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Du kannst mich einfach nicht verstehen: Warum Männer und Frauen aneinander vorbeireden (German Edition)

Du kannst mich einfach nicht verstehen: Warum Männer und Frauen aneinander vorbeireden (German Edition)

Titel: Du kannst mich einfach nicht verstehen: Warum Männer und Frauen aneinander vorbeireden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Tannen
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bespräche.
    Wenn Männer mit ihren Freunden telefonieren, diskutieren sie vielleicht über Geschäftliches, über den Aktienmarkt, über ein Fußballspiel oder über Politik. Auch Männer tratschen (obwohl sie es wahrscheinlich anders nennen würden) in dem Sinn, dass sie über sich selbst und andere reden. Aber sie sprechen eher über politische als über persönliche Beziehungen: über die Macht der Institutionen, über wirtschaftliche Erfolge und Misserfolge, über einen Vorschlag, der vom Vorstand vielleicht oder vielleicht auch nicht angenommen wird, über einen Plan, um mehr Geld zu machen. Wenn Männer tatsächlich einmal ihre Frauen oder ihre Familien erwähnen, werden sie wahrscheinlich nur kurz darauf eingehen und nicht lang und breit davon erzählen. Wenn sie ein schwieriges persönliches Problem ansprechen, werden sie es wahrscheinlich nur in Form einer vagen und minimalen Andeutung tun (»eine böse Sache«).
    Ein Mann beschrieb mir, wie er Thanksgiving verlebt hatte. Drei Generationen aus der Familie seiner Frau waren zusammengekommen: Brüder und Schwestern, deren Kinder und Eltern. Die Männer gingen nach draußen, um Fußball zu spielen, während die Frauen im Haus blieben und sich unterhielten. Es lief darauf hinaus, dass die älteren Frauen der jüngsten Enkeltochter erzählten, dass sie zu jung zum Heiraten sei.
    Vorhin hatten wir gesehen, dass es Männern ein Rätsel ist, warum Frauen so gern über Probleme sprechen; sie missverstehen die rituelle Klage als Ratsuche. Jetzt wird deutlich, dass das Problemgespräch lediglich eine Variante des altbekannten vertraulichen Gesprächs bildet, das man als Klatsch bezeichnen könnte. Lösungsangebote für kleinere Probleme gehen nicht nur am Wesentlichen vorbei, sie schneiden auch die Unterhaltung – und damit das eigentlich Wesentliche – ab. Wenn ein Problem gelöst ist, muss man ein neues finden, um das vertrauliche Gespräch in Gang zu halten.

Die große Bedeutung des Smalltalks
    Smalltalk ist wichtig, um ein Gefühl von Gemeinsamkeit aufrechtzuerhalten, wenn es nichts Besonderes zu erzählen gibt. Freundinnen und Verwandte halten Konversationen in Gang, indem sie sich lang und breit über Kleinigkeiten auslassen. Die Gewissheit, dass sie später solche Gespräche führen können, gibt Frauen das Gefühl, nicht allein im Leben zu stehen. Niemanden zu haben, dem sie ihre Gedanken und Eindrücke mitteilen können, gibt ihnen das Gefühl, allein zu sein. Diese Situation wird in einer Kurzgeschichte mit dem Titel »In And Out« von Ursula K. Le Guin anschaulich dargestellt. Eine Frau, die gern lernen möchte, wie man töpfert, wird von einem hilfsbereiten Töpfer im Ort beraten. Er schenkt ihrem Anliegen mehr Aufmerksamkeit, als ihr lieb ist, und sie findet es schwierig, seinen Ratschlägen zu entkommen. Als sie schließlich wegfährt, ruft er ihr nach,
    wenn sie es mal auf seiner Töpferscheibe versuchen wollte, könnte sie jederzeit vorbeikommen, was den starken Wunsch in ihr weckte, im Büro zu sein, wo sie irgendjemandem erzählen könnte. »Er hat gesagt: ›Kommen Sie vorbei, und töpfern Sie auf meiner Scheibe!‹«
    So, wie eine Schriftstellerin in den kleinen Ereignissen ihres Lebens den Stoff für eine Geschichte sieht, so sieht Le Guins fiktive Gestalt ihre Erlebnisse als möglichen Stoff für ein Gespräch. Ref 39
    Studenten in meinem Kurs über geschlechtsspezifisches Gesprächsverhalten haben Alltagsplaudereien zwischen befreundeten Frauen und zwischen befreundeten Männern auf Tonband aufgenommen. Die Aufzeichnung der Frauengespräche bereitete keine Probleme; das lag zum Teil daran, dass die meisten der Studenten Frauen waren, zum Teil aber auch daran, dass Freundinnen und weibliche Verwandte entgegenkommend reagierten, wenn man bat, »eine Plauderei mit ihrer Freundin aufzeichnen« zu dürfen. Doch bei den Männern löste dieselbe Bitte sehr gemischte Reaktionen aus. Die Mutter einer Studentin stimmte bereitwillig zu, doch ihr Vater behauptete steif und fest, dass er nicht mit seinen Freunden plaudere. »Rufst du nie bei Fred an?«, fragte die Tochter und berief sich auf einen Mann, den sie als guten Freund ihres Vaters kannte. »Nicht oft«, antwortete er. »Und wenn ich es tue, dann deshalb, weil ich ihn etwas fragen muss, und wenn ich die Antwort erhalten habe, hänge ich auf.«
    Der Ehemann einer anderen Frau übergab ihr voll Stolz und Befriedigung ein Tonband. »Das ist ein wirklich gutes Gespräch«, verkündete er, »weil

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