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Du lebst nur zweimal

Titel: Du lebst nur zweimal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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noch ein paar andere Leute, die einen Teil dieses Gartens entdeckt haben. Australien und Neuseeland sind zwei große Länder. Sie müssen zugeben, daß unsere Interessen in diesem Teil der Welt durchaus berechtigt sind.«
    »Mein lieber Commander, Ihr Land hatte Glück, daß wir in Pearl Harbour zuschlugen und nicht in Australien. Glauben Sie nicht auch, daß uns dieses Land und Neuseeland zugefallen wären, wenn wir uns anders verhalten hätten? Beides sind riesige Landflächen, noch dazu unterentwickelt. Ihr hättet sie nicht verteidigen können, und die Amerikaner hätten sie nicht verteidigen wollen. Wenn unsere Politik anders gewesen wäre, besäßen wir heute das halbe
    Commonwealth. Ich persönlich habe die Strategie, die sich gegen Pearl Harbour richtete, nie verstanden. Wollten wir Amerika erobern? Die Nachschublinien waren zu lang. Aber Australien und Neuseeland lagen bequem vor der Tür.« Er schob ein Kästchen mit Zigaretten auf Bond zu. »Rauchen Sie? Das sind Shinsei. Eine annehmbare Marke.«
    James Bond hatte nur noch wenige seiner eigenen Zigaretten. Er mußte sowieso demnächst auf die einheimischen Marken zurückgreifen. Außerdem mußte er nachdenken. Er kam sich vor wie bei einem Gipfeltreffen zwischen England und Japan. Er nahm eine Zigarette und zündete sie an. Dann blies er den Rauch langsam aus und lächelte. »Mr. Tanaka, das sind Probleme für Historiker. Mich beschäftigen viel einfachere Dinge - Dinge, die mehr die Zukunft als die Vergangenheit betreffen.«
    »Ich verstehe vollkommen, Commander.« Es mißfiel Tiger Tanaka offensichtlich, daß Bond auf sein Geplänkel mit Allgemeinplätzen nicht länger einging. »Aber wir haben ein Sprichwort: >Rede über das nächste Jahr, und der Teufel lacht.< Die Zukunft ist ungewiß. Jetzt sagen Sie mir aber, wie gefällt Ihnen Japan? Haben Sie sich bisher gut amüsiert?«
    »Ich nehme an, daß man sich mit Dikko Henderson immer gut amüsiert.«
    »Allerdings. Er ist ein Mann, der so lebt, als müßte er morgen sterben. Das ist die richtige Art zu leben. Er ist einer meiner besten Freunde, und ich genieße seine Gesellschaft sehr. Wir haben in vielen Dingen den gleichen Geschmack.«
    Bond fragte ironisch: »Volksbräuche?«
    »Genau.«
    »Er hält sehr viel von Ihnen. Ich kenne ihn nicht gut, aber ich vermute, daß er ein einsamer Mensch ist. Es ist keine glückliche Verbindung, einsam und intelligent zu sein. Wäre es für ihn nicht besser, ein japanisches Mädchen zu heiraten und sich hier niederzulassen? Könnten Sie keine für ihn finden?«
    Es war Bond recht, daß sich ihr Gespräch nun um persönliche Dinge drehte. Er fühlte, daß er auf dem richtigen Weg war. Aber irgendwann würde der unangenehme Augenblick kommen, in dem er sein Anliegen vorbringen mußte. Er freute sich nicht gerade darauf.
    Als hätte er es erraten, sagte Tiger Tanaka: »Ich habe dafür gesorgt, daß unser Freund eine Menge japanische Mädchen kennenlernte. Das Ergebnis war jedesmal negativ oder bestenfalls mittelmäßig. Aber sagen Sie, Commander, wir haben uns doch hier nicht getroffen, um Mr. Hendersons Privatleben zu besprechen. Wie kann ich Ihnen behilflich sein? Geht es um den Rasenmäher?«
    Bond lächelte. »Getroffen. Die Markenbezeichnung für dieses spezielle Gerät ist MAGIC 44.«
    »Ein sehr wertvolles Gerät für viele Zwecke. Ich kann verstehen, daß Ihr Land gern die Dienste dieses Gerätes in Anspruch nehmen möchte. Zufälligerweise kam mir heute morgen eine Probe seiner Fähigkeiten in die Hände.« Tiger Tanaka zog eine Schublade seines Schreibtisches auf und entnahm ihr eine Akte. Es war ein hellgrüner Hefter, der die Aufschrift GOKUHI in japanischen und lateinischen Buchstaben trug. Bond nahm an, daß das soviel wie »Geheimsache« bedeutete. Tanaka bestätigte das, öffnete den Hefter und nahm zwei gelbe Blätter heraus. Bond konnte erkennen, daß das eine mit japanischen Schriftzeichen bedeckt war und das andere ungefähr fünfzig Schreibmaschinenzeilen enthielt. Mr. Tanaka schob ihm dieses Blatt über den Schreibtisch zu. »Geben Sie mir Ihr Ehrenwort, daß Sie keinem Menschen verraten, was Sie jetzt lesen?«
    »Wenn Sie darauf bestehen, Mr. Tanaka.«
    »Ich fürchte, ich muß, Commander.«
    »Na gut.« Bond zog das Blatt zu sich herüber. Der Text war englisch.
    »An alle Stationen zweiter Klasse und höher. Nur vom Empfänger persönlich zu entschlüsseln und dann zu vernichten. Sobald die Vernichtung durchgeführt ist, durch das Codewort

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