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Du weckst mein Verlangen

Du weckst mein Verlangen

Titel: Du weckst mein Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chantelle Shaw
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bewusst war. Sie kämpfte deutlich gegen die erotische Anziehung an, die zwischen ihnen beiden herrschte. Man konnte es zwischen ihnen förmlich knistern hören, auch wenn sie sich demonstrativ sachlich unterhielten. Aber Rocco bemerkte es an Emmas verstohlenen Blicken, wenn sie sich unbeobachtet glaubte, an der Art, wie sie fast zurückzuckte, wenn er sich zu ihr beugte.
    Dass Emma sich zu ihm hingezogen fühlte, war unstrittig, aber zum ersten Mal in seinem Leben zögerte Rocco, sich einfach zu nehmen, was er haben wollte. Unter der Fassade der tüchtigen Krankenschwester verbarg sich eine Frau mit starken, aufrichtigen Empfindungen. Sie besaß eine Verletzlichkeit, die ihn tief berührte. Und selbstverständlich gab es da ja auch noch ihre Tochter. Holly war ein entzückendes Kind, das ihm mit so viel Zutrauen begegnete, dass er sich schwor, es nie, nie zu verletzten. Weder die Kleine – noch ihre Mutter.
    Roccos Mitarbeiter hatten sich inzwischen daran gewöhnt, dass er freitags relativ früh das Büro verließ. Die herrschende Meinung lautete, dass es da wohl eine Geliebte geben müsse, aber man hütete sich, dies laut zu äußern, wenn sich der Chef in der Nähe befand.
    Während Rocco durch Genua fuhr, waren die Gerüchte um seine Person das Letzte, was ihn interessierte. Als er vor Marcos Schule hielt, standen nur noch ein paar Kinder auf dem Schulhof, darunter ein Junge mit rabenschwarzem Haar und auffallenden hellbraunen Augen, die wie Bernstein schimmerten. Widerwillig schlenderte er auf Roccos Wagen zu.
    „Tut mir leid, dass ich zu spät bin. In der Via Serra war ein Stau.“ Rocco seufzte, als sich sein kleiner Bruder demonstrativ gleichgültig auf den Beifahrersitz setzte. An der Art, wie er die Arme vor der Brust verschränkte und mit unbewegtem Gesicht auf die Straße starrte, erkannte Rocco, wie hart es für Marco war, die Fassade des coolen Jungen aufrechtzuerhalten. Am liebsten hätte er ihn an sich gedrückt.
    „Du musst mich überhaupt nicht abholen. Hab ich doch gesagt. Ich gehe ja sonst auch alleine nach Hause.“ Marco warf seinem Halbbruder einen Seitenblick zu. „Ich dachte, du würdest nicht auftauchen – und das wäre mir echt egal gewesen.“
    Hinter dem betont gleichmütigen Auftreten spürte Rocco die Unsicherheit eines Kindes, und er musste schlucken, bevor er fest erwiderte: „Ich werde dich immer freitags abholen. Das habe ich doch versprochen.“
    Er sah den Schmerz in den Augen seines Bruders. Schmerz, den es im Leben eines Siebenjährigen nicht geben sollte. Vor vier Monaten wusste Marco noch gar nicht, dass er Enrico D’Angelos Sohn war. Was Enrico veranlasst haben mochte, Rocco auf dem Sterbebett zu bitten, sich um Marco zu kümmern, würde für immer ein Geheimnis bleiben. Vielleicht plagte ihn das schlechte Gewissen. Immerhin hatte er seine Geliebte im Stich gelassen, als sie schwanger war. Marco hatte seinen Vater überhaupt nur einmal gesehen. Und das hatte ihn eindeutig traumatisiert. Er fühlte sich als Beschützer seiner Mutter, die es nicht leicht gehabt hatte – obwohl sein Vater ein reicher Mann gewesen war.
    „Was willst du überhaupt?“, brach es plötzlich aus Marco heraus. „Mama und ich sind immer ohne Enrico zurechtgekommen. Wir brauchen dich nicht.“
    „Du bist mein Bruder, und ich möchte Zeit mit dir verbringen“, antwortete Rocco vorsichtig. „Es war falsch von unserem Vater, dich nicht anzuerkennen. Aber vor allem möchte ich dich gerne kennenlernen und dein Freund sein, Marco.“
    Roccos Gedanken wanderten zu einem Gespräch, das er kürzlich mit Inga Salveson, Marcos Mutter, geführt hatte. „Deine Mama hat mir gesagt, sie wolle gern nach Schweden zurückkehren … natürlich mit dir. Aber nur, wenn du das auch wirklich willst! Wenn du entscheidest, dass du nichts mit mir und deinem Großvater zu tun haben willst. Wenn du kein D’Angelo sein willst.“
    Zum ersten Mal flackerte so etwas wie Neugier in Marcos Augen auf. „Weiß denn mein Großvater von mir?“
    „Nein. Noch nicht. Silvio ist ein alter Mann, der sehr krank ist. Ich möchte ihm erst von dir erzählen, wenn ich weiß, dass du das auch willst. Ansonsten würde ich ihn nur umsonst aufregen.“
    Marcos Unterlippe zitterte verdächtig. „Ich weiß nicht …“ In seinen langen Wimpern hingen Tränen. Jetzt war er plötzlich nur noch ein kleiner unglücklicher Junge. „Mein Papa ist tot, und ich hab ihn gar nicht gekannt! Sag meinem nonno noch nichts, aber vielleicht will

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