seinem eigenen Haus keine Feste gibt spielen Sie die Rolle des Gastgebers perfekt.«
Bevor Logan antworten konnte, nutzte Madelines Mutter die Gunst des Augenblicks, sah von ihrem goldumrandeten Teller auf und meinte bissig: »Man darf nur hoffen, dass Mr. Scott die Rolle des pflichtbewussten Ehemanns ebenso gekonnt spielt.«
In einem anderen Ton geäußert, hätte diese Bemerkung vielleicht sogar witzig geklungen – doch Agnes’ ablehnende Haltung hätte sich nicht eindeutiger in Worte fassen lassen.
Angespannt wartete Madeline auf Logans Reaktion. Zu ihrer Erleichterung antwortete er gleichmütig: »Ich bin sicher, Lady Matthews, Sie werden keinen Grund zur Klage erhalten – ebenso wenig wie meine Gattin.«
»Nein, bestimmt nicht«, bekräftigte Madeline. Da sie den ganzen Tag über sehr still gewesen war, veranlasste ihre Bemerkung die Gäste dazu, sie erstaunt anzublicken. Sie fuhr mit bedeutungsvoller Stimme fort: »Sicherlich wollte meine Mutter damit sagen, dass ihre hohen, in dich gesetzten Erwartungen voll und ganz erfüllt werden, Logan.«
»Ich weiß, was sie damit sagen wollte«, versicherte ihr Logan, und seine blauen Augen wirkten belustigt – das erste Mal an jenem Tag.
Das Hochzeitsmahl fand mit Käse, Wein und Früchten seinen Abschluss, und dann genossen die Männer ihren Portwein und dicke Zigarren, während die Damen sich plaudernd zum Tee zurückzogen. Die Herzogin von Leeds nutzte die Gelegenheit ein persönliches Gespräch mit Madeline zu führen, da ihre Sessel etwas weiter entfernt von den anderen standen. Seit Madeline das Capital verlassen hatte, sahen sie sich zum ersten mal wieder.
»Meinen herzlichen Glückwunsch, Maddy«, sagte Julia. »Ich hoffe, dass ihr eine sehr glückliche Ehe führen werdet.«
Madeline reagierte mit einem vagen Lächeln. »Wenn man überlegt, wie alles angefangen hat kann ich mir das kaum vorstellen.«
Julia schmunzelte vielsagend. »Eure Hochzeit ist nicht die erste, die unter schwierigen Bedingungen zustande kommt – und sie wird auch nicht die letzte sein. Ich glaube, dass Logan gar nicht ahnt, wie sehr eure Ehe und das Kind ihm guttun werden.«
»Er wird mir nie verzeihen, was ich angerichtet habe«, sagte Madeline. »Und das kann ich ihm nicht verdenken.«
»Unsinn. Ich bin sicher, Sie wissen, dass Logan Sie immer noch liebt Maddy. Er hat lediglich Angst Ihnen wieder zu vertrauen. Ich hoffe, Sie haben Geduld mit ihm. Vermutlich wird das Zusammenleben nicht einfach werden.
Wie Sie wissen, ist er entsetzlich eigensinnig.«
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