Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Du sollst nicht lieben: Roman (German Edition)

Du sollst nicht lieben: Roman (German Edition)

Titel: Du sollst nicht lieben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ali Knight
Vom Netzwerk:
Küchentür zuschlagen und wischte die Tränen weg. So sollte er sie nicht sehen. Stark sollte er sie sehen.
    Er kam mit einer Schüssel voll warmem Wasser und einem Päckchen Watte und ließ sich neben ihr auf dem Sofa nieder. Und er reichte ihr eine Schachtel Paracetamol.
    »Nimm drei.«
    Sie nahm vier.
    Ziemlich professionell wusch er die Schrammen an ihrem Bein. »Erste Hilfe war ein Fach in der Zirkusschule.«
    Sie stöhnte.
    »Tut mir leid, entschuldige.« Dann drückte er ihr eine Weinflasche in die Hand. »Für dein Bein. Halt sie dagegen. Eis habe ich nicht.«
    Die Flasche war bestenfalls kühl, aber das war immer noch besser als nichts.
    »Kannst du die Zehen bewegen?«
    Sie nickte und sah zu, wie er ihr die Sandale auszog.
    »Gebrochen ist er nicht, aber verstaucht. Du musst ihn schonen.«
    »Ich muss was trinken.«
    Er lachte nervös. »Natürlich, ja.«
    Kurz darauf kehrte er mit einer Flasche Rotwein und zwei Gläsern zurück. Sie leerte ihres doppelt schnell. Und war voller Wut auf sich selbst.
    Er machte ihr einen Verband um die Hand und fixierte ihn mit einer Sicherheitsnadel.
    Nicky starrte auf die Wunden an ihrem Schienbein und die verkrusteten Schrammen, die noch von ihrem Sturz in die Themse stammten. Jetzt hatte sie dazu noch eine Schnittwunde an der Hand und einen kaputten Knöchel.
    »Du kannst froh sein, dass der Fuß nicht gebrochen ist. Dann könntest du auch nicht fahren.«
    Aber ich könnte längst weg sein, dachte Nicky. Sie ließ sich nichts anmerken, doch in ihrem Innern brodelte es – sie wusste selbst nicht genau, warum.
    »Wenigstens kann ich von hier die Aussicht genießen.«
    Adam starrte nach draußen. »Hättest du was dagegen, wenn ich jetzt was tue?«
    Sie zuckte die Achseln. »Was?«
    »Ich suche was.«
    »Was?«
    Er legte kurz die Hand auf ihr Bein, dann ging er. Sie verschränkte die Arme. Ihre Stimmung war düster. Typisch. Jetzt hatte sie noch nicht einmal Gesellschaft. Sie drückte auf den Verband an ihrer Hand und fing an, die Bilder zu zählen. Zweiundzwanzig allein an der rückwärtigen Wand. Wie viele hatten Greg und sie insgesamt in ihrem Haus? Sie versuchte, sich Adam im Internat vorzustellen. Eigentlich war er da ja gerade erst heraus. Sein Telefon klingelte nie. Er ging nie auf Facebook und verschickte keine Mails. Für jemanden seines Standes, seines Aussehens und seiner guten Verfassung schien er merkwürdig einsam. Mit nichts und niemandem verbunden. Sie betrachtete das Wohnzimmer noch einmal mit ganz anderen Augen. Überlegte. Rief sich die Gelegenheiten in Erinnerung, da sie Zeit miteinander verbracht hatten. Freunde, welcher Art auch immer, hatte er nie erwähnt. Da waren die verrückte Bea, Davide in Spanien, seine Familie – und sonst niemand. Einen Job hatte er auch nicht. Sie saß hier praktisch in der Falle, in einem Haus, weitab von jeglicher menschlichen Gesellschaft.
    Im Gegenzug wusste er genau, wo sie arbeitete, hatte sie geschickt über Greg und ihre Familie ausgefragt und in der tragischen Geschichte mit Grace herumgestochert. Das war nicht ausgewogen. Sie hatte so viel über sich preisgegeben. Da stimmte etwas nicht. Und sie konnte nicht herausfinden, was nicht stimmte, weil sie, wie ihr jetzt erst aufging, nichts über ihn wusste. Sie war gefangen im Haus eines Mannes, der ihr ungefähr so vertraut war wie jemand, neben dem sie zufällig in der U-Bahn saß. Ihr war ein grundlegender Fehler unterlaufen: Sie war auf ein hübsches Gesicht, einen ansehnlichen Körper und ein großes Haus hereingefallen. Du bist Journalistin, Nicky, sagte ihre innere Stimme, du musst Informationen sammeln. Zu deiner eigenen Sicherheit.
    Sie griff nach Adams Telefon, um Maria anzurufen. Das Aufheulen eines Motors lenkte sie ab. Schon im Begriff, sich vom Sofa zu hieven und zum Fenster zu humpeln, sah sie durch die Terrassentüren einen Traktor über den Rasen tuckern, am Steuer Adam. Er fuhr in die hinterste Ecke des Gartens, zum See, und als er an der Terrasse vorbeikam, sah sie, dass hinten am Traktor etwas befestigt war, etwas, das in der Spätnachmittagssonne metallisch blinkte. An der Stelle, wo die Steigung des Hügels begann und statt gepflegten Rasens wilderes Grün wuchs, brauchte er einige Zeit, um zurückzusetzen und zu wenden und das Fahrzeug in Stellung zu bringen. Bei laufendem Motor sprang er aus der Kabine und löste an dem Metallteil, das hinten am Traktor hing, eine Verriegelung. Das war ein Pflug!
    Ungläubig schaute sie zu, wie Adam wieder

Weitere Kostenlose Bücher