Du gehörst zu mir
tut das Ganze leid – für Sie alle,« Er bedachte Madeline mit einem verächtlichen Blick. »Ich darf mir gar nicht ausmalen, was aus Ihnen werden wird. Ich hoffe, Sie sind sich dessen bewusst, was Sie hätten haben können, wenn Sie nicht so durchtrieben und töricht gewesen wären.«
»Ich weiß sehr wohl, was ich aufgegeben habe«, versicherte ihm Madeline mit einem Anflug von Ironie und einem hochnäsigen Lächeln. Sie war Lord Clifton entkommen … aber nur um einen hohen Preis. Nicht allein für sie, sondern auch für Logan.
Ihre Eltern taten ihr ebenfalls leid; ihr seelischer Schmerz war offensichtlich. Ihre Mutter war besonders betroffen.
»Den Gedanken an das Gerede der Leute ertrage ich einfach nicht«, hatte Agnes mit angespannter Stimme erklärt.
Ihre dünnen Finger hatten nervös an den Fäden einer Stickerei gezerrt. »Ich kann nicht mit der Schande leben, die Madeline über uns gebracht hat. Es ist völlig klar, dass sie ins Ausland gehen muss. Wir werden allen erzählen, dass sie ihr Studium auf dem Kontinent weiterführen möchte.«
»Wie lange muss ich fortbleiben?« fragte Madeline mit geröteten Wangen. Es fiel ihr schwer mit anzusehen, wie ihre eigene Mutter Pläne schmiedete, um sie loszuwerden.
»Ich habe keine Ahnung«, erwiderte Agnes tonlos. »Die Erinnerung der Leute bleibt lange wach. Es wird Jahre dauern, bis dieser Skandal in Vergessenheit gerät. Törichtes Mädchen, nicht zu begreifen, was dir ein Leben als Lord Cliftons Gattin geboten hätte!«
»Ich sagte dir doch, dass ich Lord Clifton nicht wollte.« Madelines Ton war sachlich. »Du hast mir keine andere Wahl gelassen. Ich bin bereit, die Konsequenzen meines Tuns zu tragen.«
»Bereust du denn gar nichts?« fragte Agnes aufgebracht. »Was du getan hast war sündhaft und grausam.«
»Ja, ich weiß«, flüsterte Madeline. »Ich werde mir nie verzeihen, Mr. Scotts Gefühle verletzt zu haben. Aber alles andere …«
»Nicht diesem zügellosen Schauspieler, sondern dir selbst hast du Schaden zugefügt! Du hast dein ganzes Leben zerstört und unsere gesamte Familie entehrt!«
Im Anschluss an diese Äußerung hatte Madeline geschwiegen und darüber nachgedacht, dass sie tatsächlich vollkommen widersinnig reagierte … denn sie quälte keineswegs die über ihre Familie gebrachte Schande, sondern der Schmerz, den sie Logan zugefügt hatte. Die Erinnerung an seinen Gesichtsausdruck am Morgen ihrer Abreise – so verschlossen so kontrolliert – bereitete ihr jedes Mal Gewissensbisse, wenn sie daran dachte.
Wenn sie noch einmal die Chance hätte, würde sie alles anders machen. Sie hätte Logan vertrauen und ihm gegenüber ehrlich sein müssen, dann hätte er ihr vielleicht zugehört. Sie sehnte sich danach, ihn zu trösten, ein lächerlicher Einfall, schließlich war sie diejenige gewesen, die ihm Kummer bereitet hatte. Wenn sie ihn doch nur noch einmal sehen und sich vergewissern könnte, dass es ihm gutging – doch ihr gesunder Menschenverstand suggerierte ihr, dass ein solches Vorhaben sinnlos war. Sie musste ihn vergessen und das Beste aus ihrem eigenen Leben machen.
Leider gestaltete sich das zunehmend schwieriger.
Die Vordertür sprang auf und Mrs. Florence Hausmädchen Cathy spähte nach draußen. »Ja,?« Als sie Madeline erkannte, riß sie die Augen auf »Oh, Miß Maddy!«
»Hallo, Cathy«, erwiderte Madeline stockend. »Ich weiß, dass ich um diese Uhrzeit nicht stören sollte, aber ich habe eine lange Reise hinter mir. Meinen Sie, dass Mrs. Florence mich empfangen wird?«
»Ich werde sie rasch fragen, Miß Maddy. Sie sitzt gerade beim Abendbrot.«
Auf der Schwelle stehend atmete Madeline den süßen Vanilleduft ein, der ihr vertraut und tröstlich aus dem Innern des Hauses entgegen strömte. Ihr aufgeregtes Herzklopfen legte sich, sobald sie Mrs. Florence sah, deren pfirsichfarbenes Haar zu einem Knoten hochgesteckt war, und die sie mit gütigem Blick betrachtete. Eine ihrer Hände stützte sich auf einen silberbeschlagenen Mahagonistock. Unmerklich humpelnd steuerte sie auf Madeline zu.
»Maddy«, sagte sie freundlich.
»Haben Sie sich verletzt Mrs. Florence?« fragte Madeline voller Besorgnis.
»Nein, mein Kind. Aber das kalte Wetter macht meinen Knochen gelegentlich zu schaffen.« Sie ergriff Madelines Hand und umschloss deren kalte Finger mir ihren warmen. »Bist du erneut von zu Hause fortgelaufen, meine Kleine?«
Madeline wurde von Dankbarkeit übermannt. Es schien, als sei
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