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Du sollst nicht lieben: Roman (German Edition)

Du sollst nicht lieben: Roman (German Edition)

Titel: Du sollst nicht lieben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ali Knight
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gefahren. Ich selbst fahre auch zur Hölle!« Ihre Lippen bebten, Tränen traten ihr in die Augen.
    Sie tat Nicky leid. Offenbar hatte sie schreckliche Angst.
    »Ich hole Tatjana«, sagte Bridget noch einmal und stand auf.
    »Nicht das schon wieder«, seufzte Lawrence. »Es gibt kein Leben nach dem Tod, Connie. Es gibt weder Himmel noch Hölle …«
    »Lawrence, bitte!« Von der Tür aus warf Bridget ihm einen zornigen Blick zu, und er hob entnervt die Hände.
    Nicky beobachtete die alte Frau, die sie ihrerseits unverwandt anstarrte. Sie hatte ein ausdrucksstarkes Gesicht. Wo eben noch Angst vorgeherrscht hatte, waren nun Trotz und Angriffslust.
    »Und nicht nur ich«, sagte sie. »Ihr Ehemann kommt mit mir!«
    »Connie!« Bridgets Ton wurde scharf. Sie rief nach Tatjana, dann trat sie zu der alten Dame und half ihr auf die Beine.
    Lawrence ließ nicht locker. »Die Strafen, die wir verdienen, werden uns in diesem Leben auferlegt, und nur hier.«
    Heftig bewegte Connie die Lippen, als spreche sie lautlos vor sich hin, während eine füllige Frau im weißen Kittel erschien und ihrer Patientin beschwichtigend zuredete. Adam gab keinen Ton von sich. Sein Blick wanderte unaufhörlich zwischen seinem Vater, seiner schimpfenden Tante und Bridget hin und her.
    Gemeinsam führten Tatjana und Bridget die immer noch vor sich hin murmelnde Connie weg. Lawrence griff nach dem Handtuch und warf es frustriert auf einen Stuhl. Dann wandte er sich an Nicky.
    »Wie Sie wissen, bin ich Richter. Ich bekomme in meinem Verhandlungssaal Dinge zu hören, die einem das Blut in den Adern gefrieren lassen. Mein ganzes Arbeitsleben lang habe ich Strafen verhängt. Da begreift man schnell, dass es das Hier und Jetzt ist, was zählt, und nichts sonst.«
    Eine Weile saßen sie schweigend da. Aus dem Flur war noch zu hören, wie Connie weggebracht wurde. Lawrence entspannte sich sichtlich.
    »Ich liebe meine Schwester«, sagte er, »aber sie macht mich wahnsinnig. Immer das Gleiche, oder?«
    »Ist sie immer so?«, fragte Nicky.
    »Nein«, kam Adam seinem Vater zuvor. »Manchmal erzählt sie längere Zeit und ist dabei vollkommen klar.« Beinahe klang es, als wolle er Lawrence herausfordern.
    »Andererseits war sie schon immer grob«, entgegnete der.
    Adam sprang prompt darauf an. »Das stimmt nicht.«
    Auf keinen Fall wollte Nicky in eine der Auseinandersetzungen zwischen Vater und Sohn verwickelt werden, zu denen es, so vermutete sie, regelmäßig kam.
    »Die Fotos sind wunderschön«, sagte sie und wies auf die Wand gegenüber.
    Lawrence hieb auf den Kaffeetisch und zeigte mit ausgestrecktem Finger auf seinen Sohn. »Das hast du ihr eingeflüstert, gib’s zu!« Ein Grinsen trat auf sein Gesicht.
    »Mein Vater hat sie gemacht«, sagte Adam. »Er ist sehr stolz darauf.«
    »Das Format gefällt mir.«
    »Vielen Dank. Ich entwickele sie selbst und ziehe sie auf diese Größe.«
    »Er hat eine Dunkelkammer hier im Haus.«
    »Und er fotografiert ausschließlich Bäume«, fügte Bridget hinzu, die eben wieder hereinkam. »Was sagt das über einen Mann aus?« In gespieltem Entsetzen verdrehte sie die Augen.
    »Eine Eiche wächst dreihundert Jahre lang, lebt weitere dreihundert Jahre und bringt noch einmal dreihundert Jahre damit zu, abzusterben. Ein menschliches Wesen von solchem Format möchte ich erst mal sehen.«
    »Er war zu lange bei Gericht«, sagte Bridget. »Da wird man sonderbar.«
    Lawrence lehnte sich zurück und musterte Nicky. »Ich bin Ihrem Chefredakteur – dem, der gerade gefeuert worden ist – ein paarmal begegnet. Fanden Sie ihn gut?«
    Nicky holte tief Luft. Lawrence lachte.
    »Sie brauchen nicht zu antworten. Das war gemein von mir. Aber man hört, Ihr Blatt zielt jetzt mehr auf ein Massenpublikum – stimmt das?«
    »Vergiss nicht, dass er aussieht wie eine eingelegte Rote Bete«, sagte Adam. »Du kannst seine dummen Fragen ignorieren.«
    »Das erfahren Sie wahrscheinlich früher als ich«, sagte Nicky.
    Lawrence seufzte. »Meine Schwester … Connie ist eitel«, sagte er. »Die Vorstellung, dass es einen Nachruf auf sie gibt, würde ihr sehr gefallen. Nur wird sie leider nicht viel dazu beitragen können.«
    »Ich nehme an, ein Leben wie das von Connie ist genau das, was unsere neue Chefetage sucht. Die Leute denken immer, dass es in Nachrufen nur um den Tod geht. In Wahrheit würdigen und feiern wir aber viel mehr das Leben, das die Leute hatten.«
    Lawrence setzte eine bedauernde Miene auf. »Wohingegen ich mit dem Tod von

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