Du weckst mein Verlangen
ich ihn doch irgendwann mal sehen. Ich meine, ich will ihn bestimmt mal sehen.“ Eine Träne rollte über seine runde kindliche Wange.
Rocco schluckte erneut. Plötzlich wurde seine Kehle eng. Der Ärger über seinen Vater verschwand. Jetzt empfand er einfach nur eine tiefe Liebe zu diesem Kind. Es wunderte ihn gar nicht, dass Marco so misstrauisch war. Schließlich hatte er von der Existenz seines Vaters erst kurz vor dessen Tod erfahren.
Spontan legte Rocco den Arm um seinen kleinen Bruder. „Wir machen es so, wie du es gern hättest, Marco. Ich erzähle niemandem etwas, bis du mir sagst, dass du so weit bist. Okay? Und jetzt“, er lächelte, „jetzt gehen wir ein Eis essen! Was hältst du davon?“
„Okay.“ Marco rieb sich die Augen. Und zum ersten Mal erwiderte er das Lächeln seines großen Bruders.
Die Vorbereitungen für die Party liefen auf Hochtouren, als Rocco am Abend zur Villa Lucia zurückkehrte. Er konnte sich darauf verlassen, dass die Haushälterin alles perfekt organisieren würde. Deshalb ging er direkt in sein Zimmer, duschte, zog sich um und begab sich erst dann ins Erdgeschoss.
Beatrice hat sich selbst übertroffen, dachte er. Die Villa Lucia strahlte in vollem Glanz. Alles sah wunderschön und einladend aus. Überall standen frische Blumen; Rosen und Lilien verbreiteten ihren Duft, und das Licht von unzähligen Kerzen verlieh dem Ganzen einen goldenen Schimmer. In einer Viertelstunde würden die ersten Gäste eintreffen. Der Champagner lag auf Eis, und das eigens für diesen Anlass angeheuerte Personal würde Kanapees und Fingerfood anbieten.
Heute war wirklich ein guter Tag, dachte Rocco. Er war so froh, dass Marco sein Misstrauen allmählich überwand. Ein warmes Gefühl durchströmte ihn. Er wollte gerade das Zimmer seiner Großmutter betreten, als ihn eine wütende Stimme veranlasste, stehen zu bleiben.
„Wo sind meine Kleider?“
Er drehte sich um und sah, wie Emma die Treppe hinunterstürmte. Der Ausdruck in ihren Augen verhieß nichts Gutes.
„Wagen Sie jetzt ja nicht, eine Ihrer superschlauen Bemerkungen zu machen!“, warnte sie ihn, als Rocco sie mit offensichtlichem Wohlwollen betrachtete. „Dieses Kleid gehört mir nicht! Ebenso wenig wie die anderen Designerklamotten, die wundersamerweise in meinem Schrank aufgetaucht sind.“
Emma holte tief Luft. Sie war außer sich. Als sie sich für die Party umziehen und das dunkelblaue Ensemble aus dem Schrank nehmen wollte, musste sie feststellen, dass ihre gesamte Kleidung verschwunden und durch Designeroutfits ersetzt worden war. Einige davon erkannte sie wieder. Sie hatte die Sachen in den Boutiquen bei der Einkaufstour mit Rocco anprobiert. „Was soll das?“
„Ich habe die Sachen für Sie kommen lassen, weil Sie nicht die nächsten drei Monate in Jeans und T-Shirt herumlaufen können“, antwortete er betont sanft. „Außerdem brauchen Sie hier keine Winterkleidung. Demnächst werden sommerliche Temperaturen herrschen.“ Rocco ließ seinen Blick über Emma gleiten. Das rosa Kleid stand ihr wirklich ausgezeichnet. „Und ich halte es für eine Sünde, eine derart fantastische Figur unter sackartigen Gewändern zu verbergen.“
Der raffinierte Schnitt des Kleides betonte eindeutig das Dekolleté, sodass Emmas volle Brüste wunderbar zur Geltung kamen. Roccos Mund wurde trocken. Er stellte sich vor, wie er die Träger von Emmas samtenen Schultern streifte, bis … Rocco zwang sich, seinen Fantasien Einhalt zu gebieten. Dennoch konnte er den Blick nicht abwenden, bewunderte Emmas schmale Taille, ihre wohlgeformten Hüften. Der Saum des Chiffonkleides endete eine Handbreit oberhalb der Knie und die silbernen hochhackigen Sandalen betonten Emmas lange Beine und ihre schlanken Fesseln.
„Sei bella“, stieß Rocco heiser hervor, während heißes Verlangen in ihm erwachte. Er wurde sich der peinlichen Tatsache bewusst, wie unangenehm eng seine Hose plötzlich saß. „Ich ahnte ja, wie gut Ihnen das Kleid stehen würde, aber das übertrifft nun doch alle meine Erwartungen, cara .“ Am liebsten hätte er Emma geschnappt und nach oben in sein Schlafzimmer getragen. Aber leider … Zumindest im Moment musste er seine Leidenschaft zügeln.
„Betrachten Sie die Kleider als Ausdruck meiner Dankbarkeit. Dafür, dass Sie sich so gut um Cordelia gekümmert haben … und dass Sie bereit waren, mit nach Italien zu kommen.“
Abwehrend hob Emma die Hände. „Ich kann das nicht annehmen. Mein großzügiges Gehalt ist mehr als
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