Du Kannst Es, Du Weisst Es Nur Noch Nicht: Die Kraft Der Hypnose
bremsen. So habe ich mir auch an jenem Tag gesagt: »So, heute nichts Süßes!« Ich hatte die Rechnung aber ohne mein Unterbewusstsein gemacht. Und so ging ich irgendwann am Tag in die Küche, um mir ein Glas Wasser zu holen. Als ich ins Wohnzimmer zurückkehrte und mich hinsetzte, und wirklich erst dann, stellte ich fest, dass ich in der einen Hand ein Glas Wasser hielt und in der anderen fünf Kekse, die sich eigentlich in einer Tüte in der Küche befinden sollten. So hatte also mein Unterbewusstsein einfach die Führung übernommen, ohne es dem Bewusstsein mitzuteilen.
Dies passiert uns allen sehr häufig am Tag. Als Menschen sind wir stark unseren Gewohnheiten verhaftet. Unser Verhalten läuft nach gewissen Mustern ab, die sich im Laufe der Jahre in uns mehr und mehr verfestigen. Haben Sie sich selbst einmal beobachtet, wenn Sie spazieren gehen? Vielleicht laufen Sie bewusst über die Wiesen querfeldein, doch wenn Sie sich in Ihren Gedanken verlieren, gehen Sie oft auf Trampelpfaden weiter. Ähnlich ist es auch mit unserem Verhalten und unseren Gewohnheiten. Wir können uns ganz bewusst entscheiden, uns anders zu ernähren, doch sind wir auch nur einen Augenblick unachtsam, greifen wir automatisch zu den Lebensmitteln, an die wir gewöhnt sind.
Daran ist nichts Schlechtes. Unsere Handlungen haben sich automatisiert, und wenn das nicht so wäre, könnten wir uns im Leben gar nicht zurechtfinden. Stellen Sie sich vor, Sie müssten alles ganz bewusst machen, angefangen vom Atmen über das Blinzeln bis hin zum Erkennen der Buchstaben hier vor Ihren Augen, das Überprüfen, ob die Worte richtig geschrieben sind, die Sie gerade lesen, dann das Heben der Hand, das Anfassen des Papiers, um die Seite umzublättern ... Wir sind darauf angewiesen, dass gewisse Handlungen unwillkürlich ablaufen. Denn sonst könnten wir uns nicht auf das Wesentliche konzentrieren. Denken Sie an das Autofahren. Erinnern Sie sich noch an Ihre erste Fahrstunde? Milton Erickson fragte einmal einen Patienten, ob er denn bewusst oder unbewusst Auto fahre. »Bewusst natürlich!«, antwortete der Patient überzeugt. Worauf Erickson antwortete, dann wolle er auf keinen Fall zu ihm ins Auto steigen.
Richtig! Wer Autofahren kann, hat die Lernprozesse verinnerlicht und handelt unwillkürlich. Er muss nicht erst nachdenken, was zu tun ist, um den Wagen zum Stehen zu bringen – der Fuß drückt ganz automatisch auf die Bremse. Dadurch bleibt mehr Raum für die Aufmerksamkeit, die Wachsamkeit.
Oder stellen Sie sich einen Geiger vor. Wenn er die Technik nicht beherrscht, wird es wohl kaum eine Freude sein, ihm zuzuhören. Wenn er hingegen nur auf die Technik achtet, sich konzentriert, wo er den Finger aufs Griffbrett setzt und wie sich seine Bogenhand bewegen muss, kommt keine Musik zustande.
Unser Alltag ist voll von automatisierten Handlungen. Das können Sie ganz einfach selbst herausfinden, indem Sie sich vornehmen, einmal Zeuge Ihrer Handlungen zu werden. Fühlen Sie, wie Sie dasitzen, wie Ihr Körper die Unterlage berührt. Wie die Kleidung anliegt. Wie Ihr Brustkorb sich beim Ein- und Ausatmen hebt und senkt. Wie Sie das Buch halten. Wie Sie jeden einzelnen Buchstaben sehen und zu einem Wort zusammenfügen. Wie Sie daraus einen Sinn erkennen. Wie sich Ihre Augen bewegen, um das nächste Wort zu erfassen. Spüren Sie noch Ihre Atmung? Sie war die ganze Zeit da. Haben Sie gemerkt, wie Ihre Augenlider auf- und zugegangen sind? Und während Sie dorthin gespürt haben – war Ihnen da bewusst, dass Sie wieder Buchstabe für Buchstabe erkannt, zu einem Wort zusammengefügt und den Sinn herausgefunden haben?
Die Übung der Achtsamkeit ist ein Mittel, sich seine Handlungen ins Bewusstsein zu rufen. Ein anderes Mittel ist die Hypnose mitsamt ihren Techniken. Mit ihrer Hilfe können wir uns Handlungen nicht nur bewusst machen, sondern wirksam die unerwünschten Verhaltensmuster unterbrechen. Wir folgen nicht länger den Trampelpfaden, sondern nehmen den Weg über die Brücke hin zu unserem Mehr an Möglichkeiten.
Denn viele unserer Verhaltensweisen steigern nicht unser Wohlbefinden, sondern wirken sich negativ auf uns aus. Das muss nicht nur der Snack sein, den wir ganz automatisch aufessen, auch wenn wir längst keinen Hunger mehr haben. Verhaltenweisen, die wir angenommen haben, die uns aber nicht glücklich machen, gibt es in vielen Bereichen des Lebens. Vielleicht lassen wir uns provozieren? Greifen zur Zigarette, obwohl wir mit dem Rauchen
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