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Du oder der Rest der Welt

Du oder der Rest der Welt

Titel: Du oder der Rest der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Elkeles
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sie aus uns rausquetschen kann, mit ihren Freunden teilen.
    »Das mit Kiara und mir ist … kompliziert«, erzähle ich der Gruppe.
    Kompliziert. Das scheint in letzter Zeit mein Lebensmotto zu sein. Der Rest der Sitzung konzentriert sich auf Carmela, die sich darüber beklagt, dass ihr Dad so altmodisch ist, dass er ihr verbietet, über die Winterferien mit ihren Freunden nach Kalifornien zu fahren. Carmela sollte Eltern wie die Westfords haben, die glauben, dass jeder seinen eigenen Weg gehen und seine eigenen Fehler machen muss (bis du verprügelt wirst, dann sind sie überfürsorglich und wollen dich gar nicht mehr allein lassen). Sie sind das Gegenteil von Carmelas Eltern.
    Als wir bei REACH fertig sind, folge ich Keno aus dem Gebäude. »Keno«, rufe ich ihm hinterher, aber er geht einfach weiter. Ich fluche unterdrückt, dann jogge ich hinter ihm her, um ihn einzuholen, bevor er in sein Auto steigt. »Was ist dein Problem, verdammt noch mal?«
    »Ich hab keins. Und jetzt geh mir aus dem Weg.«
    Ich stehe zwischen ihm und seinem Auto. »Du arbeitest für Devlin, stimmt doch?«
    Keno guckt nach rechts und links, als befürchte er, jemand könnte uns miteinander reden sehen. »Lass mich bloß in Ruhe mit dem Scheiß.«
    »Keine Chance, Mann. Du weißt etwas, das heißt, du und ich sind die besten Freunde. Ich werde an dir kleben, bis du jede noch so kleine Info rausrückst, die du über mich oder Devlin hast.«
    »Du bist ein pendejo .«
    »Man hat mich schon Schlimmeres genannt, Mann. Fordere mich nicht heraus.«
    Er wirkt ein bisschen nervös. »Dann steig in den Wagen, bevor uns jemand sieht.«
    »Das letzte Mal, als jemand mir das befohlen hat, haben mich fünf pendejos windelweich geprügelt.«
    »Tu es einfach. Oder es findet kein Gespräch statt.«
    Ich verspüre den Drang, durch das Fenster zu hüpfen, aber dann wird mir klar, dass nur Kiaras Wagen eine klemmende Tür hat. Keno fährt vom Parkplatz. Alex wartet bei McConnells auf mich. Wenn ich nicht dort auftauche, wird er ohne Zweifel Himmel und Hölle in Bewegung versetzen, also rufe ich ihn an.
    »Wo bist du?«, fragt mein Bruder.
    »Bei einem… Freund.« Er ist nicht wirklich ein Freund, aber es besteht kein Grund, den Alarmknopf zu drücken. »Ich seh dich dann später«, sage ich und lege auf, bevor er mir blöd kommt.
    Keno sagt nichts, bis er vor einem kleinen Appartementgebäude außerhalb der Stadt geparkt hat. »Komm mit«, sagt er und führt mich in das Gebäude.
    Drinnen begrüßt er seine Ma und seine Schwestern auf Spanisch. Er stellt mich vor, dann gehen wir in den hinteren Teil der Wohnung. Sein kleines Zimmer hat etwas verblüffend Vertrautes. Ich würde das Zimmer eines mexikanischen Jugendlichen wahrscheinlich aus einer Meile Entfernung erkennen. An den cremeweißen Wänden sind mit Reißzwecken Familienfotos befestigt. Die mexikanische Flagge, die an der Wand hängt, und die grün-weiß-roten Aufkleber auf dem Schreibtisch geben mir ein Gefühl von Zuhause, auch wenn ich weiß, dass ich in Kenos Gegenwart wachsam sein muss. Ich bin noch nicht sicher, welches Spiel er spielt.
    Keno zieht ein Päckchen Zigaretten aus der Hosentasche. »Willst du eine?«
    »Nein.« Rauchen war nie mein Ding, obwohl ich von einem Haufen Rauchern großgezogen worden bin. Mi’amá raucht, und Alex hat es auch getan, bevor er angefangen hat, mit der Schönheitskönigin zu gehen. Wenn er mir eine Vicodin oder zwei anbieten würde, würde ich sie wahrscheinlich nehmen. Ich habe seit Sonntag fast die ganze Zeit im Bett verbracht, und mein Körper ist immer noch völlig steif.
    Keno zuckt mit den Achseln und zündet sich eine an. »Morrisey hat dich einen Drogentest machen lassen, hm?«
    Ich schätze, wir werden über irgendeinen Scheiß labern, bevor er zum wahren Grund kommt, weshalb er mich hergebracht hat. »Yep.«
    »Glaubst du, du bestehst ihn?«
    »Darum mache ich mir keine Gedanken.« Ich lehne mich ans Fensterbrett und beobachte Keno, der auf seinem Schreibtischstuhl sitzt und Rauch ausbläst. Der Typ sieht aus, als hätte er keine Sorgen auf der Welt, und in diesem Moment beneide ich ihn sehr darum.
    »Berger hatte fast ’nen Herzinfarkt, als sie dich heute gesehen hat.«
    »Du kannst Spanisch mit mir sprechen, weiß du.«
    »Ja, klar, aber wenn ich Spanisch spreche, versteht meine Ma, was ich sage. Es ist besser, wenn sie keine Ahnung hat.«
    Ich nicke. Es ist immer besser, wenn die Eltern ahnungslos sind. Blöderweise musste ich gestern meinen

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