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Du gehörst zu mir

Du gehörst zu mir

Titel: Du gehörst zu mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Mrs. Florences Gesicht das einzig freundliche, das ihr in den letzten beiden Monaten begegnet war. »Ich musste Sie sehen. Ich muss mich jemandem anvertrauen. Ich hatte das Gefühl, dass Sie mich nicht abweisen würden … oder mich dafür verachteten, was ich ihnen erzählen möchte.«
    »Haben Sie denn keine Großmutter, der Sie sich mitteilen können?«
    »Nur eine, mütterlicherseits.« Madeline dachte an ihre strenge, religiöse Großmutter und erschauerte. »Sie wäre mir keine Hilfe, muss ich leider gestehen.«
    »Wird es Ihre Eltern denn nicht verwundern, wenn sie Ihr Verschwinden bemerken, Maddy?«
    Madeline schüttelte den Kopf. »Meinen Eltern habe ich erzählt, dass ich meine Schwester Justine besuche. Ich glaube, sie waren froh, mich endlich für eine Weile aus dem Haus zu haben. Ich habe ihnen viel Ärger gemacht, ganz zu schweigen von der damit verbundenen Peinlichkeit.« Sie brach ab und fuhr dann stockend fort: »Eine Situation, die sich noch zuspitzen wird, befürchte ich.«
    Mrs. Florence starrte sie prüfend an, und ihren wachsamen Augen entging nichts. Sie tätschelte Madelines verkrampfte Schulter. »Ich glaube, ich weiß, warum Sie hier sind, mein Kind. Es war richtig, dass Sie zu mir gekommen sind – richtiger, als Sie denken. Gehen Sie in den Salon, mein Kind, ich werde den Diener bitten, Ihr Gepäck ins Haus zu bringen. Sie können so lange bleiben, wie Sie möchten.«
    »Ich habe eine Bedienstete und einen Kutscher.«
    »Ja, die beiden werden wir ebenfalls aufnehmen.« Sie wandte sich dem wartenden Dienstmädchen zu. »Cathy, bereite ein Abendessen für meinen Gast vor und serviere es im Salon.«
    »Ich habe keinen Hunger«, wandte Madeline ein.
    »Sie haben abgenommen, Maddy … und das ist nicht ratsam für ein Mädchen in Ihrem Zustand.«
    Sie tauschten einen vielsagenden Blick aus. »Woher wissen Sie das?« fragte Madeline.
    »Warum sollte ich es nicht wissen?« Mrs. Florence nickte betrübt. »Nichts anderes könnte diesen Ausdruck in Ihren Augen hervorrufen. Ich schätze, Ihre Eltern wissen es noch nicht?«
    »Nein«, erwiderte Madeline mit nervöser Stimme. »Und ich weiß nicht ob ich überhaupt die Kraft besitze, es ihnen zu sagen. Ich fühle mich … sehr allein, Mrs. Florence.«
    »Komm, meine Kleine, wir reden darüber.«
    Begeisterungsrufe und frenetischer Applaus erhoben sich, als Logan die Bühne verließ. Die Vorstellung war überzeugend gewesen, auch wenn er seine Rolle nicht zu seiner vollen Zufriedenheit gespielt hatte. Er hatte alles darangesetzt, um die Höhen und Tiefen des von ihm dargestellten Charakters hervorzuheben, dennoch war sein Versuch halbherzig geblieben.
    Mit finsterer Miene beachtete Logan sein Ensemble so wie die Mitarbeiter nicht, die an ihn heranzukommen versuchten. Er betrat seine Garderobe, zog sein schweißnasses Hemd aus und warf es zu Boden. Über seine Waschschüssel gebeugt, bemerkte er in seinem Ankleidespiegel einen dunklen Schatten. Abrupt drehte er sich um, und sein verblüffter Blick fiel auf eine alte, in der Ecke kauernde Frau.
    Sie musterte ihn mit einer Gelassenheit, als habe sie das Recht dort zu sitzen. Obwohl sie zerbrechlich wirkte, besaß sie eine bemerkenswerte Aura, und sie trug ihr Alter mit sichtlichem Stolz.
    Eine ihrer runzligen, mit kostbaren Ringen überladenen Hände umklammerte, den Knauf eines kunstvoll mit Silber beschlagenen Gehstocks. ihr pfirsichfarbenes Haar ließ darauf schließen, dass es früher einmal flammendrot gewesen sein musste. Während sie ihn interessiert beobachtete, blitzten ihre braunen Augen vor Neugier.
    »Man sagte mir, ich könne hier auf Sie warten«, erklärte sie.
    »In meiner Garderobe empfange ich keine Besucher.«
    »Eine durchschnittliche Vorstellung«, fuhr sie fort, seine schroffe Äußerung nicht beachtend. »Glatt und recht routiniert.«
    Wehmütig grinsend überlegte Logan, wer zum Teufel diese Frau war. »In letzter Zeit wird mir häufiger Mittelmäßigkeit vorgeworfen.«
    »Oh, Sie waren recht zufriedenstellend als Othello«, versicherte sie ihm. »Jeder andere Schauspieler hätte diese Aufführung als Höhepunkt seiner Karriere bezeichnet. Allerdings genoss ich vor einigen Jahren das Privileg, Sie in demselben Stück in der Rolle des Jago zu bewundern. Ich muss gestehen, dass ich Ihre Interpretation dieses Charakters einfach großartig fand. Sie verfügen über außergewöhnliches Talent, sofern Sie davon Gebrauch machen. Ich habe schon oft gedacht, wie traurig es ist, dass

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