Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Du kannst mich einfach nicht verstehen: Warum Männer und Frauen aneinander vorbeireden (German Edition)

Du kannst mich einfach nicht verstehen: Warum Männer und Frauen aneinander vorbeireden (German Edition)

Titel: Du kannst mich einfach nicht verstehen: Warum Männer und Frauen aneinander vorbeireden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Tannen
Vom Netzwerk:
wusste jetzt zwar noch immer nicht, was in dem Mann vorging, aber sie hatte erfahren, was Nadine davon hielt, dass sie ihren vollen Namen benutzte.

Mitteilungen und Metamitteilungen im Streit
    Obwohl Frauen vielleicht vor offenem Streit zurückschrecken und Männer vielleicht zu spielerischen Auseinandersetzungen neigen, gibt es viele Situationen, in denen Männer und Frauen einen gemeinsamen Konflikt offen und ernsthaft austragen wollen. Solche Streitgespräche lösen häufig Frustrationen aus, nicht nur über den Gegenstand des Streits, sondern auch über die Argumentationsweise des anderen. Von zentraler Bedeutung ist auch hier der Unterschied zwischen Mitteilung und Metamitteilung.
    Ein Mann erzählte mir von dem folgenden Gespräch, weil es seiner Ansicht nach treffend illustrierte, warum er es frustrierend fand, mit einer Frau zu streiten. Die Auseinandersetzung begann damit, dass sie ihn mitten in der Nacht weckte.
    Er: Was ist los?
    Sie: Du machst dich so breit.
    Er: Tut mir leid.
    Sie: Das machst du immer.
    Er: Was?
    Sie: Mich ausnutzen.
    Er: Moment mal. Ich hab geschlafen. Du kannst mich doch nicht für etwas verantwortlich machen, was ich tue, wenn ich schlafe.
    Sie: Und was war damals, als …
    Sie zog ihn dann für vergangene Verfehlungen zur Rechenschaft.
    Es war schwer für dieses Paar, eine gemeinsame Basis für seinen Streit zu finden, weil es sich auf verschiedenen Ebenen bewegte. Er war auf die Mitteilungsebene konzentriert: Er machte sich im Bett zu breit. Aber sie war auf die Metaebene fixiert: In seinen Schlafgewohnheiten zeigte sich, dass er sie auch sonst ausnutzte, dass er sich in der Beziehung »zu breit« machte. Sie ergriff die Gelegenheit dieser konkreten Verfehlung, um das Verhaltensmuster, das sich darin spiegelte, zu diskutieren. Er empfand es als unfair, dass sie lauter alte Geschichten aus dem Hut dieses ungewollten Fehlverhaltens zog, als ob es lauter bunte Taschentücher in einem Zaubertrick wären.
    Genau dieselben Ansichten, in ähnlicher Zuordnung, kennzeichnen einen Dialog in Anne Tylers Roman Die Reisen des Mr. Leary. Macon und Muriel leben seit längerem zusammen, aber Macon ist noch immer mit einer anderen Frau verheiratet. Macon macht eine beiläufige Bemerkung über Alexander, Muriels Sohn:
    »Ich glaube nicht, dass Alexander die richtige Ausbildung bekommt«, sagte er eines Abends zu ihr.
    »Oh, das reicht ihm.«
    »Ich habe ihn aufgefordert auszurechnen, wie viel Wechselgeld wir wohl herausbekommen haben, als wir heute Milch gekauft haben, und er hatte nicht die leiseste Ahnung. Er hat nicht einmal gewusst, dass er subtrahieren muss.«
    »Er ist ja erst in der zweiten Klasse«, sagte Muriel.
    »Ich denke, er sollte auf eine Privatschule gehen.«
    »Privatschulen kosten Geld.«
    »Und? Dann zahle ich eben dafür.«
    Sie hörte auf, den Speck zu wenden, und sah zu ihm hinüber. »Was soll das heißen?«, fragte sie.
    »Bitte?«
    »Was soll das heißen, Macon? Soll das heißen, du willst dich festlegen?«
    Muriel erzählt Macon dann, dass er sich endlich entscheiden müsse, ob er sich scheiden lassen und sie heiraten wolle: Sie könne ihren Sohn nicht auf eine neue Schule schicken und ihn dann wieder herausreißen, wenn Macon zu seiner Frau zurückkehre. Das Gespräch endet damit, dass Macon ungläubig sagt: »Aber ich möchte doch nur, dass er Subtrahieren lernt!« Ref 77
    Wie bei dem Ehepaar, das sich mitten in der Nacht stritt, ist Macon auf die Mitteilungsebene fixiert, auf nichts weiter als Alexanders Rechenkünste. Aber Muriel geht es um die Metamitteilung: Was würde es für ihre Beziehung bedeuten, wenn Macon anfangen würde, die Ausbildung ihres Sohnes zu bezahlen?
    Bei einem Streit, der zwischen einem wirklichen Ehemann und seiner Frau entbrannte, zeigt sich dasselbe Muster. Bei diesem Streit, der von Jane Frank aufgenommen und (unter anderen Gesichtspunkten) analysiert wurde, kam ein Ehemann nach Hause und brachte seine Frau in Harnisch: »Du wirst wohl zu Kreuze kriechen müssen.« Sie hatte gesagt, dass es unmöglich sein würde, ein Gemälde von ganz bestimmter Größe und Form zu finden, das er haben wollte. Jetzt hatte er genau so ein Bild gefunden und wollte, dass sie ihren Irrtum eingestand. Stattdessen behauptete die Frau, dass sie gesagt hätte, es würde schwierig, aber nicht unmöglich sein, so ein Bild zu finden. Sie schlug einen Kompromiss vor: Ihre Bemerkung sei anders gemeint gewesen, als er sie aufgefasst habe. Aber davon wollte er nichts

Weitere Kostenlose Bücher