Du machst Schule!: Warum das Bildungssystem versagt, was junge Menschen wirklich lernen müssen und wie wir ihnen dabei helfen
Unterricht lachen und gleichzeitig dokumentieren, dass sie es besser wissen. Es sind Menschen mit einem geringen Selbstbewusstsein, die sich ihre Anerkennung aus ihren guten Schulergebnissen in Abgrenzung zum Rest der Welt holen wollen.
Bei all den Aussagen bemerke ich, dass am Strebertum eher die soziale Komponente kritisiert wird und nicht, dass jemand seine Talente zur Entfaltung bringt. Doch ist es nicht auch ein Versagen der Gesellschaft, dass sie die »Eliten« immer von den normal Sterblichen trennen will? Werden all die Hochbegabten unter uns nicht gerade dadurch zu etwas »Besserem« erklärt und so in gewisser Weise stigmatisiert, weil man ihnen lieber eine Sonderstellung einräumt, statt sie dazu zu erziehen, sich in die Gemeinschaft einzuordnen und mit ihrem Wissen leistungsschwächere Schüler zu unterstützen? Intelligenz darf weder unterdrückt werden noch zu einer Sonderbehandlung führen. So, wie die Schüler Spaß daran haben sollten, ihre Fähigkeiten zu entfalten, so müssen die Intelligenten und Fähigsten unter uns lernen, dass das Selbstwertgefühl erst dann steigt, wenn ich Werte liefere, indem ich diene – also meine Begabungen auch anderen zur Verfügung stelle. Denn was nutzt mir die ganze Intelligenz, wenn ich sie nicht an den Mann bringen kann? Es kommt nicht darauf an, dass jemand seine Vorträge mit Fremdwörtern aufhübschen kann, sondern dass er verstanden wird. Somit ist es sinnvoll, dem Streber Bodenständigkeit und soziale Kompetenz zu vermitteln.
Die meisten Schüler haben kein Problem mit Leuten, die Spaß am Lernen haben und etwas können. Was sie stört, sind Menschen, die sich selbst für etwas Besseres halten, brav und hochnäsig denen nach dem Mund reden, von denen sie abhängig sind, die überall mit dem Thema Schule angeben, um sich hervorzuheben. Aber was ist mit all den Typen, die mit der
größten Karre glänzen wollen gemäß »Schau mal, ich bin der Größte«? Und was ist mit all den Mädchen, die einander mit dem Taillenumfang und gepushter Oberweite ausbooten möchten im Sinne von »Wer ist die Schönste im ganzen Land«?
Warum stehen denn nun die »Wissensglänzer« so viel schlechter da als die »Fassadenglänzer«? Irgendwie streben doch beide Gruppen nach besonders viel Anerkennung und müssten folglich einander mit größerer Toleranz begegnen? Da wird offensichtlich, dass »Schein« deutlich höher angesehen ist als »Sein«. Denn alle himmeln lieber die dicke Karre und die Markenklamotten an, die Vater und Mutter bezahlt haben, als Leistung, die nach außen deklariert wird. Hier müssen wir wohl unsere Erziehungsmodelle hinterfragen, die immer noch den Wert und das Selbstwertgefühl des Menschen nach seiner Außenwirkung bemessen.
Ich glaube, maximal zehn Prozent aller Menschen leben ihre Talente und erbringen eine Leistung von innen heraus. Und eines ist sicher: Die Welt haben nur diejenigen bewegt, die ihr Können ausgebaut haben und mit unbeugsamem Willen ihren ureigenen Weg gegangen sind, denen ihre Außenwirkung letztendlich unwichtig war. Sie haben aus der Tätigkeit heraus innere Befriedigung und Antrieb gefunden. Sind sie deshalb Sonderlinge? Edison, der nach 10 000 gescheiterten Versuchen die Glühbirne, Henry Ford, der den Achtzylinder erst nach vielem vergeblichen Herumprobieren erfand, Bill Gates, der in einer Garage werkelte und ein Imperium schuf ...
Jeder Mensch hat individuelle Fähigkeiten, die zum größten Teil verkümmern müssen, weil alle lieber danach streben, mit Schönheit, coolem Auftreten und Äußerlichkeiten zu glänzen. Doch wahre Ausstrahlung kommt von innen, wenn jeder sein Potenzial zur Entfaltung bringen und sein eigener Chef sein kann. Ein Leben, das nicht in die Abhängigkeit führt, sondern aus der persönlichen Freiheit heraus gelebt wird, verspricht
erst einmal inneren und äußeren Wohlstand. Jeder hat es in der Hand, etwas aus sich zu machen, ohne deshalb ein »Streber« zu sein. Lernen und soziale Integration müssen einander nicht ausschließen. Der Beste ist nicht der, der sich mit anderen vergleicht, sondern derjenige, der aus seinem Leben das Beste macht und einen Beitrag zum Gemeinwohl leistet. Allein deshalb sollte jeder etwas aus sich machen!
Wenn ein Schüler trotzdem weiter von der Angst beherrscht wird, für einen Streber gehalten zu werden, kann er vielleicht durch folgende Aussicht motiviert werden: Spätestens, wenn er seine Fähigkeiten nutzbringend anbietet – zum Beispiel, wenn er
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