Du weckst mein Verlangen
genug.“
Es gelang ihr nicht ganz, die Panik in ihrer Stimme zu unterdrücken. Ich will ihm zu nichts verpflichtet sein, dachte sie verzweifelt. Seit der ersten Begegnung hatte sie Angst davor, völlig die Kontrolle über ihr Leben zu verlieren.
„Fällt es Ihnen so schwer, ein Geschenk anzunehmen?“
Die Frage trieb Emma unvermittelt die Tränen in die Augen. Fast hätte sie Rocco gestanden, dass Jack ihr jegliche Freude an Geschenken ausgetrieben hatte. Anfangs hielt sie es für Großzügigkeit, später musste sie jedoch feststellen, dass dies seine Art war, sein schlechtes Gewissen zu beruhigen.
Sie versuchte, diese Bilder aus dem Kopf zu bekommen, und senkte die Lider. Als sie wieder aufsah, begegnete sie Roccos forschendem Blick. Wenn er doch nur nicht so unverschämt attraktiv wäre! Die schwarze maßgeschneiderte Hose und das weiße Seidenhemd saßen wie angegossen und betonten seine durchtrainierte athletische Figur. Eine Locke fiel ihm verwegen in die Stirn, und seine bernsteinfarbenen Raubtieraugen waren unverwandt auf sie gerichtet.
„Was wollen Sie von mir?“, wisperte Emma.
Rocco strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Die Berührung war sanft wie die einer Feder, und doch hatte Emma das Gefühl, ihre Wange würde brennen.
„Geben Sie mir eine Chance! Ich möchte Ihnen beweisen, dass Sie mir vertrauen können.“
„Warum?“ Es lag so viel Angst und Verzweiflung in diesem einen Wort, dass es schier Roccos Herz zerriss. „Sie können doch jede Frau haben.“
„Aber ich will nur Sie.“ In Emmas Kopf schrillten sämtliche Alarmglocken, als Rocco die Hand in ihren Nacken legte. Ich sollte gehen, sagte sie sich. Sofort! Aber sie war unfähig, auch nur einen einzigen Muskel zu regen. Hilflos sah sie Rocco in die Augen, als er sich zu ihr beugte.
Der Kuss war unendlich zärtlich. Und dennoch spürte Emma die Leidenschaft, die mitschwang, aber auch, dass Rocco sich bemühte, sie zu zügeln.
Ein Schauer durchlief sie, als Rocco sie an sich zog. Hier will ich sein, genau hier, in seinen Armen. Ich will seine Lippen spüren, seine Nähe. Instinktiv schlang sie die Arme um seinen Nacken. Sie erwiderte seinen Kuss, gab sich ihm vollkommen hin.
Plötzlich knirschte der Kies in der Auffahrt. Ein Wagen hielt vor der Villa. Man hörte Autotüren, die zugeschlagen wurden, und die Stimmen der Ankommenden. Rocco löste nur zögernd seinen Mund von Emmas Lippen. Mein Timing ist wirklich genial, dachte er sarkastisch.
„Glauben Sie mir denn wenigstens, dass ich Ihnen nie bewusst wehtun würde?“ Er sah, wie sie sich unschlüssig auf die Lippe biss. „Ich muss die Gäste empfangen“, sagte er bedauernd.
Seine Worte rüttelten Emma auf. Sie zuckte zurück und floh förmlich die Treppe hinauf. „Ich muss nach Holly sehen!“
Im ersten Stock hing ein Spiegel, in dem Emma ihr Gesicht betrachtete. Ihre Augen schimmerten feucht, und die Lippen waren von dem Kuss gerötet. Hastig nahm sie ihr zartrosa Lipgloss zur Hand und frischte ihr Make-up auf.
Vertrauen! Am liebsten hätte sie laut aufgelacht. Rocco weiß ja gar nicht, was er da von mir verlangt! Andererseits hatte er aber auch geschworen, ihr nie wehzutun. Er hatte ihr seine Freundschaft angeboten. Obwohl – in seinen Augen las sie eindeutig noch etwas ganz anderes. Das Versprechen von Leidenschaft und Sinnlichkeit.
Die letzten drei Jahre in dem kleinen Dorf von Northumberland hatten Emma Sicherheit geboten. Sie konnte wieder zu sich zu kommen. Aber es war auch ein einsames Dasein. Durch Rocco wurde sie dazu gezwungen, sich dies einzugestehen. Sollte ihr Leben wirklich so weitergehen? Oder besaß sie den Mut für das Wagnis, sich auf ihn einzulassen?
7. KAPITEL
Zu Emmas grenzenloser Erleichterung befanden sich unter den Partygästen doch nicht nur die „oberen Zehntausend“. Rocco verfügte über einen weitreichenden Bekanntenkreis. Sogar ein exzentrisches Rentnerpaar aus England war darunter.
„Wir kennen Nunstead Hall!“, verkündete Barbara Harris aufgeregt. „Als wir vor ein paar Jahren durch Northumbria gereist sind, kamen wir daran vorbei! Jetzt wohnen wir übrigens in der Nähe von Rapallo. Es gibt dort inzwischen eine regelrechte britische ‚Kolonie‘. Andrew und ich veranstalten einmal die Woche einen Bridgeabend. Wenn Sie Lust hätten mitzuspielen, Cordelia? Wir würden uns sehr freuen.“
„Vielen Dank! Ich liebe Bridge. Zu Hause war ich auch Mitglied im örtlichen Klub … bis ich das Autofahren aufgeben
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