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Du sollst nicht lieben: Roman (German Edition)

Du sollst nicht lieben: Roman (German Edition)

Titel: Du sollst nicht lieben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ali Knight
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gewaltige Wassermasse flussauf- und flussabwärts bewegten, Woche für Woche mindestens einen Menschen mitnahmen – und das waren nur die, die gefunden wurden. Als sie auftauchte, stellte sie entsetzt fest, dass sie sich schon zehn Meter von der Stelle entfernt hatte, an der sie gestürzt war. Sie versuchte, ans Ufer zu schwimmen, aber Kleid und Schuhe zogen sie immer mehr in die Tiefe. Sosehr sie sich auch anstrengte, sie kam nicht näher an die hohe, glitschige Mauer heran. Und selbst wenn sie es schaffte, dort würde sie nicht hochklettern können. In der Mitte des Flusses lagen ein paar Boote vor Anker. Vom Ufer aus waren sie ihr zum Greifen nahe vorgekommen, aber hier, im metallisch-grauen Wasser, schienen sie absurd weit weg, die Entfernung unüberwindlich. Es zog sie in die Tiefe, nur mit größter Anstrengung konnte sie überhaupt den Kopf über Wasser halten. Ein Stück weiter machte sie eine Brücke aus. Ihr war klar, dass sie, sollte sie dort unter Wasser gesaugt werden, nie mehr herauskommen würde. Die tückischen Strudel und Unterströmungen würden sie nicht wieder freigeben. Sie schwamm, sie verausgabte sich, aber ihre Kräfte schwanden zusehends, und sie kam überhaupt nicht voran.
    In einem schrecklichen Déjà-vu begriff Nicky, wie schnell der Tod kommen konnte, wie direkt und unausweichlich sie darauf zusteuerte, wie kläglich ihre Versuche waren, dagegen anzukämpfen. Oben auf der Mauer standen Leute, riefen ihr etwas zu, fuchtelten mit den Armen. Sie konnten nicht helfen, sie waren viel zu weit weg. Jemand sprang in den Fluss, sie hörte einen Schrei. Dann kam Adam auf sie zugekrault.
    »Weiter, los!«, rief er.
    Nicky antwortete nicht, dafür hatte sie keine Kraft übrig. Sie konzentrierte sich ganz aufs Schwimmen. Er streckte ihr die Arme entgegen und zog sie zu sich heran. Er stützte mit einer Hand ihr Kinn, und mit vereinten Kräften schwammen sie in Richtung Mauer. Seine Bewegungen waren energisch, sie spürte die Stöße seiner Beine unter ihren und mobilisierte ihre letzten Reserven, um mitzuziehen. Themse-Wasser schwappte ihr ins Gesicht, immer wieder spuckte und hustete sie es heraus. Als sie den Kopf wandte, sah sie, dass er vorhatte, die Strömung zu nutzen und so einen Mauervorsprung zu erreichen, der im rechten Winkel in den Fluss ragte. Wenn sie es dorthin schafften, konnten sie sich zumindest davor retten, flussabwärts gerissen zu werden, unter die Brücke.
    Mit erstaunlicher Wucht prallten sie schließlich gegen die Mauer. Nicky suchte an dem glitschigen Stein nach einem Halt, doch der Strudel, der sich rund um das Hindernis bildete, drohte sie erneut in die Tiefe zu ziehen. Sie hatte den Mund voll Wasser, und der dumpfige Geruch von verrottendem Mauerwerk stieg ihr in die Nase. Adam streckte den Arm nach oben, bekam einen alten Eisenring zu fassen, der zum Festmachen von Booten dort angebracht war, klammerte sich daran und stemmte breitbeinig die Füße gegen die Mauer.
    »Halt dich fest!«, befahl er.
    Nicky reckte sich nach seiner freien Hand, während die Strömung einen letzten Anlauf machte, sie mitzureißen, um den Mauervorsprung herum, hinaus ins offene Wasser. Sie schlüpfte zwischen Adams Beine, so dass er eine Art Käfig um sie bildete und sie die Ruhe fand, zu Atem zu kommen. Als sie den Kopf in den Nacken legte, sah sie eine ganze Reihe Gesichter über den Mauerrand spähen und hörte chaotische Rufe, denen sie keinerlei Sinn entnehmen konnte. Kurz darauf tauchten Bauarbeiter auf und ließen eine Leiter zu ihnen herunter. Aus eigener Kraft schaffte Nicky nur eine Sprosse, deshalb stützte Adam ihren Hintern und schob von unten nach. Das letzte Stück zogen die Bauarbeiter sie – mit der Energie von Leuten, die lange hilflos zuschauen mussten und endlich etwas tun konnten.
    Sicher oben angelangt, streckte sie sich auf dem warmen Beton der Uferbefestigung aus und schnappte nach Luft wie ein Fisch, der an Deck eines Segelbootes gelandet ist. Nach und nach kam ihr der ganze Irrwitz dieses Tages zu Bewusstsein. Als Schaulustige näher traten, fragten, ob mit ihr alles in Ordnung sei, und Adam auf die Schulter klopften für seinen Heldenmut, brach sie in Tränen aus. Vor Erleichterung und – in diesem Moment der Rettung – Liebe.

9
    G reg glaubte nicht an Glück. Überraschungen mochte er nicht, und wenn er von Unfällen hörte, stellten sich seine Nackenhaare auf. Er saß im Hotelzimmer so über den Laptop-Bildschirm gebeugt, dass die Morgensonne L.A. s, die

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