Du oder die grosse Liebe
angezogen.« Er knallt meine Akte auf den Tisch. »Ich war davon ausgegangen, dass du anders bist, Luis. An der Flatiron High warst du ein glatter A-Schüler. Diese Schule nimmt, was akademische Leistungen betrifft, im Highschool-Ranking von Colorado den zweiten Platz ein. Du warst Mitglied der Ehrenverbindung, hast Fußball gespielt und warst Co-Kapitän der Schwimmmannschaft.«
Ich nicke. »Ja, Sir.«
Er beugt sich vor. »Also, warum in drei Teufels Namen lässt du dich auf Prügeleien in der Umkleide ein?«
Ich zucke mit den Schultern. »Keine Ahnung.«
Aguirre atmet tief aus. »Wenn ich jedes Mal einen Dollar bekäme, wenn ein Schüler Keine Ahnung zu mir sagt, wäre ich schon Millionär. Nein, Milliardär. Ich verfolge eine Null-Toleranz-Politik. Warum auch immer du dich mit Justin Dougan in der Umkleide gezofft hast, ist jetzt mein Problem. Würdest du gern wissen, wie ich mit meinen Problemen verfahre?«
Ich antworte nicht.
Er beugt sich wieder vor und spricht betont ruhig und langsam, um sich meine ungeteilte Aufmerksamkeit zu sichern. »Meine Probleme sitzen nach. Danach werden sie vom Unterricht ausgeschlossen. Drei Verweise ziehen einen Schulverweis nach sich.«
Als er den blauen Zettel von seinem Schreibtisch nimmt und mir hinhält, muss ich schwer schlucken. Mein erstes Nachsitzen. Egal was passiert, ich werde auf keinen Fall einen zweiten Rüffel kassieren. Selbst wenn es bedeutet, die nächsten neun Monate Mex gerufen zu werden.
»Wird das in meiner Akte festgehalten?«, frage ich und halte den Blick auf den ätzenden blauen Zettel gesenkt.
»Ich fürchte schon.«
Verdammt. Kurz sehe ich vor mir, wie ich mitten in der Nacht in das Sekretariat einbreche und den Eintrag verschwinden lasse. In Filmen brechen die Leute ständig in Büros ein und stehlen Akten. Es würde mir auf jeden Fall einen schönen Adrenalinkick verschaffen.
»Und jetzt raus mit dir«, sagt Aguirre. »Ich will dich nicht noch einmal in meinem Büro sehen, es sei denn, du hast vor, mir zu erzählen, dass du zu den Topabsolventen deines Jahrgangs gehörst. Steck deine Nase in die Bücher und wir werden prima miteinander auskommen.«
»War’s das?«, frage ich.
»Nein.« Er lächelt und breitet die Arme weit aus. »Willkommen an der Fairfield High.«
12
Nikki
Luis unterhielt sich gerade mit Marco und Mariana, als er in Dr. Aguirres Büro gerufen wurde. Er ging mit entschlossenen und selbstbewussten Schritten über den Hof, und ich stellte fest, dass ich kaum den Blick von ihm lösen konnte, bis er schließlich außer Sicht war.
Ich hoffe, er erinnert sich nicht an mich, obgleich in meinem Magen das blöde Gefühl rumort, dass er unsere Begegnung auf der Hochzeit seines Bruders nicht vergessen hat. Wie könnte er? Das letzte Bild, das ich von ihm habe, ist, wie er mir zuwinkt … nackt. Er sah damals unfassbar heiß aus und er hat nach wie vor diesen lässig-lockeren Gang. Allein die Art, wie er geht, verrät mir, dass er genau weiß, dass er einer der Typen mit dem gewissen It-Faktor ist.
Im Gang haben die Mädchen ihn angestarrt. Er hat jeder zugenickt und zugelächelt. Marco an seiner Seite hat genauso mit den Mädchen geflirtet, als wären sie ein Team, das Hand in Hand arbeitet.
Das nächste Mal sehe ich Luis in der letzten Stunde. Chemie bei Mrs Peterson. Luis scheint es zu amüsieren, mich in der letzten Reihe neben Kendall und Derek sitzen zu sehen, als er in den Raum spaziert. Die schwangere Lehrerin verkündet ohne Umschweife, dass sie die Chemiepartner bestimmt und wir in alphabetischer Ordnung sitzen werden, und mein Herz beginnt zu rasen. Mein Nachname beginnt mit einem C und Luis’ mit einem F. Ich schiebe Panik, dass wir Partner sein könnten, bis Mrs Peterson ausruft: »Mariana Castillo, deine Partnerin ist Nikki Cruz.«
Oh nein. Mariana und ich haben nur eins gemeinsam: Unsere Eltern sind in Mexiko geboren. Das war’s auch schon.
Mariana Castillo hat mich gehasst, als ich mit Marco zusammen war, so als hätte ich etwas genommen, das ihr gehört. Die paar Mal, die Marco und ich mit seinen Freunden unterwegs waren, hat sie mich immer wütend angefunkelt und dafür gesorgt, dass keins der anderen Southside Mädchen mich mochte. Ich war eine Außenseiterin in ihrer Clique, aber solange ich Marco hatte, war mir das egal. Obwohl Marco und ich nicht mehr zusammen sind, hasst Mariana mich noch immer.
»Iiih. Warum muss ich mich mit der falschen Latina rumschlagen?«, murmelt Mariana.
»An mir ist nichts
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