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Du sollst nicht hassen

Titel: Du sollst nicht hassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Izzeldin Abuelaish
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in den Tagen nach dem Angriff zu hören. Zunächst sagten sie, auf dem Dach seien Heckenschützen gewesen, aber wenn das stimmte, warum hatten sie dann zweimal auf die erste Etage dieses vierstöckigen Hauses gefeuert? Dann hieß es, dass die Schrapnellsplitter, die aus Ghaidas Körper entfernt worden seien, sich als Teile von Kassam-Raketen erwiesen hätten, was nicht stimmte.
    Dann kamen Variationen von Levana Sterns Anschuldigungen: Die israelischen Soldaten hätten auf Militante in meinem Haus geschossen – aber die einzigen Militanten, die ich beherbergte, waren meine Kinder, die militante Verfechter von Liebe, Hoffnung und Träumen waren. Ein Sprecher der Armee berichtete, die vorläufigen Untersuchungen hätten ergeben, dass die Soldaten das Feuer in Richtung eines Gebäudes erwidert hätten, von dem aus auf sie geschossen worden sei. Und ein Armeeoffizier sagte: »Die israelischen Verteidigungskräfte richten ihre Waffen nicht auf Unschuldige oder Zivilisten, und während der Operation in Gaza hat die Armee gegen einen Feind gekämpft, der nicht zögert, aus zivilen Objekten heraus zu feuern.«
    Ich war außer mir. Es geht hier um hoch spezialisierte Waffen, und die israelischen Streitkräfte wussten genau, auf wen sie gezielt hatten. Sie hatten das Schlafzimmer der Mädchen anvisiert. Mein Haus war immer ein Haus der Liebe gewesen, der Umarmungen und des Friedens. Mit ihren Lügen töteten sie meine Kinder ein zweites Mal.
    Als ich im Fernsehen zu dem, was passiert war, interviewt wurde, wurde ich auch gefragt, was ich über Levana Stern dachte. Ich sagte, ich würde sie gern von Angesicht zu Angesicht treffen und ihr zuhören, wenn sie mir zuhöre. Die Medien arrangierten das Treffen, aber sie kam mit einer kalten und abweisenden Haltung. Und obwohl sie den anderen im Studio sagte, sie bedauere meinen Verlust – und sich später bei mir entschuldigte –, bestand sie darauf, dass sie immer noch glaube, dass Israel diesen Krieg geführt habe, um sich zu verteidigen. Eine Wochenzeitung aus Tel Aviv sah unser Gespräch etwas differenzierter: »Levana Stern griff Abuelaish nicht an. Sie schützte sich vor ihm, weil er ihre Sicht auf die Palästinenser als Terroristen bedrohte.«
    Dann wurde ein israelischer Beamter mit den Worten zitiert, ich hätte den Gazastreifen verlassen sollen, ehe meine Kinder getötet wurden. Aber wohin hätten wir gehen sollen? Ich hatte sogar meine israelischen Freunde, darunter Shlomi Eldar, um Rat gefragt, und alle waren sich einig gewesen, dass wir zu Hause am sichersten seien. Ich blieb dort, weil ich glaubte, dass jeder wusste, welches mein Haus war, und weil ich dachte, dies sei der sicherste Ort für meine Familie.
    Tatsächlich war es so, dass die israelischen Panzer sich von Haus zu Haus bewegten und die Häuser bombardierten und zerstörten, von denen sie annahmen, sie dienten als Stellungen der Hamas. Wenn man sich im Nachhinein die Straßen Gazas ansah, musste man den Eindruck gewinnen, dass jedes einzelne Haus ein Versteck bewaffneter Hamas-Milizen gewesen sei. Jeder weiß, dass das ausgemachter Unsinn ist, und ich glaube, dass die Soldaten durch die jahrelangen Feindseligkeiten und forcierten Vorurteile zu diesem Overkill getrieben worden sind. Selbst die unnachgiebigsten Militär-Befürworter innerhalb Israels kritisierten die Armee für die exzessive Gewaltanwendung in diesem Krieg.
    Tag für Tag umringten mich meine Freunde im Eingangsbereich des Krankenhauses, nachdem ich den Medien das eine oder andere Interview gegeben hatte. Menschen, die mir nie zuvor begegnet waren, kamen, um mir ihre Unterstützung und ihre Bestürzung über das Geschehene zu zeigen.
    Tammie Ronen, Professorin für Sozialarbeit an der Universität von Tel Aviv, hatte mit mir zusammen an der Erforschung von konfliktbezogenem Stress bei palästinensischen Kindern in Gaza und israelischen Kindern in Sderot gearbeitet, der Grenzstadt, die in den letzten acht Jahren vom Raketenfeuer der Kassam getroffen worden war. Sie sagte: »Du darfst jetzt nicht zusammenbrechen. Du hast lebende Kinder, um die du dich kümmern musst.«
    Anael Harpaz, die meine Kinder aus dem Creativity for Peace Camp in Santa Fe kannte, war bei Shatha gewesen und hatte ihre Hand gehalten, während die Schwester ihr die Schmerzmittel verabreichte, und nun war sie gekommen, um mir beizustehen. Ich rief ihr zu: »Sag diesen Leuten, wer meine Kinder waren.« Sie weinte und sagte: »Ich hoffe, dass dies die Menschen wachrüttelt.

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