Du oder der Rest der Welt
Scheiße«, kreischt Nick, als ich über ihm stehe. Ich werde die Scheiße aus ihm rausprügeln, wenn er mir die Infos nicht gibt. Er ist irgendwie mit den Guerreros del barrio und Wes Devlin im Geschäft, was bedeutet, dass Kiara und die Westfords vielleicht in Gefahr sind, weil ich bei ihnen lebe. Das kann ich nicht zulassen.
Ich packe ihn vorn am T-Shirt und zerre ihn hoch. »Sag mir, warum du die Drogen in meinen Spind versteckt hast. Und du beeilst dich besser, denn meine Laune ist nicht die beste, seit die Cops mir Handschellen verpasst haben.«
Er hebt geschlagen die Hände. »Ich bin eine Schachfigur, Carlos, genau wie du. Mein Lieferant, dieser Typ namens Devlin, hat mir befohlen, dir die Drogen unterzuschieben. Ich weiß nicht, warum. Er hatte eine Pistole. Und er hat mir die Dose gegeben und mich angewiesen, sie in deinem Rucksack zu verstecken, oder ich würde es bereuen. Ich weiß nicht, warum. Ich schwöre, dass es nicht meine Idee war.«
Also werde ich wohl herausfinden müssen, wessen Idee es war. Das Problem ist, dass ich jetzt Kontakt zu Devlin aufnehmen und ab sofort ununterbrochen auf der Hut sein muss.
»Carlos, du bist an der Reihe, etwas mit uns zu teilen.«
Nach der Schule bei REACH ruhen sämtliche Blicke auf mir. Berger erwartet von mir, dass ich den anderen mein Herz ausschütte. Als wäre es nicht genug, dass ich mir ihre blöden Probleme anhören muss, wie Justins Dad ihn zum Beispiel die ganze Zeit einen Idioten nennt und wie heldenhaft Keno am Wochenende dem Gruppenzwang widerstanden hat, als alle seine Freunde Bier getrunken haben.
Was für ein Haufen Bullshit!
Mrs Berger sieht mich über den Rand ihrer Brille hinweg an. »Carlos?«
»Hm?«
»Würdest du uns an einem Erlebnis aus der vergangenen Woche teilhaben lassen, das dich auf die eine oder andere Weise beeinflusst hat?«
»Nicht wirklich.«
Zana lächelt spöttisch, ihre mit Lipgloss bepinselte Oberlippe kräuselt sich. »Carlos meint, er sei zu cool, um was mit uns zu teilen.«
»Ja«, stimmt Carmela ein. »Warum glaubst du, du seiest was Besseres als wir, hm?«
Keno starrt mich herausfordernd an, offenbar will er mich einschüchtern. Ich frage mich, ob er irgendwas über Devlin weiß.
Es ist klar, dass ich heute nicht auf die Mexican Power zählen kann, also gucke ich lieber Justin an.
»Mach, was du willst«, sagt Justin, der Junge mit den grünen Haaren. »Hauptsache, ich habe nichts damit zu tun.«
Was zum Teufel soll das jetzt wieder heißen?
Quinn inspiziert den Fußboden.
Berger lehnt sich vor. »Carlos, du bist nun schon eine Woche bei uns und hast dich noch kein bisschen geöffnet. Jeder andere aus der Gruppe hat etwas über sich mit dir geteilt. Warum erzählst du uns nicht ein winziges bisschen von dem, was dich beschäftigt, damit deine Gruppe eine Verbindung zu dir aufbauen kann?«
Sie geht tatsächlich davon aus, dass ich mit diesen Leuten verbunden sein will. Ist sie irre?
»Jetzt sag schon was«, drängt mich Zana.
»Yeah«, meint Keno zustimmend.
Berger schenkt mir ihren »Wir sind für dich da«-Mitleids-blick. »Unsere Gruppe wird dadurch zusammengehalten, dass jeder etwas von sich preisgibt. Stell dir einfach vor, das, was du uns erzählst, wäre der Klebestoff, der uns zusammenhält, sodass alle einander helfen und niemand ausgeschlossen wird.«
Sie will Klebstoff, dann bekommt sie Klebstoff. Ich werde ihnen nicht den Mist von Nick oder Devlin erzählen, sondern etwas anderes, das mich beschäftigt. Ich gebe mich geschlagen und hebe die Hände. »Also gut. Ich hab da am Mittwoch beinah dieses Mädchen geküsst. Kiara. Es war auf diesem dämlichen Berg, auf den zu steigen sie mich gezwungen hat.« Nur daran zu denken, lässt mich genervt den Kopf schütteln. Das Problem ist, dass ich seit zwei Tagen an nichts anderes mehr denken kann als daran, wie dieser Kuss wohl gewesen wäre.
Keno beugt sich auf seinem Stuhl vor. »Du magst sie?«
»Nein.«
»Warum hast du sie dann beinah geküsst?«, fragt Zana.
Ich zucke die Achseln. »Um etwas zu beweisen.« Sie sind alle mucksmäuschenstill und total auf mich konzentriert.
»Und das wäre?«, sagt Berger.
»Dass ich besser küsse als ihr Freund.«
Justins Hand fliegt schockiert vor seinen offen stehenden Mund. Wenn er das schon für skandalös hält, wette ich, es lässt sich an weniger als einer Hand abzählen, wie viele Mädchen er geküsst hat.
»Hat sie dich zurückgeküsst?«, fragt Carmela.
Keno hebt eine Augenbraue. »Ist sie
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