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Du lebst nur zweimal

Titel: Du lebst nur zweimal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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der Tür am anderen Ende öffnete sich ein Guckloch, durch das. ein großes Auge sie beobachtete. Die Tür wurde geöffnet, und es erschien ein vierschrötiger Mann in Zivil, der an einem kleinen Holztisch gesessen und ein Buch gelesen hatte. Es war ein winziges Zimmer, das keinen anderen Ausgang zu haben schien. Der Mann verbeugte sich. Dikko sprach mit ihm, wobei er immer wieder das Wort »Tanaka-san« gebrauchte. Der Mann verbeugte sich noch einmal. Dikko wandte sich an Bond: »Jetzt müssen Sie allein weiter. Gehn Sie ’rein, Meister! Tiger läßt Sie in Ihr Hotel zurückbringen. Bis später.«
    »Bestellen Sie Mama, ich hätte noch vor meinem Tod gebeichtet«, sagte Bond und ging in das kleine Zimmer, dessen Tür hinter ihm geschlossen wurde. Neben dem Tisch waren mehrere Knöpfe, von denen der Wächter einen drückte. Ein kaum wahrnehmbares Summen ertönte, und Bond spürte, daß sie nach unten sanken. Das Zimmer war ein Lift! Was für nette Scherzchen sich dieser Tanaka als Tarnung ausgedacht hatte! Was kam als nächstes?
    Sie fuhren eine Zeitlang abwärts. Als der Lift anhielt, öffnete der Wächter die Tür, Bond stieg aus - und blieb wie angewurzelt stehen. Er stand auf dem Bahnsteig eines Untergrundbahnhofs! Alles war da: die roten und grünen Signale über den beiden Tunnels! Ein Mann trat heraus und sagte in fließendem Englisch: »Bitte, folgen Sie mir, Commander.« Er ging vor ihm her durch ein Gewölbe, über dem »Ausgang« stand. Doch der Raum, der einmal die Rolltreppen und Fahrkartenschalter aufnehmen sollte, war jetzt mit bequemen vorgefertigten Büros belegt, zwischen denen ein breiter Gang lief. Bond wurde in das erste Büro gebeten, das sich als Warteraum und Vorzimmer entpuppte. Ein Sekretär stand auf, verbeugte sich und ging in das Nebenzimmer. Er kam sofort wieder zurück, verbeugte sich noch einmal und hielt die Tür auf. »Bitte, diesen Weg, Commander.«
    Bond betrat das Zimmer, die Tür schloß sich leise hinter ihm. Die große massige Gestalt, die Dikko ihm beschrieben hatte, kam über den roten Teppich auf ihn zu und streckte ihm die Hand entgegen. »Mein lieber Commander. Guten Morgen. Es ist mir ein großes Vergnügen, Sie kennenzulernen.« Die Augen glitzerten hinter langen dunklen Wimpern, die fast weiblich wirkten. »Setzen Sie sich doch bitte. Wie gefallen Ihnen meine Büros? Zweifellos sind sie ganz anders als die Ihres Chefs. Aber die neue Untergrundbahn wird erst in etwa zehn Jahren fertig, und in Tokio gibt es wenig Büroraum. So kam ich darauf, diesen unbenutzten Bahnhof zu verwenden. Er ist ruhig, abgelegen und kühl. Es tut mir heute schon leid, daß wir hier ausziehen müssen, wenn die Züge einmal fahren können.«
    Bond nahm auf dem Stuhl vor dem leeren Schreibtisch Platz.
    »Eine glänzende Idee. Mir hat die Sache mit den Volksbräuchen über Ihrem Kopf sehr gut gefallen. Sind wirklich so viele Leute in der Welt an Volksbräuchen interessiert?«
    Tiger Tanaka zuckte die Achseln. »Kommt es darauf an? Das Material wird umsonst verteilt. Ich habe den Direktor nie danach gefragt, wer das Zeug liest, Amerikaner, nehme ich an, und Deutsche. Vielleicht noch einige Schweizer. Man kann immer Interessenten für solche Sachen finden. Es ist natürlich eine teure Spielerei. Aber glücklicherweise braucht das Innenministerium, dem ich verantwortlich bin, die Kosten dafür nicht zu tragen. Hier unten müssen wir mit jedem Pfennig rechnen. Ich nehme an, mit Ihrem Budget ist es nicht anders.«
    Bond setzte voraus, daß dieser Mann die veröffentlichten Zahlen des Secret Service kannte. Er sagte: »Mit nicht ganz zehn Millionen Pfund kommt man nicht weit, wenn man die ganze Welt beobachten soll.«
    Die Zähne schimmerten im Neonlicht. »In den letzten fünfzehn Jahren haben Sie aber doch eine Menge Geld dadurch gespart, daß Sie die Tätigkeit in diesem Teil der Welt einstellten.«
    »Sicher. Wir verlassen uns darauf, daß die CIA unsere Arbeit mit erledigt. Sie ist tüchtig und hilfsbereit.«
    »Unter McCone genauso wie unter Dulles?«
    Der alte Fuchs! - »Fast genauso. Heute neigen sie noch mehr dazu, den Pazifik als ihren eigenen Vorgarten zu betrachten.«
    »Aus dem Sie sich die Mähmaschine borgen wollen. Ohne daß es der Gärtner erfährt!« Tigers Lächeln war nun noch tigerhafter.
    Bond mußte lachen. Der alte Gauner hatte zwei und zwei zusammengezählt! Als Bond lachte, stimmte Tiger ein, doch mit Zurückhaltung. Bond sagte: »Bei uns gab’s mal einen Mann namens Cook und

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