Du weckst mein Verlangen
plötzlich in der Hintertür stand. „Ich dachte, Sie sind in Paris!“
Er runzelte die Stirn, als er den Vorwurf in ihrer Stimme hörte, gleichzeitig erfüllte es ihn mit Genugtuung, als er sah, wie sie bis unter die Haarwurzeln errötete. „Da war ich gestern.“
Emma fühlte sich, als litte sie an einer Persönlichkeitsspaltung: Sie registrierte einerseits, wie absolut fantastisch Rocco in der Lammfelljacke aussah, die seine breiten Schultern noch betonte. Das feuchte, dunkle Haar war aus der Stirn gestrichen, wodurch seine markanten Züge noch deutlicher hervortraten. Gleichzeitig analysierte sie seine Worte: Er ist also wirklich in Paris gewesen! Erst versucht er, mich zu verführen, und dann fährt er direkt zu seiner Geliebten! Zu ihrem Entsetzen empfand sie es als Betrug und Verrat. Dabei kannte sie doch seinen Ruf. Er war ein Playboy. Wie konnte sie da glauben, dass ihm ein Kuss etwas bedeutete?
Sie dachte an Jack. Er hatte manchmal mit ihr geschlafen, obwohl er gerade von einer Geliebten kam – was sie natürlich damals nicht wusste. Seit seinem Tod hatte sie versucht, die Wut und Enttäuschung darüber zu unterdrücken. Aber jetzt brach es aus ihr heraus wie aus einem Vulkan. Mit Jack hatte sie nicht mehr klären können, wie sehr sie sein Verhalten verletzte – Jack war tot. Aber jetzt stand Rocco vor ihr. Rocco, der ihr das Gefühl gegeben hatte, eine begehrenswerte Frau zu sein. Dabei hat er womöglich an diese Juliette Pascal gedacht, als er mich geküsst hat. Wieder wurde Emma fast schlecht.
„Ich glaube es einfach nicht! Ihre Großmutter ist verletzt, die Heizung ist kaputt, und Sie fahren einfach nach Paris! Sie sind wirklich der absolut verantwortungsloseste Mensch, dem ich jemals begegnet bin. Herrgott, können Sie Ihre Triebe denn nicht einmal für einen Tag beherrschen! Ist ein Schäferstündchen mit dieser Juliette Dingsda so viel wichtiger als Cordelia?“
Emma verstummte und hatte das deutliche Gefühl, dass die Atmosphäre gerade um einiges eisiger geworden war. Nach einer schieren Ewigkeit fragte Rocco kalt und völlig ungerührt: „Wovon reden Sie eigentlich?“
„Davon, dass Sie zu Ihrer Geliebten rennen, direkt nachdem Sie mich geküsst haben!“ Emmas Stimme hob sich um eine Oktave. „Letztendlich kann mir ja egal sein, mit wem Sie es wann treiben – aber dass Sie Cordelia in einem eiskalten Haus allein lassen, ist einfach unverzeihlich!“
„Ich habe Cordelia nicht allein gelassen!“, explodierte Rocco. „ Dio , wie wäre es, wenn Sie erst einmal nachfragen würden, bevor Sie sich zu derart ungerechtfertigten Vorwürfen versteigen?“
„Sie bestreiten, nach Paris gefahren zu sein?“
„Nein. Ich war tatsächlich dort. Aber Cordelia war den ganzen Sonntag auf der Farm von Jim und Nora Yaxley. Ich habe sie vormittags hingebracht, bin in meinem Privatjet für ein paar Stunden nach Paris geflogen. Abends habe ich sie wieder abgeholt. Und heute Morgen musste ich feststellen, dass die Heizung ausgefallen ist.“
Emma wollte etwas erwidern, doch er ließ sie nicht zu Wort kommen.
„Daraufhin habe ich einen Heizungsmonteur angerufen, und als ich mit ihm im Keller war, hat sich Cordelia die Hand eingeklemmt. Nachdem ich mich vergewissert hatte, dass kein Bruch vorlag, habe ich den Kamin angezündet und bin dann in den Hof, um Holz zu hacken.“ Er warf Emma einen Blick zu, bei dem ihr fast das Blut in den Adern gefrieren ließ. „Ich habe meine Großmutter nicht im Stich gelassen! Keine einzige Sekunde!“
Emma wünschte sich, im Boden versinken zu können. Wieder einmal hatte sie voreilige Schlüsse gezogen – und wieder einmal völlig falsch gelegen. „So wie Cordelia es erzählt hat, dachte ich, Sie wären nach ihrem Unfall nach Paris gefahren“, murmelte sie verlegen. „Aber ich hätte wissen sollen, dass sie einen Schock erlitten hat und deshalb etwas … etwas verwirrt ist. Es tut mir wirklich leid.“
Sie biss sich auf die Lippe. Auch wenn ich ihm in Bezug auf Cordelia unrecht getan habe, dachte sie erbittert, bleibt doch die Tatsache, dass er es offensichtlich eilig hatte, seine Geliebte in Paris zu besuchen. Vergeblich versuchte sie, das Bild von Rocco, mit dem schönen Topmodel in einem zerwühlten Bett liegend, aus dem Kopf zu bekommen.
Ihr Magen krampfte sich zusammen. Offensichtlich habe ich Hunger, sagte sie sich. Sie tat so, als wäre sie vollauf damit beschäftigt, den Tee zuzubereiten. „Egal, Sie sind ja jetzt da.“ Sie bemühte sich,
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