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Du lebst nur zweimal

Titel: Du lebst nur zweimal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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Kaiserlichen Bank abgespielt. Der Tag war ganz normal verlaufen, bis sich ein Mann mit einer offiziell aussehenden Armbinde beim Direktor melden ließ. Er komme vom Gesundheitsministerium. Man befürchte die Ausbreitung von Typhus, und er wäre sehr dankbar, wenn der Direktor seine Mitarbeiter im Hof zusammenrufen wolle, damit er ihnen das offizielle Schutzmittel verabreichen könne. Der Direktor verbeugte sich und kam der Bitte nach, und nachdem alles sorgfältig abgeschlossen war, versammelten sich die vierzehn Bankangestellten und hörten sich aufmerksam die kurze Rede über Hygiene an, die der Mann mit der Armbinde hielt. Dann verbeugten sich alle in lobender Anerkennung der Weisheit des Gesundheitsministeriums, und der Beamte nahm fünfzehn Gläser aus seinem kleinen Koffer, in die er aus einer Flasche Medizin eingoß. Er überreichte jedem Angestellten ein Glas und riet ihnen, die Mischung mit einem Schluck hinunterzukippen, da sie sonst vielleicht ihren Zähnen schaden könnte. »Jetzt«, hatte er nach Dikkos Erzählung gesagt. »Alle zusammen! Eins, zwei, drei!« Der ehrenwerte Filialdirektor und die Angestellten der Kaiserlichen Bank von Japan schluckten die ehrenwerte Medizin hinunter und fielen um. Es war reine Blausäure gewesen.
    Der »Beamte des Gesundheitsministeriums« hatte die Schlüssel aus der Hosentasche des Direktors genommen, seinen Wagen mit zweihundertfünfzig Millionen Yen beladen und seelenruhig den Ort des Verbrechens verlassen.
    Und hier, überlegte Bond, traf er auf den gleichen blinden Gehorsam, allerdings gründete er sich in diesem Fall auf die Übereinstimmung mit der Ideologie der Schwarzen Drachen. Blofeld übertrug ihnen Aufgaben, wie Bond sie einige Stunden zuvor miterlebt hatte. Gewisse staatliche Stellen hatten ihn mit Vollmachten ausgestattet. Seine Befehle wurden befolgt. Und es gab ehrliche Arbeit zu verrichten. Ehrliche Arbeit, die viel Aufsehen in der Presse erregte. Und er war ein mächtiger gaijin, der großen Einfluß bei hohen Stellen hatte und gewaltiges Ansehen genoß. Und wenn die Leute sich umbringen wollten, was machte das schon aus? Wenn das Schloß des Todes nicht zur Verfügung stünde, würden sie eben die Eisenbahn oder die Straßenbahn wählen. Das hier war eine öffentliche Einrichtung. Fast eine Unterabteilung des Gesundheitsministeriums! Solange ihre maskos sie vor dem Gift im Park schützten, war es ihre Aufgabe, ihre Arbeiten gewissenhaft zu erledigen; und vielleicht würde man eines Tages im Reichstag sogar einen Selbstmordminister ernennen! Dann würde die große Zeit der Schwarzen Drachen wieder anbrechen, um das Land der aufgehenden Sonne vor der schleichenden, lähmenden Krankheit der demokorasu zu retten!
    Jetzt kamen die beiden Gestalten wieder in Bonds Blickfeld, aber diesmal von links. Sie waren um den See herumgegangen und befanden sich auf dem Rückweg, vielleicht um noch andere Wächter zu inspizieren. Tiger hatte berichtet, daß es wenigstens zwanzig Wächter gab, und daß der Besitz etwa fünfhundert Morgen umfaßte. Fünf Arbeitsgruppen zu je vier Wächtern? Blofelds Visier stand offen. Er unterhielt sich mit der Frau. Sie waren jetzt nur etwa zwanzig Meter entfernt. Sie blieben am Seeufer stehen und betrachteten mit mäßiger Neugier die immer noch erregt zappelnde Masse der Fische um den schwimmenden blauen Anzug. Sie sprachen Deutsch. Bond spitzte die Ohren.
    »Die Piranhas und der vulkanische Schlamm sind brauchbare Einrichtungen«, meinte Blofeld. »Sie halten den Platz hier sauber.«
    »Das Meer und die Haifische sind ebenso nützlich.«
    »Schon, aber die Haifische sind oft nicht zuverlässig. Nimm den Spion, den wir im Befragungsraum hatten. Er war fast unversehrt, als man ihn unten an der Küste fand. Der See wäre sicherer gewesen. Wir wollen doch nicht, daß der Polizeichef von Fukuoka zu oft hier erscheint. Er könnte vielleicht sonst von den Bauern erfahren, wie viele Leute über die Mauer klettern. Das sind immerhin fast doppelt so viel, wie sie mit dem Krankenwagen abholen. Wenn die Zahl weiterhin so schnell ansteigt, wird’s Schwierigkeiten geben. Aus den Zeitungsausschnitten, die Kono für mich übersetzt, ersehe ich, daß man in der Presse schon von einer öffentlichen Untersuchung munkelt.«
    »Und was machen wir dann, Ernst?«
    »Wir werden eine riesige Entschädigung bekommen und woanders hinziehen. Der gleiche Plan kann in anderen Ländern wiederholt werden. Es gibt überall Leute, die sich umbringen wollen. Wir

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