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Du stirbst zuerst

Du stirbst zuerst

Titel: Du stirbst zuerst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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Tastatur fest und reißt beides vom Schreibtisch, als sie stürzt. Ich blicke zum Bildschirm. Die E-Mail ist schon abgeschickt.
    »Sie haben mich angelogen!«
    »Sie brauchen Hilfe«, sagt sie, noch am Boden hockend. »Sie sind krank und leiden an Wahnvorstellungen, und Sie werden sich vor allem selbst verletzen.«
    Ich stoße einen zornigen Schrei aus. »Sie haben mich angelogen! Weg da!« Ich entreiße ihr die Tastatur, stelle sie auf den Schreibtisch und strecke die Hand nach der Maus aus. »Her damit!«
    »Was haben Sie vor?«
    »Ich will herausfinden, wo ich war.«
    »Sie brauchen Hilfe.«
    »Geben Sie mir die Maus!«
    Sie reicht sie mir, ich lege sie vorsichtig auf den Tisch und entwirre die Kabel. Dann ziehe ich den Stuhl hoch und setze mich, immer noch eine Armeslänge vom Computer entfernt. Ich kann ihn benutzen, weiß aber, dass das Schmerzen hervorrufen wird. Ich habe keine Wahl. Zähneknirschend schiebe ich den Stuhl vor und spüre, wie der Kopf in das elektrische Feld eintaucht wie in einen Teich aus aufgeladenem Wasser. Es summt, als stünde ich unter Strom.
    Die Lautsprecher zirpen – ein kurzer, fast musikalischer Rhythmus.
    Sofort fahre ich schwer atmend zurück »Was war das?«
    »Das waren die Lautsprecher.«
    Dieses Geräusch habe ich schon einmal in Powell gehört, als Doktor Little mit den Lautsprechern und dem Handy experimentiert hat. »Haben Sie noch ein anderes Handy?«
    »Sie haben das einzige kaputt gemacht, deshalb musste ich eine E-Mail schicken.«
    »Diese Geräusche – sie entstehen, wenn ein Handy­signal durch die Lautsprecher geht. Was haben Sie sonst noch hier, das ein Signal aussenden könnte?«
    »Nichts.«
    »Dann werden Sie abgehört«, sage ich. »Sie sind verwanzt oder so, denn von irgendwoher muss das Geräusch kommen. Es entsteht nur, wenn zwei Felder sich gegenseitig stören …« Ich halte inne. Das Ding im Kopf – wenn meine Theorie richtig ist, dann erzeugt es ein eigenes Feld. Ich beuge mich vor, ohne auf das statische Kribbeln zu achten. Der Kopf dringt in das elektrische Feld der Lautsprecher ein, es durchdringt mich, mir ist übel vor Schmerzen.
    Wieder zirpen die Lautsprecher.
    »Hören Sie«, flüstere ich.
    »Ich höre es.«
    »Nein«, sage ich. »Unter dem Geräusch ist noch etwas. Hören Sie es auch?« Ich starre den Lautsprecher an, knirsche mit den Zähnen und lausche so angestrengt wie möglich, um den leisen Ton im Rauschen zu erkennen. »Unter dem Signal liegt noch etwas … irgendetwas anderes. Ich könnte schwören, dass ich es schon einmal gehört habe.«
    Wir lauschen, die elektrischen Felder überlagern einander, der Lautsprecher zirpt und summt, und einen kleinen Moment lang schält sich aus dem Rauschen ein einziges Wort heraus.
    »Michael.«
    Gleichzeitig fahren wir erschrocken zurück und keuchen.
    »Haben Sie das gehört?«
    Sie nickt. »Was, zum Teufel, hat das zu bedeuten?«
    »Es hat mit mir gesprochen.«
    »Das Ding in Ihrem Kopf?«
    Ich nicke und schlucke schwer. Fast wage ich nicht, es auszusprechen. »Es ist intelligent.«
    Sie weicht zurück und beäugt mich, die Furcht steht ihr ins Gesicht geschrieben. »Verschwinden Sie!«
    »Glauben Sie mir?«
    »Ich will nichts damit zu tun haben. Verschwinden Sie einfach.«
    »Geben Sie mir die Adresse, dann gehe ich.«
    »Ich weiß nicht, wie viel Zeit Sie noch haben«, er­widert sie, während sie sich bis zur Wand zurückzieht. »Ich habe einer Freundin eine E-Mail geschickt und sie gebeten, die Polizei zu verständigen. Ich weiß nicht, ob sie die E-Mail schon gelesen hat.«
    Die Lautsprecher erwachen zum Leben. Wir erschrecken, aber es ist nur ein leises Klingeln. Eine E-Mail ist eingegangen. Sie deutet auf eine Ecke des Bildschirms. »Meine Freundin hat geantwortet. Die Polizei ist unterwegs.«
    »Geben Sie mir die Adresse.«
    »Sie haben nicht genug Zeit …«
    »Ich will wissen, wohin ich mich wenden muss. Geben Sie mir die Adresse, wo ich gefunden wurde, und die Anschrift von ChemCom.«
    »ChemCom?«
    »Sie haben damit zu tun.«
    Die Reporterin schüttelt den Kopf. »Dort gab es zwar ein Opfer, aber ich glaube nicht, dass die Firma damit zu tun hat. Sie wurde ausgeraubt.«
    »Ausgeraubt?«
    »Ziemlich regelmäßig sogar. Ich habe es notiert.« Sie klickt auf eine Datei und überfliegt das Dokument. »Formamid und Ätzkali. Die Firma ist uninteressant. Sie müssen denjenigen finden, der die Chemikalien gestohlen hat.«
    »Warum sind die Chemikalien so wichtig?«
    »Weil man sie

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