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Du stirbst zuerst

Du stirbst zuerst

Titel: Du stirbst zuerst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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einer Reporterin sprechen«, sage ich. »Kelly Fischer.«
    »Wer ist denn da?«
    Ich zögere, denn ich will ihnen meinen Namen nicht verraten. »Ambrose Vanek.«
    »Moment, bitte.«
    Es klickt, ich höre nichts mehr und warte. Dann klickt es wieder, und die Reporterin meldet sich.
    »Hier ist Kelly Fischer.«
    »Hallo, ich bin es.«
    »Mister … Vanek? Ich fürchte, ich kann mich nicht an Ihren Namen erinnern.«
    »Nein.« Misstrauisch sehe ich mich um. »Ich bin es.« Ich halte inne und warte, doch sie schweigt. »Michael.«
    »Michael«, sagt sie langsam, bis sich auf einmal ihr Tonfall verändert. »Michael Shipman? Ich wusste gar nicht, dass Sie von dort drinnen raustelefonieren dürfen.«
    »Ich bin nicht mehr drinnen. Können wir uns irgendwo treffen?«
    »Herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Entlassung, das ist schön. Aber wir brauchen uns nicht zu treffen. Die Geschichte hat … sie hat eine andere Wendung genommen. Trotzdem vielen Dank für den Anruf.«
    »Es ist wichtig. Einiges habe ich Ihnen noch nicht erzählt.«
    »Das bezweifle ich nicht, aber wir müssen uns wirklich nicht treffen. Vielen Dank …«
    »Legen Sie nicht auf!«, rufe ich verzweifelt. »Hören Sie, es ist sehr wichtig, aber wir können uns nicht am Telefon unterhalten. Ich weiß nicht, ob die Anderen zuhören. Glauben Sie mir …«
    Sie legt auf.
    Ich schüttle den Kopf – irgendwie muss ich Kelly dazu bringen, mir zu glauben. Irgendetwas ist im Gange, das nicht nur die Powell-Klinik und die Gesichtslosen, sondern auch den Wellnesskiller, die Kinder der Erde und wer weiß wen sonst noch betrifft. Es hängt alles miteinander zusammen, und Kelly ist die Einzige, mit der ich reden kann. Die Einzige, die genug recherchiert hat, um es sich zusammenzureimen. Ich muss erfahren, was sie weiß. Ich brauche sie.
    Neun Vierteldollarstücke habe ich noch. Ich überlege kurz, ob ich sie noch einmal anrufen soll, aber vermutlich will sie nicht mehr mit mir sprechen. Stattdessen wähle ich Vaneks Nummer.
    »Ambrose Vanek.«
    »Ich bin’s.«
    »Sie verdammter Idiot«, flucht er. »Was, um alles in der Welt, ist nur in Sie gefahren, einfach wegzurennen und obendrein jemanden zu töten?«
    »Haben Sie es schon erfahren?«
    »Sie haben mich sofort unterrichtet, weil ich der Erste bin, den Sie anrufen würden, das ist doch klar.«
    »Dann hören sie uns ab«, sage ich. »Ich werde mich vorsichtig ausdrücken …«
    »Sie hören uns keineswegs ab«, widerspricht Vanek. »Für so etwas hatten sie gar nicht genug Zeit …«
    »Nicht die Polizei, sondern die Gesichtslosen. Die haben Möglichkeiten, von denen wir nicht einmal zu träumen wagen.«
    »Die sind nicht real, Michael. Lässt die Wirkung des Medikaments wirklich so schnell nach?«
    Das Medikament – verdammt, das brauche ich ebenfalls. Beinahe hätte ich es vergessen. Ich habe viel zu tun und fühle mich allmählich überfordert.
    »Sie sind real, Vanek. Ich habe sie gesehen – jedenfalls einen von ihnen. Es war der Raumpfleger, den ich ge­tötet habe. Ich habe die volle Dosis Clozapin bekommen und ihn trotzdem gesehen. Er hatte Dokumente dabei, die ich an mich genommen habe.« Ich ziehe den Reißverschluss meines Overalls auf, hole die zerknüllten Papiere hervor und halte sie dicht vor mich, damit sie nicht nass werden. »Ich habe es hier, Vanek. Ein ganzes Dossier über mich, über frühere Wohnorte, über alles, was ich je getan habe. Warum sollte ein Raumpfleger so etwas bei sich haben?«
    »Es könnte eine neue Halluzination sein«, wendet Vanek ein. »Ihr Bewusstsein erinnert sich daran, was es letzte Nacht erschaffen hat. Es erzeugt neue Einzelheiten und schützt sich so vor der Erkenntnis, dass es falsch war.«
    »Ich habe es direkt vor Augen«, beteuere ich. »Sie können es sich selbst ansehen.«
    »O nein«, widerspricht er. »Ich komme nicht in Ihre Nähe, Michael. Sie werden von der Polizei gesucht, und schon wenn ich mit Ihnen rede, kann ich im Gefängnis landen. Auf keinen Fall treffe ich mich persönlich mit Ihnen.«
    »Da ist etwas im Gang«, beharre ich. »Mir ist klar, dass Sie mir nicht glauben, aber es gibt eine echte Verschwörung, und sie wollen … nun, das weiß ich noch nicht genau. Ein Mitglied der Kinder der Erde war in einer Chemiefirma beschäftigt – warum? Wie das FBI sagt, versorgt sich die Sekte selbst, also brauchte er das Geld gar nicht. Warum hat er trotzdem dort gearbeitet?«
    »Spielt das eine Rolle?«
    »Wie der FBI -Mann sagte, sind die Kinder der Erde so

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