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Du stirbst zuerst

Du stirbst zuerst

Titel: Du stirbst zuerst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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etwas wie Maschinenstürmer und verabscheuen die Technik. Warum sollte einer aus dieser Sekte die Farm verlassen? Warum zieht er in eine große Stadt voll verhasster Technik und tritt einen Job an, den er nicht braucht? Dafür muss es einen Grund geben.«
    »Diese Leute hassen die Technik?«
    »Das hat mir jedenfalls Agent Leonard erzählt.«
    »Ebenso sehr wie Sie?«
    »Ich …« Als mir klar wird, was er damit meint, lasse ich den Satz unvollendet. »Nein, so ist das nicht. Es ist etwas ganz anderes.«
    »Das wissen Sie nicht«, widerspricht er. »Doktor Little hat mir von dem Mann erzählt, der bei ChemCom gestorben ist. Agent Leonard sagte, er habe die gleichen anfallsartigen Kopfschmerzen bekommen wie Sie. Vielleicht meiden die Kinder der Erde die Technik, weil sie ihnen wehtut, genau wie Ihnen.«
    »Das kommt daher, dass ich etwas im Kopf habe.«
    »Sie müssen diese Leute finden.«
    »Ich werde sie nicht suchen«, knurre ich. »Sie sind böse. Sie haben einen Plan, sie tun etwas Schreckliches, und ich muss sie daran hindern. Vielleicht ist das … vielleicht will das auch der Wellnesskiller. Er kennt den Plan und will ihn vereiteln.«
    »Sympathisieren Sie mit dem Mörder? Diese Unterhaltung könnte gar nicht gefährlicher sein. Die ärztliche Schweigepflicht können Sie vergessen.«
    »Dann erzählen Sie es der Polizei«, sage ich. »Aber zuerst brauche ich das Mittel.«
    Er stößt ein unwirsches Schnaufen aus.
    »Das ist mein Ernst«, dränge ich. »Ich kann nicht gegen sie kämpfen, wenn mein Gehirn durcheinander ist. Ich muss klar bleiben, und nur Sie können mir helfen.«
    »Ich besorge Ihnen keine Medikamente.«
    »Ich brauche doch nur ein Rezept! Ein Blatt Papier mit Ihrem Stempel, und ich besorge mir die Mittel selbst.«
    »Dafür könnte ich verhaftet werden, Michael. Ich könnte die Zulassung verlieren und ins Gefängnis wandern.«
    »Sie müssen mir helfen!«, flehe ich ihn mit brüchiger Stimme an.
    »Ich bin schon viel zu weit gegangen, Michael. Ich …« Er überlegt. »Sie müssen zurück.«
    »Das tue ich ganz bestimmt nicht.«
    »Ich meine nicht die Psychiatrie«, stößt er leise und eindringlich hervor. »Ich meine den Ort, an dem Sie vorher waren. Vielleicht gibt es dort irgendeinen Auslöser, der Ihnen hilft, sich an die verlorene Zeit zu erinnern.«
    »Meinen Sie, das nutzt etwas?«
    »Ich muss der Polizei melden, dass Sie mich ange­rufen haben«, erklärt er. »Ich will kein Komplize eines Mörders sein, und ich werde keine Drogen in Umlauf bringen. Ich werde aber niemandem verraten, wohin Sie gehen. Mehr können Sie nicht von mir erwarten. Rufen Sie mich nicht mehr an.« Damit legt er auf.
    Ich schlucke und hänge nickend ebenfalls den Hörer auf die Gabel. Zurückkehren? Ich habe keine Ahnung, wo ich war. Ich erinnere mich nur an die leere Stadt und nicht einmal, was sie zu bedeuten hat. Eine leere Stadt und ein tiefer schwarzer Schacht. Woher weiß ich, ob diese Eindrücke überhaupt Wirklichkeit sind?
    Ich brauche Kelly Fischer. Vielleicht könnte ich … ich betrachte das Dokument und verstaue es wieder unter dem Overall. Vielleicht glaubt sie mir, wenn sie das Dokument sieht. Es beweist, dass es jemand auf mich abgesehen hat. Wenn sie mir sonst nichts glaubt – das Dossier führt es ihr vor Augen. Dann kann ich die Informationen nutzen, die sie bisher gesammelt hat, und bekomme vielleicht auf einen Hinweis darauf, was ich als Nächstes tun muss. Ich will es versuchen.
    Allerdings hat Vanek recht damit, dass die Wirkung des Medikaments nachlässt. Ganz so weit ist es noch nicht, aber es wird bald geschehen, und dann wird mein Gehirn zu Staub zerfallen, die Halluzinationen setzen wieder ein, und ich bin ein nutzloses Wrack. Ich darf die Klarheit nicht verlieren. Eine Apotheke oder ein Krankenhaus kann ich nicht aufsuchen. Ich muss die Mittel auf andere Weise beschaffen. Vielleicht auf der Straße. Doktor Little erwähnte, dass Seroquel als Droge konsumiert wird. Also muss ich es mir irgendwo da draußen beschaffen.
    Ich mache mich auf den Weg.



Ich weiß nicht, wo ich bin. An der nächsten Ecke lese ich die Straßenschilder, doch sie sagen mir nichts. Die Straße dahinter ist viel breiter als die vorherige, aber auch hier finde ich keine Anzeichen, die mir weiterhelfen. Langsam drehe ich mich um mich selbst und betrachte die Skyline. Irgendwo muss es doch einen Anhaltspunkt geben. Wo ist Norden? Wieder nichts. Inzwischen ist es recht hell, die Sonne ist aufgegangen, bleibt aber

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