Du oder der Rest der Welt
verschlingt?«
Ich stoße das T-Shirt zurück in seine Hände. »Das kannst du vergessen.«
»Reg dich ab, Carlos. Mit lauter Schwulen in einem Team zu spielen, macht dich nicht automatisch zu einem. Sei kein Schwulenhasser. Das ist so was von politisch unkorrekt.«
»Als ob ich einen Scheiß drauf geben würde, politisch korrekt zu sein.«
»Denk an all die Fans, die du enttäuschen wirst. Kiara … und deinen Bruder.«
Ich weiß nicht, ob mein Bruder sich vor Lachen oder Scham krümmt, er gibt mir jedenfalls ein Daumenhochzeichen von der Zuschauertribüne aus. Brittany ist auf einmal auch da. Kiara und sie haben die Köpfe zusammengesteckt und sind ins Gespräch vertieft.
Ich weiß, ich sollte besser nicht fragen, aber ich kann nicht anders. »Wie heißt unser Team?«
»Ultimate Queers«, sagt Tuck, dann lacht er los.
Die ultimativen Schwulen? Ich lache kein Stück.
»Gefällt dir etwa unser Teamname nicht? Du bist jetzt einer von uns, Carlos.«
Ich lache immer noch nicht.
Er fängt einen Übungswurf von einem der anderen Jungs, dann wirft er das Frisbee zurück. »Oh, und nur damit du Bescheid weißt: Bevor wir aufs Spielfeld gehen, versammeln wir uns alle zu einem Pulk und rufen so laut wir können: ›Go, Queers!‹
Das reicht. »Ich steige aus.«
Ich drehe mich um und verlasse das Spielfeld. Wenn die zu Hause mich jetzt sehen könnten, würde ich einen Arschtritt von Atencingo bis Acapulco und zurück bekommen.
»Ich hab doch nur Spaß gemacht, Mann«, ruft Tuck mir hinterher.
Ich bleibe stehen.
»Und wir heißen nicht Ultimate Queers.« Er hebt geschlagen die Hände. »Okay, okay, in Wahrheit rufen wir nicht Go Queers , obwohl Joe da drüben mit den stacheligen Haaren es zu Beginn der Saison vorgeschlagen hat. Unser Team heißt die Ultimates. Nach der Sportart Ultimate Frisbee . Uns ist einfach kein cooler Name eingefallen, und dann hat Larry die Idee mit den Ultimates gehabt, und so heißen wir jetzt. Zufrieden?«
Ich schüttle den Kopf und greife mir das Shirt. »Dafür hab ich gewaltig was gut bei dir«, sage ich, während ich mir mein T-Shirt über den Kopf ziehe und es gegen das pinke tausche.
»Ich weiß, amigo . Nenn mir deinen Preis.«
»Das werde ich. Später.« Ich gucke zu Kiara auf der Tribüne rüber. »Hat Kiara schon mal einen Freund gehabt?«
Er tippt sich mit dem Zeigefinger ans Kinn. »Hat sie dir von Michael erzählt?«
»Wer ist Michael?«, frage ich.
»Der Typ, mit dem Kiara im Sommer zusammen war.«
Sie hat den Typen nie erwähnt. »Wie ernst war es?«
Tuck grinst breit. »Sieh an, sieh an, sind wir aber neugierig.«
»Beantworte die Frage.«
»Er hat ihr gesagt, dass er sie liebt, und sie dann per SMS abserviert.«
»Was für ein Arsch.«
»Genau.« Tuck deutet auf die andere Seite des Feldes, wo das gegnerische Team trainiert. »Er ist der große Kerl, der gerade nach seiner Wasserflasche greift. Auf seinem Rücken steht sein Nachname, Barra.«
»Der Typ mit dem grünen Bandana?«
»Yep, das ist er«, sagt Tuck. »Michael Barra, der SMS-Abservierer. «
»Hat er ’ne Glatze?«
»Nein, Barra schützt nur seine kostbare Frisur, damit sie nicht durcheinandergerät, während er spielt.« Tuck legt seine Hand auf meine Brust, um meine Aufmerksamkeit zu bekommen. »Aber denk daran, was ich dir auf dem Weg hierher gesagt habe – über die Regeln. Das hier ist ein Sport ohne Körperkontakt. Unnötige Härte wird geahndet.«
»Mm, hm.« Ich beobachte, wie Kiaras Ex am anderen Ende des Spielfeldes seine Wasserflasche Richtung Seitenlinie wirft, nachdem er einen Schluck genommen hat. Dass er beinah den Hund eines Zuschauers damit trifft, ist ihm anscheinend scheißegal. Ich hasse den Typ schon jetzt und dabei bin ich ihm noch nie begegnet.
Als das Spiel beginnt, schleudert Dennis das Frisbee mit einer ausholenden Armbewegung über das Spielfeld, leider fast in die Hände eines Gegenspielers. Aber ich bin wachsam, und alles läuft gut, bis einer der Typen aus dem anderen Team einen Schwuchtelspruch murmelt, als ich seinen Wurf abfange. Das Blut in meinen Adern fängt an zu kochen, es ist genauso, als hätte mich jemand einen dreckigen Mexikaner genannt.
Jetzt bin ich mehr als heiß darauf, zu gewinnen – und so was von bereit, die anderen schonungslos fertigzumachen.
Ich frage mich, ob das der passende Zeitpunkt wäre, Tuck darüber zu informieren, dass er von diesem Mexicano hier unbedingt die nötige Härte erwarten sollte.
34
Kiara
Es ist seltsam,
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