Du weckst mein Verlangen
Last! Und Rocco schon gar nicht. Er ist froh, dich bei sich zu haben.“
Wie sehr er an seiner Großmutter hing, war während des Fluges unübersehbar gewesen. Er hatte sie derart liebevoll umsorgt, dass Emma sich insgeheim schämte, ihn so falsch eingeschätzt und ihm Vorwürfe gemacht zu haben.
Mit dem Lift gelangten sie ins Erdgeschoss. Rocco hatte Emma „gestanden“, dass er ihn schon vor Jahren hatte einbauen lassen, da sich die Villa über vier Etagen erstreckte und Cordelia die vielen Stufen sicher nicht schaffen würde. Seit Langem sei ihm klar gewesen, dass seine Großmutter irgendwann nicht mehr allein in Nunstead Hall leben könne. Wieder leistete Emma ihm insgeheim Abbitte. Er hatte sich also keineswegs vor der Verantwortung gedrückt, sondern plante im Gegenteil schon seit geraumer Zeit, seine Großmutter eines Tages in die Villa Lucia zu holen.
Im Foyer kam ihnen Beatrice, die Köchin, entgegen und begleitete sie in den Frühstücksraum. Sie redete in einer charmanten Mischung aus Italienisch und gebrochenem Englisch auf sie ein.
„Ich habe frische Semmeln gebacken, und es gibt Obst und Joghurt. Wenn Sie noch irgendetwas für bambina brauchen, rufen Sie mich einfach, si ?“
„ Grazie . Ich glaube, es ist alles da“, bedankte sich Emma, beeindruckt von dem üppig beladenen Frühstückstisch. Als sie dann beobachtete, wie Cordelia und sogar Holly herzhaft zugriffen und sich das Frühstück schmecken ließen, kannte Emmas Erstaunen keine Grenzen mehr. Wahrscheinlich liegt es an den Antibiotika, überlegte sie. Was auch immer der Grund sein mochte, auf jeden Fall hustete Holly viel weniger, und zum ersten Mal seit Monaten lag auf ihren Wangen auch wieder ein rosiger Schimmer.
„ Buongiorno , die Damen!“ Rocco betrat den Raum und küsste seine Großmutter auf die Stirn. „ Nonna , Holly … Emma, ich freue mich, euch alle in meinem Haus willkommen zu heißen.“
Emma hatte den Eindruck, dass sein Ton deutlich kühler klang, als er ihren Namen aussprach. Zu ihrem Ärger schlug ihr Herz dennoch plötzlich deutlich schneller. Um sich zu beruhigen, beugte sie sich zu Holly und wischte ihr das Gesicht mit der Serviette ab. Er sieht einfach umwerfend aus, gestand sie sich insgeheim ein. Rocco trug beige Chinos und ein schwarzes Polohemd. Das noch feuchte Haar hatte er aus der Stirn gekämmt. Der lässige Look stand ihm außerordentlich gut. Obwohl … eigentlich hatte sie angenommen, der Chef eines weltbekannten Unternehmens ginge in Anzug und Krawatte zur Arbeit.
Offensichtlich teilte Cordelia diese Meinung, denn sie musterte ihren Enkel argwöhnisch. „Sag bloß, du bist einer dieser Männer, die in Freizeitkleidung ins Büro gehen?“
„Bestimmt nicht. Aber ich gehe heute nicht zur Arbeit. Ich möchte sicherstellen, dass es meinen Gästen in der Villa Lucia an nichts mangelt, wonach ihr Herz begehrt.“ Unvermittelt blickte er direkt in Emmas Augen. „Haben Sie gut geschlafen?“
Sie verbarg ihren inneren Aufruhr hinter einem kühlen Lächeln. „Sehr gut. Vielen Dank.“ Glücklicherweise kann er nicht wissen, dass ich mich die halbe Nacht hin und her gewälzt habe!
„Wenn Sie mit dem Frühstück fertig sind, würde ich gern etwas mit Ihnen besprechen.“ Es klang fast wie ein Befehl. Ohne eine Antwort abzuwarten, verließ er das Zimmer, und Emma blieb nichts anderes übrig, als ihm in sein Büro zu folgen.
„Wieso tragen Sie diese Schwesterntracht?“, fragte er unverblümt.
Erstaunt über seinen barschen Ton, hob Emma die Brauen. „Weil ich die Pflegerin Ihrer Großmutter bin.“
„Sie sind hier als ihre Begleiterin. Da dürfte die Tracht ja wohl kaum angebracht sein. Mir wäre es lieber, Sie trügen normale Kleidung.“
Emma presste die Lippen zusammen. „ Ich hingegen ziehe die Schwesternkleidung vor. Dadurch kommt erst gar kein Zweifel auf, dass ich in einer beruflichen Funktion hier bin.“ Sie brauchte es für ihr inneres Gleichgewicht, deutlich sichtbar auf Abstand zu gehen. „Es ist wichtig, deutliche Zeichen und Grenzen zu setzen. Ich halte mich aufgrund eines Arbeitsvertrages unter Ihrem Dach auf, und das möchte ich auch nach außen hin signalisieren.“
Rocco musterte die schlichte blaue Schwesterntracht kritisch, die von einem Gürtel zusammengehalten wurde. Dadurch wirkte Emmas Taille besonders schmal. Was gleichzeitig die wohlgerundeten Hüften und die üppige Oberweite betonte. Zum Schluss streifte Roccos Blick noch Emmas Beine, die von einer schwarzen
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