Du oder der Rest der Welt
man sieht, wenn es um Carlos geht.
Am Ende des Tages finde ich ihn im Hinterzimmer des Ladens, wo er sorgfältig die verschiedenen Zutaten für die Spezialteemischungen meiner Mutter abmisst.
»Mir ist ein Grund eingefallen, warum wir uns trennen könnten«, sage ich zu ihm.
»Lass hören.«
»Weil du noch immer Destiny liebst.«
Seine Hände verharren absolut bewegungslos. »Such dir was anderes aus.«
»Was denn?«
»Keine Ahnung. Einfach was anderes.« Er stellt die Zutaten zurück auf das Regal. »Ich werde zur Werkstatt laufen, um mit Alex zu reden. Sag deinen Eltern, dass ich später komme.«
»Ich kann dich fahren«, biete ich ihm an. »Ich mache mich auch auf den Weg.«
Er schüttelt den Kopf. »Ich möchte lieber laufen.« Ich sehe ihm hinterher, als er ein paar Minuten später zur Hintertür rausgeht, und frage mich, ob er nicht einfach so schnell wie möglich von mir weg wollte.
41
Carlos
Als ich weit genug vom Teeladen entfernt bin, ziehe ich das Handy aus der Tasche, das Brittany mir gegeben hat. Ich tippe Devlins Nummer und warte.
Sobald er abnimmt, sage ich: »Hier ist Carlos Fuentes. Sie wollten meine Aufmerksamkeit, jetzt haben Sie sie.«
»Ah, Señor Fuentes. Ich habe darauf gewartet, dass du dich meldest«, antwortet eine geschmeidige Stimme vom anderen Ende der Leitung. Das muss Devlin sein.
»Was wollen Sie von mir?«, frage ich und gebe ihm damit zu verstehen, dass ich direkt zur Sache kommen will.
»Ich will nur mit dir reden.«
Ich laufe weiter, während wir reden, weil ich das verrückte Gefühl habe, der Typ hat Leute, die versuchen, mich zu orten. »Hättest Sie das nicht tun können, ohne Nick Glass auf mich anzusetzen?«
»Ich brauchte deine Aufmerksamkeit, Fuentes. Jetzt, da ich sie habe, ist es Zeit für ein Treffen.«
Mein ganzer Körper erstarrt. Ob ich Devlin nun treffen möchte oder nicht, es wird passieren. »Wann?«
»Wie wäre es mit jetzt?«
»Sie haben mich orten lassen?«, frage ich, obwohl mir die Antwort klar ist, bevor ich die Frage überhaupt gestellt habe.
»Natürlich, Fuentes. Ich bin Geschäftsmann und du bist mein neuster Auszubildender. Ich muss doch auf dich achtgeben. «
»Ich habe noch nicht eingewilligt, mir für Sie die Hände schmutzig zu machen«, erkläre ich ihm.
»Nein, aber das wirst du. Mir wurde berichtet, du hast das Zeug dazu.«
»Von wem?«
»Lass uns einfach sagen, ein kleiner Guerrero hat es mir gezwitschert. Genug geredet. Wenn du einen meiner Jungs neben dir herfahren siehst, steig ein.«
»Woher soll ich wissen, dass es einer von Ihren Jungs ist?«, frage ich.
Devlin lacht. »Du wirst es wissen.«
Die Leitung ist tot. Ein paar Minuten später hält ein schwarzer Offroader mit getönten Scheiben direkt vor mir. Ich hole tief Luft, als sich die Tür öffnet. Ich bin bereit, was immer mich erwartet. Egal, was mi familia denkt, das hier ist meine Bestimmung.
Ich rutsche auf den Rücksitz und erkenne Diego Rodriguez auf dem Platz neben mir. Er ist ein Guerrero von so weit oben, dass viel über ihn gesprochen wurde, man ihn aber selten zu Gesicht bekam. Ich nicke ihm zu und frage mich, was er mit Wes Devlin am Hut hat. Ich weiß, manche Jungs verstehen sich selbst als Hybride und halten mal der einen und mal der anderen Gang die Treue, aber ich habe noch nie erlebt, dass jemand von so weit oben damit durchgekommen wäre.
»Lange nicht gesehen«, sagt Rodriguez. Vor mir sitzen zwei weiße Typen, die aussehen, als wären sie beide Bodybuilder oder zumindest ausgebildete Schläger. Sie sind auf jeden Fall hier, um jemanden zu beschützen, und dieser Jemand bin auf keinen Fall ich.
»Wo ist Devlin?«, frage ich.
»Du wirst ihn noch früh genug treffen.«
Ich gucke aus dem Fenster, um zu sehen, ob ich erkennen kann, wo es hingeht, aber es ist aussichtslos. Ich habe keine Ahnung, wo wir sind, und bin den drei Typen völlig ausgeliefert. Ich frage mich, was Kiara tun würde, wenn sie wüsste, dass ich in einem Auto mit ein paar Gangstern sitze. Sie würde wahrscheinlich sagen, ich hätte gar nicht erst einsteigen dürfen. Ich werde die ganze Zeit über äußerst wachsam sein müssen, das steht fest.
Das Thema Wachsamkeit lässt mich an Kiara denken. Letzte Nacht, als ich sie in meinen Armen hielt und ihre samtene Haut unter meinen Finger spürte, habe ich komplett die Kontrolle verloren. Verflucht, ich war bereit alles zu nehmen, was sie mir geben wollte, die Konsequenzen waren mir vollkommen egal.
»Wir sind da«,
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