Du gehörst zu mir
Sie und ich niemals gemeinsam auf einer Bühne stehen konnten, aber meine Zeit war längst vorüber, als Ihre Karriere begann.«
Logan musterte sie eindringlich. Ihr rotes Haar, das ihm nicht unbekannte Gesicht, ihr Bezug zum Theater … »Mrs. Florence?« fragte er zögernd. Sie nickte, und er entspannte. Es geschah nicht zum ersten Mal, dass ihn ein Kollege kennenlernen wollte, allerdings war noch niemand so forsch aufgetreten wie diese alte Dame. Er nahm ihre Hand und führte sie an seine Lippen. »Es ist mir eine große Ehre, Sie kennenzulernen, gnädige Frau.«
»Sicherlich wissen Sie, dass die Herzogin von Leeds unsere gemeinsame Bekannte ist. Eine faszinierende Frau, nicht wahr? Zu Beginn ihrer künstlerischen Laufbahn war sie meine Schutzbefohlene.«
»Ja, ich weiß«, erwiderte Logan, während er seinen nackten Oberkörper in einen gestreiften Seidenmorgenmantel hüllte. Er griff nach einem Tiegel Abschminke und einem Handtuch und fing an, sich die bronzene Farbe abzuwaschen, die ihm Othellos dunkle Hautfarbe verliehen hatte. »Mrs. Florence, nach einer Vorstellung brauche ich einige Minuten des Alleinseins. Falls es Ihnen nichts ausmacht, im Pausenraum auf mich zu warten?«
»Ich werde hierbleiben«, sagte sie entschlossen. »Ich bin gekommen, um mit Ihnen eine dringende persönliche Angelegenheit zu besprechen. Von meiner Seite besteht absolut kein Grund zur Schamhaftigkeit. Aus früherer Zeit kenne ich mehr als nur eine männliche Garderobe.«
Logan musste ein bewunderndes Lachen unterdrücken. Sie war eine stahlharte alte Dame, drang einfach in seinen Umkleideraum ein und erzwang seine Aufmerksamkeit. Er beugte sich über den schweren, verspiegelten Tisch.
»Der Punkt geht an Sie, Madam«, kommentierte er trocken, während er sich Gesicht und Hals abwischte. »Sagen Sie, was Sie auf dem Herzen haben. Ich werde versuchen, jeden Anflug von Schamgefühl zu unterdrücken.«
Sie überhörte seinen Sarkasmus und fuhr unbeirrt fort. »Mr. Scott, Sie wissen vielleicht nicht, dass Ihre Mitarbeiterin, Miß Madeline Matthews, während ihres kurzen Gastspiels am Capital-Theater ein Zimmer in meinem Haus gemietet hatte.«
Der Name versetzte Logans Herz einen schmerzhaften Stich. Er spürte, wie sich sein Gesicht verzerrte. »Wenn das den Anlass Ihres Kommens erklärt, dann schlage ich vor, Sie gehen besser.«
»Miß Matthews reiste heute abend von ihrem Familiensitz in Gloucestershire bei mir an«, fuhr Mrs. Florence fort.
»Während unseres Gesprächs ruht sie sich in meinem Haus aus. Ich darf betonen, dass sie meinen Entschluss, Sie aufzusuchen, nicht einmal ahnt.«
»Genug!« Logan ließ sein Handtuch fallen und eilte zur Tür. »Wenn ich zurückkehre, möchte ich, dass Sie meine Garderobe verlassen haben!«
»Glauben Sie im Ernst, dass Sie der einzige sind, dessen Gefühle verletzt wurden?« fragte sie mit schneidender Stimme. »Sie sind ein arroganter junger Flegel!«
»Und Sie eine aufdringliche alte Hexe«, versetzte er bissig. »Guten Abend, gnädige Frau.«
Mrs. Florence schien eher belustigt als verärgert über diese Beleidigung. »Ich besitze eine Information, die von großer Bedeutung für Sie ist Scott. Wenn Sie mir jetzt nicht zuhören, wird Ihnen das irgendwann leidtun.«
Wutschnaubend hielt Logan an der Tür inne. »Also, was haben Sie mir zu sagen?«
Mrs. Florence legte ihre Hände auf den Knauf ihres Stocks und blinzelte ihn an.
»Madeline erwartet ein Kind von Ihnen. Bedeutet Ihnen das denn gar nichts?« Während des darauffolgenden Schweigens beobachtete sie ihn aufmerksam und scheinbar voller Genugtuung, die Bombe zum Platzen gebracht zu haben.
Logan starrte die Wand an. Sein Herzklopfen erschien ihm unnatürlich laut. Sicherlich handelte es sich um eine Lüge, wie alles, was Madeline für ihren Plan in die Wege geleitet hatte.
Schließlich schüttelte er heftig den Kopf. »Nein. Es bedeutet mir nichts.«
»Verstehe.« Die alte Frau blickte ihn durchdringend an. »Ihnen ist klar, was mit Maddy geschehen wird. In einer Familie wie der ihren kann sie das Baby nur in aller Heimlichkeit gebären und muss es dann Fremden überlassen.
Oder sie muss ihr Elternhaus verlassen, sich allein durchs Leben schlagen und so gut es eben geht für sich und das Kind sorgen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Ihnen eine der von mir geschilderten Alternativen zusagen würde.«
Er zwang sich zu einem verächtlichen Schulterzucken. »Soll sie doch tun, was sie für richtig
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