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Du musst die Wahrheit sagen

Titel: Du musst die Wahrheit sagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mats Wahl
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von mir. Und natürlich Geld.«
    Er lachte.
    »Aber so viel Geld habe ich nicht, ich bin also eine Quelle ständiger Enttäuschungen.«
    Mama versuchte ihn zu trösten.
    »Das glaube ich nicht. Natürlich sind deine Töchter stolz auf dich. Du bist doch ein guter Kerl.«
    Dann schwieg sie eine Weile, ehe sie fortfuhr.
    »Jedenfalls habe ich den Eindruck.«
    »Weder schlechter noch besser als die meisten«, sagte Dick.
    Ich stand in vollkommener Dunkelheit. Der Lichtkreis der beiden Kerzen hinderte Dick und Mama daran, irgendetwas darüber hinaus zu sehen. Vier Pupillen hatten sich an zwei Kerzenflammen gewöhnt. Sie würden mich niemals entdecken, obwohl ich nur wenige Meter von ihnen entfernt stand, beide Arme um den Laptop geschlungen. Ich stand so nah, dass ich Mamas Parfüm riechen konnte.
    Die Mücken sirrten in der Eichenkrone. Dick erschlug eine, die sich auf seinem Hals niedergelassen hatte. Mama reichteihm einen Mückenstift. Er rieb sich ein, besonders die Handrücken, und gab Mama den Stift zurück.
    »Ich habe ein Petterssonboot. Dreißig gebaut. Letzten Sommer hab ich einen neuen Motor einbauen lassen. Das Boot ist schön wie ein junges Mädchen. Glänzt, spiegelt sich und verneigt sich, wenn bei Windstille eine Heckwelle anrollt. Weißt du, wie eine Pettersson aussieht?«
    »Nein.«
    Dick holte seine Brieftasche hervor und entnahm ihr ein Foto, das er Mama reichte. Sie stellte den Mückenstift weg und betrachtete das Foto eine ganze Weile im Licht der Kerzen, ehe sie es ihm zurückgab.
    »Hast du auch Bilder von deinen Töchtern?«
    Dick suchte in seiner Brieftasche und fand zwei Fotos, die er Mama ebenfalls gab.
    Sie studierte abwechselnd die Fotos und Dick.
    »Ihr seid euch wirklich ähnlich! Sind sie genauso groß wie du?«
    »Nicht ganz. Lotta ist Leichtathletin. Sehr gute Sprinterin. Sara ist mehr fürs Sitzen und Gucken. Sie will Konditorin werden und backt wunderbare Torten. An denen kann man sich tot essen.«
    »Ist das Lotta?«
    Mama streckte Dick die Hand hin. Er nahm sie und beugte sich vor, als wollte er nach ihren Fingern schnappen.
    Er leerte sein Bierglas und stellte es ab.
    »Sara geht in dieselbe Schule wie Tom.«
    Aber Mama wollte nicht über Schulen reden und fiel ihm fast ins Wort.
    »Möchtest du Kaffee?«
    »Danke, gern.«
    Sie stand auf, ohne die Decke von ihren Schultern zu streifen, und ging ins Haus. Dick sah ihr ungefähr drei Sekunden nach,dann sprang er so heftig auf, dass sein Stuhl umfiel. Er machte sich nicht die Mühe, ihn wieder aufzurichten.
    »Ich komme mit und leiste dir Gesellschaft!«, rief er Mama nach, die schon von der Dunkelheit auf der anderen Seite der Eiche verschluckt worden war.
    Ich ging zum Steg hinunter. Es war so dunkel, dass ich sehr kleine Schritte machen musste, um nicht über Unebenheiten im Rasen zu stolpern. Ich stellte den Laptop auf den Steg und streckte mich auf den Planken aus. Am Himmel waren weder Sterne noch der Mond zu sehen. Vom anderen Seeufer hörte ich jemanden rufen.
    Während ich dort lag und ins Nichts starrte, versuchte ich zu ergründen, ob das, was Berger mir erzählt hatte, wirklich wahr sein konnte. Dann dachte ich an Johnny Weissmüller und dass Berger mich schwimmen sehen wollte. Ich schaltete den Laptop ein und ließ den Film bis zu der Stelle laufen, wo Tarzan, das heißt Weissmüller, krault. Am Strand läuft Jane nebenher und stößt bewundernde Rufe aus.
    Wenn ich kraule, halte ich das Gesicht unter Wasser und blase die Luft auch unter Wasser aus. Weissmüller hält den Kopf ständig über Wasser. Das muss anstrengend für die Nackenmuskeln gewesen sein. Möchte wissen, ob ich auf dieselbe Art schwimmen könnte? Roddy, mein Trainer in Sundsvall, hätte den Kopf geschüttelt, wenn er Weissmüller gesehen hätte. Vielleicht war er nur im Film auf diese Art geschwommen? Damit die Leute, die damals ins Kino gingen, sahen, was für ein toller Hecht Weissmüller war?
    Nachdem ich die Schwimmszenen mehrmals angeschaut hatte, studierte ich Tarzans Frau. Dafür, dass sie mindestens eine Woche im Dschungel gelebt hatte, war sie erstaunlich gut geschminkt und frisiert. Mama würde Stunden brauchen, um einer Kundin so eine Frisur zu verpassen, wie Maureen O’Sullivan sie hat, als sie aus dem Wasser kommt.
    Dann hörte ich Dick und Mama zum Tisch unter der Eiche zurückkehren.
    »Das große Problem sind die Gangs«, sagte Dick. »Jeder Schlingel, der weder lesen noch schreiben gelernt hat, hofft, einmal Anführer einer Gang zu

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