Du sollst nicht töten!: Plädoyer für eine gewaltfreie Ernährung (German Edition)
eingedrungen war, heimlich gedreht worden. Tierschützer hatten das Material allen großen Medien (Print und TV) zur Verfügung gestellt, doch nur zwei österreichische Tageszeitungen nahmen Notiz davon und brachten einen kurzen Beitrag. Aber es gab auch eine Erfolgsmeldung: Ein großer Lebensmittelkonzern hatte davon erfahren und das aus diesem Betrieb stammende Schweinefleisch aus seinen Supermarktregalen verbannt.
Meine ganz persönliche Konsequenz aus dieser Geschichte war die Entscheidung, nie wieder Fleisch zu essen. Ich konnte es einfach nicht mehr. Meiner Kamerafrau ging es genauso. Ab diesem Tag war Fleisch für uns kein Thema mehr, denn wir hatten mit eigenen Augen gesehen, welche Quälerei die Massentierhaltung für Schweine oder andere Tiere bedeutet.
Übrigens habe ich damals auch ein Telefoninterview mit dem verantwortlichen Schweinezüchter geführt. Vor der Kamera wollte er keine Stellungnahme abgeben, weil er, wie er sagte, mit Journalisten schlechte Erfahrungen gemacht hätte, aber er versicherte mir, dass in seinem Stall alles seine Richtigkeit habe. Die im Video gezeigten Missstände seien übertrieben dargestellt worden. In der Regel würden tote Tiere sofort beseitigt werden, sodass es zu keinen kannibalischen Handlungen kommen würde.
Derartige Haltungsbedingungen sind in der Tat legal. Nach den Bestimmungen der EU braucht einem Schwein lediglich eine Grundfläche von 0,70 Quadratmetern zugebilligt werden – eine für diese intelligenten und bewegungsfreudigen Tiere kaum vorstellbare Enge. Hinzu kommt ein hoher Medikamenteneinsatz, unnatürliches Futter, das Fehlen von Tageslicht und das durch die Enge völlig unterbundene Sozialverhalten in der Massentierhaltung, die immer mit Qual und Leid einhergeht.
Für mich hat sich seit diesem Fernsehbeitrag viel verändert. Ich bin mehr denn je Tierfreundin und Tierschützerin und kaufe und esse bewusster. Und ich mag nur noch lebende Tiere.“
3. Dr. Karl-Heinz Loske, Biologe und ehemaliger Jäger
Der deutsche Biologe und ehemalige Jäger Dr. Karl-Heinz Loske, Jahrgang 1956, ist seit 1985 Inhaber des Büros Landschaft und Wasser und arbeitet als unabhängiger, vereidigter Umweltsachverständiger. Er ist Autor des Buches Von der Jagd und den Jägern und hat zahlreiche Publikationen zu den Themen Umweltverträglichkeit, Landschaftsökologie und Artenschutz verfasst. Er lebt seit etwa fünfzehn Jahren als Vegetarier. www.buero-loske.de
Jagd hat keine ökologische Berechtigung!
„Seit Jahren kritisieren Tier-und Naturschützer auf der Basis von konkreten Zahlen und Fakten die Jagd. Es ist längst erwiesen, dass die Freizeitjagd überflüssig und schädlich ist und sich nicht mit wissenschaftlichen Argumenten rechtfertigen lässt. Die vielen Publikationen und Bücher gegen die Jagd haben inzwischen die öffentliche Einstellung zur Jagd nicht verändert, im Gegenteil: Nie zuvor wurden so viele Tiere geschossen, scheint eine Jagdreform weiter entfernt denn je.
Was kann man tun? Eine Abschaffung der Jagd wird nicht dadurch erreicht, dass man mit Jägern ihre längst widerlegten, pseudowissenchaftlichen Mythen diskutiert. Um die Jagd abzuschaffen, muss man die Motive und Leidenschaften der Jäger durchschauen, denn die Motive, auf die Jagd zu gehen, sind den Jägern meist selbst nicht bewusst.
Die heutige, von Jagdfunktionären beschworene „Jagdkultur“ hat nichts mehr mit der einst hochspirituellen Ethik von Jägervölkern zu tun. Sie ist zu einer Beherrschung und Manipulation des Lebendigen verkommen. Während die alten Jagdmythen der Naturvölker authentisch waren und gelebt wurden, sind die Mythen der Hobbyjäger von heute tot und durch die abendländische Kulturgeschichte konditioniert. Die Freizeitjagd ist das Ergebnis einer patriarchalischen, jüdischchristlichen Schöpfungsidee, die Mensch und Tier radikal trennt und der Tierseele ihre Existenz und ihr Existenzrecht abspricht. Die Degradierung des Tiers zum Nutzobjekt bewirkt, dass Jäger heute Wildschweine, Hasen und Enten mit einer mitgefühllosen Haltung schießen, als würden sie Raps ernten oder Sand abbauen.
Ich selbst habe diesem Denken eine kurze Zeit gehuldigt. Mit fünfzehn Jahren wurde ich zum Jagdhelfer, Wildheger und Treiber in den freiherrlichen Niederwildrevieren meiner Heimat. Ich begleitete den Förster, versorgte die Fütterungen, stellte Fallen auf und zählte das Wild im Revier. Ich glaubte an den Jäger als Heger. Jeden Herbst und Winter nahm ich als Treiber an
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