Du Kannst Es, Du Weisst Es Nur Noch Nicht: Die Kraft Der Hypnose
aber auch von der Fähigkeit, uns auf andere einzustellen. Denn mithilfe der Sprache wollen wir uns dem anderen ja nähern, uns und unsere Gedanken, Bedürfnisse ausdrücken. Wer vor anderen mit seinem Fachwissen protzt und dabei Worte gebraucht, die keiner versteht, zeigt vor allem eines: dass er nicht auf seine jeweilige Umgebung eingeht, zumindest nicht in diesem Augenblick.
Sprache begleitet uns im Alltag – doch was hat sie mit Hypnose zu tun? Wie wir erfahren haben, gibt es in unserem Alltag viele Situationen, die Kennzeichen eines hypnotischen Zustands aufweisen. Typisch dafür ist die Konzentration auf einen Reiz, etwa die Landschaft, die vor unseren Augen vorüberfliegt, während wir im Zug sitzen. Wir schauen raus, ganz auf den Ausblick konzentriert, und mit einem Mal driften wir weg. Ähnlich kann es uns auch im Gespräch gehen. Wir lauschen der Stimme eines Redners oder unserem Gegenüber und lassen uns davontragen.
Zudem sind wir empfänglich – die Landschaft draußen kann uns in eine angenehme Entspannung versetzen, die Worte und die Stimme des Redners können zu unserem Unterbewusstsein vordringen und uns beeinflussen. Ein erfahrener medizinischer Hypnotiseur kann allein mithilfe der Sprache so auf den Patienten einwirken, dass dessen Schmerzempfinden nachlässt und schließlich sogar ganz ausgeschaltet wird.
Worte haben Macht – und die Techniken, mit denen sie aneinandergereiht werden, machen sie zu einem wichtigen Instrument.
Yes-Set
Das Yes-Set ist eines der stärksten Sprachmuster, die Sie nutzen können. Mit dem Yes-Set bringt man sein Gegenüber dazu, innerlich Aussagen zu bejahen, um dann eine Suggestion nachfolgen zu lassen.
Ein Beispiel: »Während Sie nun auf dem Stuhl sitzen und diesen Text lesen, und ihn Wort für Wort wahrnehmen können und sogar Geräusche in Ihrer Umgebung bemerken, fallen Ihnen jetzt schon Möglichkeiten ein, wo Sie diese neue Technik einsetzen können.«
Wie Sie vielleicht bemerkt haben, konnten Sie den ersten Aussagen zustimmen: Während Sie nun auf dem Stuhl sitzen (Ja, tue ich) und diesen Text lesen (Ja, stimmt), und sogar Geräusche in Ihrer Umgebung bemerken (Ich vergewissere mich mal kurz … Ja, stimmt), fallen Ihnen jetzt schon Möglichkeiten ein, wo Sie diese neue Technik einsetzen können (Ja, zum Beispiel in der Firma oder bei meiner Partnerin). Der letzte Teilsatz in unserem Beispiel ist die Suggestion. Das Interessante dabei ist, dass Sie an diesem Punkt gar nicht mehr in Frage stellen, ob Ihnen Möglichkeiten einfallen, sondern direkt darüber nachdenken, welche Möglichkeiten das sein könnten. Vereinfacht ausgedrückt geht Folgendes in Ihnen vor: »Ich habe jetzt schon dreimal ja gesagt, warum also nicht auch beim vierten Mal.«
Vorannahmen (Präsuppositionen)
Die Vorannahmen oder eben auch Präsuppositionen gehören zu meinen persönlichen Lieblingssprachmustern. Weil sie, wenn sie geschickt angewandt werden, sehr gut an dem besagten kritischen Teil vorbeikommen. In diesen Vorannahmen geht es darum, eine Information direkt ins Unterbewusstsein zu bringen, ohne dass sie hinterfragt wird. Dies geschieht dadurch, dass wir die Information auf eine ganz bestimmte Weise »verpacken«.
Ein Beispiel: »Es ist ganz egal, ob Sie sich jetzt, morgen oder erst in ein paar Tagen mit diesen Sprachmustern beschäftigen. Glücklicherweise ist es ganz einfach, sie zu erlernen.«
Was ist geschehen? In der Regel haben Sie jetzt schon unterbewusst akzeptiert, dass Sie die Sprachmuster lernen werden: egal, ob jetzt, morgen oder in paar Tagen. Dies ist die erste Vorannahme in dem Satz. Das Einzige, was hier hinterfragt wird, ist, wann Sie sie lernen werden. Es gibt aber noch eine zweite Vorannahme. Lesen Sie den Text noch einmal durch. Haben Sie sie schon entdeckt? Richtig! Nämlich: dass es einfach ist.
Wenn ich anstelle der beiden Sätze geschrieben hätte: »Sie werden die Sprachmuster lernen. Das ist ganz einfach«, so hätten Sie möglicherweise geantwortet: »Moment mal, wer sagt denn, dass ich sie lerne? Vielleicht will ich das ja gar nicht. Und wer sagt überhaupt, dass es einfach ist?«
Das Interessante bei diesen Sprachmustern ist, dass Sie den Eindruck bekommen, Sie hätten eine Wahl. Aber die einzige Wahl, die Sie haben, ist, wann Sie es lernen werden, und nicht ob.
Double Bind
Auch die so genannten Double Binds gehören zu Sprachmustern, deren Wirkung man schwer widerstehen kann. Und sie begegnen uns ständig im täglichen Leben. Auf Seite 86
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