Du sollst nicht töten!: Plädoyer für eine gewaltfreie Ernährung (German Edition)
nicht mehr versteinerten Menschen, in einen Anwalt der Tiere. Dazu gehört auch, das Gesetzesrecht für Tiere einklagbar zu machen durch berufene Anwälte der Tiere (anerkannte Tierschutzverbände). Nur wenn wir den Tieren ein Recht gewähren, können wir überzeugend Gerechtigkeit von denen verlangen, die uns gegenüber mehr Macht haben. Das Freisein von vermeidbaren Leiden, von Angst und Tod steht uns selbst nicht zu, so lange wir den Tieren genau diese Not durch unsere Ernährungs-und Lebensweise zufügen.
Darum lasst uns Menschen sein mit Gefühl und Gewissen. Es dient sogar unserem eigenen Wohlergehen, nicht mitschuldig zu sein an dem schrecklichen Leiden und dem massenhaften Quälen und Töten unserer Mitgeschöpfe. Wissenschaftlich gesehen sind alle Tiere, die in der menschlichen Zivilisation zu Nutztieren, Versuchstieren, Schlachttieren degradiert und mit unvorstellbarer Grausamkeit missbraucht werden, entwicklungsgeschichtlich unsere älteren Geschwister. Sie besitzen ein vergleichbares oder gar identisches Nervensystem wie wir, und sie fühlen, leben und leiden wie wir. Über die Spiegelneuronen gehen einfühlsame Menschen in das Feld der Tiere und erleben mit, was ihnen geschieht, so, wie wir auch zwischenmenschlich das Leid anderer mitempfinden können. Angesichts der Tatsache, dass viele Menschen sagen, sie könnten die schrecklichen Bilder gequälter Tiere nicht aushalten, weil sie sie zu sehr belasten, sollten wir doch unbedingt prüfen, was für das Recht und das Wohlbefinden der Tiere getan werden kann. Denn auch wenn wir ihre Schreie und Seufzer hinter den schalldichten Wänden nicht hören und ihr Leid nicht sehen können, wirkt es doch auf uns und unsere Gesellschaft zurück.
In einer persönlichen Grenzsituation erfahren wir am ehesten, was unser Leben ausmacht. So erfasste mich vor einigen Jahren eine schwere Erkrankung unklarer Ursache, bis hin zu Lähmungserscheinungen und starkem Gewichts-und Kräfteverlust. Nach dramatischen Grenzerlebnissen, und obwohl ich von Schulmedizinern schon aufgegeben war, habe ich mit der Hilfe vieler wieder zu neuem Leben gefunden und eindringlich erfahren, dass ich den Einklang mit mir selbst und mit meiner Mitwelt nur gewinne, wenn ich in meiner Wesenstiefe berührt und dankbar bin für den täglichen Lebensquell: wenn ich liebend bin, mit dem Herzen sehe und im Kontakt mit anderen meine Verantwortung wahrnehme.
Wenn wir wachsam liebende statt versteinerte Menschen sind und uns als solche unseren Mitmenschen und den Tieren als unsere Mitgeschöpfe zuwenden, kann Frieden entstehen, auch für uns Menschen.“
6. Prof. Dr. Claus Leitzmann, Ernährungswissenschftler
Claus Leitzmann wurde 1933 in Dahlenburg, Niedersachsen, geboren. Er studierte Chemie, Mikrobiologie und Biochemie in den USA und promovierte 1967. Danach war er bis 1969 als wissenschaftlicher Assistent von Paul Boyer (Nobelpreis 1997) in den USA und bis 1974 als Dozent für Biochemie und Ernährung und als Leiter eines Forschungslabors in Thailand tätig.
Ab 1974 arbeitete Claus Leitzmann am Institut für Ernährungswissenschaft der Universität Giessen, wo er in den Jahren 1990 – 1995 auch Direktor war. 1998 wurde er emeritiert. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Ernährung in den Entwicklungsländern, Vegetarismus, Vollwerternährung, Ballaststoffe, sekundäre Pflanzenstoffe und Ernährungsökologie. Claus Leitzmann publizierte über 600 wissenschaftliche Veröffentlichungen, davon 27 Bücher. Er ist Mitglied und Ehrenmitglied unterschiedlicher wissenschaftlicher Gesellschaften sowie wissenschaftlicher Beiräte von Fachgremien, Stiftungen und Fachzeitschriften. 1988 erhielt er den Zabelpreis für Krebsprävention und 1997 den Preis der Dr. Broermann Stiftung für präventive Ernährung. Claus Leitzmann ist seit 31 Jahren Vegetarier.
Tiere sind meine Freunde
„Das 5. Gebot der Christen: „Du sollst nicht töten“ diente dem irischen Schriftsteller und Vegetarier Georg Bernhard Shaw als Basis für eine seiner meist zitierten Aussagen: „Tiere sind meine Freunde, und meine Freunde esse ich nicht.“ Seine damaligen Aussagen sind heute noch genauso gültig wie vor über einhundert Jahren, als dieser unbestechliche Sozialkritiker zu dem Thema Tierschlachtungen ethisch Stellung bezog. Der militärische Begriff „Stellung beziehen“ war für die damalige Zeit genau passend, denn es handelte sich um mehr als um eine ideologische Auseinandersetzung, da es auch um soziale,
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