Du machst Schule!: Warum das Bildungssystem versagt, was junge Menschen wirklich lernen müssen und wie wir ihnen dabei helfen
erzählen, das nicht im Lehrplan stand, war gut auf die Stunden vorbereitet. Er besaß genug Autorität, um der Klasse ihre Grenzen aufzuzeigen, und war in der Lage, das Lerntempo so anzugleichen, dass die Mehrheit mitkam. Er war ein Berufener, der die Menschen mochte: vorangehend, fair, präsent, freundlich, vertrauenswürdig und verstehend. Daran hat sich bis heute nichts geändert.
Schüler wünschen sich vom Lehrer, dass er sie als vielschichtige Menschen mit Gefühlen wahrnimmt und anerkennt. Sie erhoffen sich ermutigende Unterstützung bei dem Abenteuer Lebensreise in der Form: »Du kannst es schaffen.« Sie wünschen sich erreichbare, berechenbare und anfechtbare Lehrer – keine Übermenschen oder Wegseher. Schüler brauchen einen Austausch auf Augenhöhe, Hilfe und Unterstützung bei Bedarf, eine faire Notengebung. Sie sehnen sich danach, dass alltägliche Situationen ins Lerngeschehen einbezogen werden. Ein respektierter Lehrer wird sich selten über Störungen im Unterricht beklagen müssen, denn wie lautet
die Kernaussage führender Erziehungswissenschaftler: Der motivierende Unterricht löst jedes Disziplinproblem!
Ein guter Lehrer kann motivieren und begeistern
In erster Linie bestimmt die Arbeitshaltung des Lehrers die Arbeitshaltung des Schülers. Meiner Meinung nach kann schlechter Unterricht nicht den bösen Schülern und uninteressierten Eltern, den praxisfernen Lehrplänen oder sonstigen Umständen angelastet werden. Die Schule ist für die Schüler da, und es ist die vernehmliche Aufgabe eines Lehrers, alles zu tun, dass sich diese Schüler bestmöglich entwickeln können. Es ist die oberste Maxime des Lehrers, auf die Einhaltung der Grenzen im alltäglichen Miteinander zu achten, selbst wenn er sich den Zorn des einen oder anderen Elternteils zuzieht. Denn es gehört zu seinen pädagogischen Aufgaben, dass sich die jungen Menschen nicht gegenseitig behindern und sich optimal entwickeln können.
Lehrer wünschen sich fleißige, interessierte und aktive Schüler. Und dafür müssen sie selbst diese Attribute im Überfluss besitzen. Jede Wirkung hat eine Ursache. Motivierte Schüler kann ich nur erwarten, wenn ich jedem Schüler das Gefühl vermittle: »So, wie du bist, bist du ok und ich glaube, dass noch mehr in dir steckt.«
Es ist nicht Aufgabe des Lehrers, die Komfortzone der Schüler zu wahren. Sondern er muss vor allem dem Schüler zeigen, dass dieser mit dem, was in ihm steckt, noch über sich hinauswachsen kann. Dabei wird der Lehrer auf Widerstände stoßen, denn jeder Mensch befindet sich im ständigen Kampf mit seinem inneren Schweinehund. Anstrengung tut immer auch ein bisschen weh. Aber der Lohn wird grandios sein. Zu sehen, dass man es doch geschafft hat, dass sich die ganze Mühe gelohnt hat, setzt enorme Kräfte frei, die den Einzelnen zum Weitergehen motivieren.
Motivation entsteht dadurch, dass man erkennt, wofür es sich lohnt, Dinge zu tun. Einen Sinn im eigenen Tun zu finden und persönliches Wachstum zu erfahren schafft eine tiefe innere Befriedigung. Auf diesem Weg braucht jeder Mensch begleitende Motivatoren, die für ihre Aufgabe brennen, denen es eine innere Befriedigung verschafft, Wachstumsprozesse begleiten zu dürfen und zu sehen, wie die Menschen über sich hinauswachsen. Denn der Mensch ist Schöpfer seiner selbst, geistige Entwicklung endet erst auf dem Friedhof, und bis dahin ist es hoffentlich noch ein weiter Weg, der Platz für viele persönliche, motivierende Erfolgserlebnisse lässt.
Somit ist der Lehrer entscheidend an diesem Wachstumsprozess beteiligt. Nur wer seinen eigenen Beruf jeden Tag als neue Herausforderung begreift, selbst unaufhörlich die eigene Entwicklungsleiter erklimmt und hohe Erwartungen an sich selbst stellt, kann motivierendes Vorbild sein. In diesem Sinne sind Berufserfahrung sowie pädagogische und soziale Kompetenz die Voraussetzungen, wenn ein Lehrer seine Schüler erfolgreich motivieren möchte.
Die Wege dazu sind das Lernen im Dialog, konsequentes Handeln und eigene Begeisterung. Begeisterungsfähigkeit wirkt sich direkt auf die Motivation aus. Wer von etwas begeistert ist, der mag nicht mehr aufhören mit dem, was er gern tut. Zwar kostet es am Anfang häufig Überwindung, sich auf eine Aufgabe einzulassen, doch mit zunehmender innerer Bereitschaft und Konzentration gerät der Mensch in Einklang mit sich selbst. Der Fokus verschiebt sich von der Außenzur Innenwelt, man gerät in einen Schwebezustand mit tiefer
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