Du machst Schule!: Warum das Bildungssystem versagt, was junge Menschen wirklich lernen müssen und wie wir ihnen dabei helfen
mit dem Satz entkräften: »Wer fragt, ist dumm für fünf Minuten, wer nicht fragt, bleibt es sein Leben lang.«
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Ideen für Schüler: Mut muss trainiert werden, denn wer vor Herausforderungen immer nur ängstlich davonläuft, der bleibt unter seinen Möglichkeiten. Nähere dich deiner Angst ganz allmählich und bewältige sie Schritt für Schritt. Suche dir dabei Helfer, von denen du glaubst, dass sie dich auf deinem Weg unterstützen können.
Ideen für Lehrer: Beschämen Sie niemals Ihre Schüler. Schüler stärkt man in ihrem Selbstvertrauen, indem man sie in dem Glauben unterstützt, dass sie schaffen können, was sie sich vornehmen. Sorgen Sie in Ihrer Klasse für eine vertrauensvolle Atmosphäre, in der Schüler eigenständige Lernerfahrungen machen können – ohne Angst, ausgelacht zu werden.
Ideen für Eltern: Hüten Sie sich vor Empfehlungen wie: Da mussten alle durch, stell dich nicht so an, oder: Stell dir dein Gegenüber in Unterhose vor. Erzählen Sie lieber von Ihren eigenen Ängsten in ähnlichen Situationen, und wie Sie sie bewältigt haben.
»Es ist ja sowieso alles egal!«
Dass diese Haltung gang und gäbe ist, bestätigen mir viele Schüler. Für mich fühlt sich der Ausspruch wie tiefe Resignation an, kurz vor dem Exitus. Wenn mir mit 90 Jahren auf dem Sterbebett alles egal geworden ist, nachdem ich mein Leben in vollen Zügen genossen und in all seinen Facetten kennengelernt habe, dann scheint mir das in Ordnung zu sein. Ich kann mir vorstellen, dass eines Tages der Moment kommen
wird, in dem ich ermattet in die Kissen sinke und mich, müde geworden, gern aus dem Leben verabschieden werde. So ein Bild mag ich annehmen, denn ich werde wissen, dass ich jede Sekunde meines Lebens genutzt und mir ein Schwelgen im Paradies verdient habe. Aber dass junge Menschen am Beginn ihres Lebens schon resignieren, bevor die spannende Reise überhaupt richtig angefangen hat, nein: Das mag ich mir ganz und gar nicht vorstellen!
Ich habe genauer nachgeforscht, wieso man in so jungen Jahren bereits zu solch einer negativen Lebenseinstellung kommen kann. Ich erfahre, dass sich die Alles-egal-Haltung bei Heranwachsenden immer dann einstellt, wenn Lehrer grundlos herumbrüllen, Schüler den Unterrichtsstoff nicht beherrschen, wenn sie ungünstigen Ereignissen – wie schlechten Noten, blauen Briefen und Ärger mit den Lehrern – nicht mehr ausweichen können. Immer wenn es eine Herausforderung zu bewältigen gibt, ziehen es die Schüler vor, den Kopf in den Sand zu stecken und auszuweichen.
Für mich sind diese Geht-nicht-Situationen die reinste Herausforderung, dem Leben die Stirn zu bieten und ein »Geht doch!« entgegenzusetzen. Ich bin nun in der Lebensmitte und habe noch nie erleben müssen, dass ich ein selbst gestecktes Ziel nicht erreicht hätte. Mir ist alles gelungen, was ich mir vorgenommen habe. Und selbst in den Dingen, die ich halbherzig angegangen bin, habe ich wenigstens die Mindestanforderungen bewältigt. Bis heute finde ich es extrem spannend, in scheinbar ausweglosen Situationen nach Wegen zu suchen. Dabei habe ich gelernt, etwas geht immer! Ich »ältere« Dame habe Power für zehn, und die jungen »Hüpfer« rennen mit langem Gesicht und einer Scheißegal-Haltung durch die Gegend? Deshalb konfrontiere ich die Schüler gern mit meinem Unverständnis: dass ich mir einfach nicht vorstellen kann, dass einem sein eigenes Leben egal ist.
In der Regel ist diese Egal-Haltung ein Schutzmechanismus, weil man in Ruhe gelassen werden möchte. Eine Schülerin erzählt: »Wenn mich im Unterricht einer vor der Klasse blöd angemacht hat, dann tausche ich mich irgendwann mit meiner Freundin aus. Wir reden und diskutieren. Wenn wir dann an einen Punkt kommen, an dem ich nicht mehr weiterweiß, dann beende ich das Gespräch, indem ich sage, dass ja eh alles egal sei. Doch eigentlich ist es einem nicht egal. Es arbeitet auch noch in einem weiter, bis es sich dann irgendwann von allein erledigt.«
Wieso haben Heranwachsende in der heutigen Zeit eine Einstellung, wie ich sie nur aus dem Altenheim kenne? Frust ist an der Tagesordnung, kaum einer traut sich mehr, die Initiative zu ergreifen. Es wird nur auf das geschaut, was nicht geht. Alle quälen sich durch den Tag, nörgeln ständig über etwas, baden geradezu in ihren Problemen, erzählen ständig von ihren Misserfolgen, stellen sich und den anderen Hindernisse in den Weg ...
Kann es sein, dass
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