Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Du lebst, solange ich es will

Du lebst, solange ich es will

Titel: Du lebst, solange ich es will Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: April Henry
Vom Netzwerk:
aber das Wäscheschild ist schon etwas verblichen, nicht mehr so steif; es ist klar, dass sie mal jemandem gehört hat. Dass sie jemand anderes schon getragen hat.
    Oh, verdammt, verdammt, verdammt. Wem gehört die? Mir ist klar, dass ich die einzige Frau in seinem Leben bin. Er ist einfach nicht der Typ, der diesen geheimen Raum verlässt und zu seiner Frau oder seiner Freundin zurückkehrt.
    Wem hat diese Unterhose also gehört?
    Ich fange an zu zittern. Denn ich ahne es. Ich weiß es.
    Ich bin nicht das erste Mädchen hier.
    Nur, wo ist meine Vorgängerin jetzt?

MITSCHNITT DER ROB RAINER RADIOSHOW
    Rob Rainer, Radiomoderator: Im Fall der vermissten Kayla Cutler, über die wir so viel hören, hat die Familie jetzt eine Hellseherin namens Elizabeth Lamb hinzugezogen und die Behörden gebeten, mit ihr zusammenzuarbeiten. Unser erster Gast ist Ike Stanley, ehemaliger FBI-Mitarbeiter, der letztes Jahr in den Ruhestand gegangen ist. Glauben Sie an Hellseher, Mr Stanley?
    Ike Stanley, pensionierter FBI-Profiler: Eins der ersten Dinge, die ein Hellseher von den Polizeibeamten verlangt, ist deduktive Folgerungen und Logik außer Acht zu lassen. Das fällt jedem Polizeibeamten unsagbar schwer, denn darauf verlässt er sich sein ganzes Berufsleben lang.
    Aber als FBI-Agent muss man nach allen Seiten offen bleiben, wissen Sie? Wenn jemand bei der Aufklärung eines Verbrechens helfen kann, dann höre ich ihm zu. Und wenn alle Möglichkeiten der polizeilichen Ermittlungen erschöpft sind, wenn die Anfertigung eines psychologischen Persönlichkeitsprofils nichts gebracht hat und wenn die Angehörigen des Opfers dann sagen »Wir möchten einen Hellseher hinzuziehen«, würde ich sagen: Wenn es der Familie des Opfers hilft, ihren Seelenfrieden zu finden, stehe ich dem nicht im Weg.
    Rainer: Aber das ist hier nicht der Fall, oder? Die Polizeibeamten stecken mitten in den Ermittlungen. Soweit wir informiert sind, geht die Polizei einem Hinweis nach, demzufolge ein weißer Lieferwagen in der Nähe der Stelle gesehen wurde, an der Kayla verschwunden ist.
    Stanley: Mir liegen keinerlei Informationen über diesen Fall vor, also kann ich mich nicht dazu äußern. Aber wie gesagt, als ich noch im Dienst war, habe ich immer versucht, die Wünsche der Angehörigen zu respektieren, ob sie nun die Mitglieder der Kirchengemeinde bei der Suche hinzuziehen wollten oder einen Hellseher.
    Rainer: Konnte ein Hellseher Ihres Wissens jemals bei der Aufklärung eines Verbrechens helfen, Mr Stanley?
    Stanley: Ich war ein paarmal dabei, als ein Hellseher hinzugezogen wurde. Wenn sie jemals zur Aufklärung eines Verbrechens beigetragen haben, dann meiner Erfahrung nach meistens durch sehr vage Informationen. Zum Beispiel erinnere ich mich an einen Fall, bei dem das Entführungsopfer später in der Nähe eines Kratersees gefunden wurde und der Hellseher uns sagte: »Sie finden das Opfer in der Nähe eines Gewässers.« Nun ja, ein Kratersee ist ein Gewässer und »in der Nähe« deckt ein großes Gebiet ab.
    Während meiner beruflichen Tätigkeit beim FBI habe ich mich immer bemüht, offen zu sein. Ich habe versucht, zuzuhören. Ich weiß, dass es Hellseher gibt, die sagen: »Ich habe für das FBI als Berater gearbeitet.« Aber wenn es darum geht, ob ein Fall jemals allein durch die Information eines Hellsehers gelöst oder ein Entführungsopfer gefunden wurde, ob nun tot oder lebendig, muss ich sagen Nein. Das habe ich noch nicht erlebt.

Der neunte Tag
GABY
    Kaum komme ich von der Schule nach Hause, klingelt das Telefon in der Küche. Es dauert eine Sekunde, bis ich das Geräusch zuordnen kann. Unsere Nummer steht nicht im Telefonbuch und die meisten Leute rufen uns einfach auf den Handys an. Die einzige Person, die auf dem Festnetz anruft, ist meine Oma. Ich glaube, Handys sind in ihren Augen keine richtigen Telefone.
    Auf dem Display steht Cutler. In meinem Mund breitet sich ein bitterer Geschmack aus. Ich hebe den Hörer ab.
    »Hallo?«, sage ich zurückhaltend. Warte auf die Neuigkeit.
    »Kann ich bitte mit Gaby sprechen?«
    »Ist am Apparat.« Haben sie Kayla gefunden? Lebt sie noch?
    »Hier ist Mrs Cutler, Kaylas Mutter. Ich wollte fragen, ob du bei uns vorbeikommen könntest, damit die Familie mit dir reden kann.«
    Wahrscheinlich gibt es gar keine Neuigkeiten. Wie lange kann das noch so weitergehen? Es ist, als würde man auf eine Strafe warten. »Ähm, jetzt gleich?«
    »Ja. Wenn es geht. Es ist wichtig.«
    Geht es um den Typen, den Drew für

Weitere Kostenlose Bücher