Du Kannst Es, Du Weisst Es Nur Noch Nicht: Die Kraft Der Hypnose
wenn auch Sie sich zur Ruhe begeben haben.
Ein anderen Beispiel: der Strand . Stellen Sie sich vor, Sie liegen am Strand, möglicherweise auf einer Liege. Können Sie das Meer rauschen hören? Vielleicht riechen Sie das Salz in der Luft, schmecken es auf Ihren Lippen. Spüren Sie den Wind, der über Ihre Haut fährt. Möglicherweise spüren Sie die Wärme der Sonne auf Ihrem Gesicht. Atmen Sie tief durch und genießen Sie diesen angenehmen Zustand.
Wie ist es Ihnen gelungen, sich auf diesen Strand einzulassen?
Der Umgang mit der eigenen Vorstellungsgabe ist nicht allein Spielerei. Denn die Imagination ist eine mächtige Verbündete in unserem Leben. Wir werden im dritten Teil dieses Buches ein wenig mehr üben und uns einen Wohlfühlraum und manches mehr schaffen.
Alles bloß Einbildung?
Was immer wir uns vorgestellt haben, das können wir auch verändern. Zu dieser Ansicht gelangte schon der französische Psychiater Pierre Janet Ende des 19. Jahrhunderts. Etliche seiner späteren Kollegen gründeten ihre Therapieformen auf der Kraft der Imagination oder banden sie in ihre Behandlungsmethoden ein, unter ihnen C. G. Jung, Hanscarl Leuner mit seiner geführten Tagtraumtechnik, Eugene Gendlin und viele andere mehr. Entspannungstherapie baut auf der Kraft der Vorstellung auf, aber auch die anerkannte Krebstherapie nach Simonton, in der Patienten lernen, ihr Immunsystem zu mobilisieren. Überhaupt finden sich im Bereich der Medizin und Heilung ungezählte Beispiele für die Kraft der Imagination.
Ganz offenbar spielt die Vorstellungskraft beim Gesundwerden eine große, ernstzunehmende Rolle. Jedes neue Heilverfahren wird heutzutage in Studien anhand von Placebos ertestet. Mit Placebo ist in der Regel ein Stoff gemeint, der ohne jegliche Wirkung ist und als Kontrolle zu dem eigentlichen Medikament eingesetzt wird. Es kann sich dabei um eine Tablette oder Injektion, aber auch um ein Gerät oder sogar eine Operation handeln. Ein Placebo kann bei den Patienten zudem nicht nur Heilerfolge erzielen, es kann auch mögliche Nebenwirkungen hervorrufen. In zahlreichen wissenschaftlichen Studien hat sich gezeigt, dass allein der Glaube, ein wirksames Medikament verabreicht zu bekommen, schon ausreichen kann, gesund zu werden. Und dabei handelt es sich keineswegs nur um leichte Befindlichkeitsstörungen, die oft von selbst verschwinden. So behandelte ein amerikanischer Orthopäde einhundertachtzig Patienten, die unter Knie-Arthrose litten. Zwei Drittel operierte er nach der klassischen Methode, bei den verbleibenden sechzig Patienten setzte er nur oberflächliche Schnitte und ließ sie in dem Glauben, operiert worden zu sein. Nach Ablauf von zwei Jahren gaben neunzig Prozent seiner Patienten an, mit dem Erfolg der Operation zufrieden zu sein. Unter denen, die sich als schmerzfrei bekannten, waren die zum Schein operierten Patienten in der Überzahl. Ein überraschendes Ergebnis – doch in der Placeboforschung ist so etwas mittlerweile gang und gäbe.
Die wissenschaftlichen Studien über Placebos sind zu zahlreich, als dass man all die erstaunlichen Erfolge als Zufall oder bloße Einbildung abtun könnte. Ganz offensichtlich ist der »innere Heiler« stark am Gesundwerden beteiligt. Doch gerade die Placeboforschung zeigt uns, dass wir Menschen in uns Ressourcen haben, auf die wir ohne Hilfsmittel meist nicht zugreifen können. Wir glauben, wir brauchen den Arzt, der die Diagnose stellt, wollen einen Namen für die Krankheit und für die Behandlung sowie ein möglichst neues, hochwirksames Medikament. Schon im 19. Jahrhundert erkannte der französische Arzt Armand Trousseu: »Man sollte so viele Patienten wie möglich mit den neuen Arzneien behandeln, solange sie noch die Macht haben zu heilen.« Die Vorstellungskraft, zusammen mit der Suggestion, kann wahre Wunder vollbringen.
Wie wäre es nun, wenn wir Menschen die Kraft hätten, ohne äußere Hilfsmittel – wie das Placebo oder das Medikament, den Arzt im weißen Kittel oder den Ort der Wunderheilungen – auf unsere Selbstheilung einzuwirken? Wie wäre es, wenn nicht Selbstzweifel und negative Erwartungen, die oft mit einer Diagnose einhergehen, und letztendlich Angst uns beeinflussen würden?
Hier genau kann die Hypnose ansetzen. Im hypnotischen Zustand sind wir eher bereit, eine Suggestion als Wahrheit anzunehmen, und zugleich empfänglich für hypnotische Sprachmuster. Wie wir gesehen haben, ist in der Hypnose der kritische Teil in uns weniger aktiv, er kann leichter
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