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Du wirst noch an mich denken

Du wirst noch an mich denken

Titel: Du wirst noch an mich denken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Andersen
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dein Bett mit Beschlag belegt hat.« Lola sah ihre Freundin besorgt an. »Du hättest mich wecken sollen, Aunie. Es war doch sicher nicht leicht, ihn nach oben zu schaffen.«
    »Glaub mir, ich wollte ja ... schon allein, damit mir jemand hilft, ihn zur Vernunft zu bringen. Er hätte wirklich zu einem Arzt gehen sollen, Lola. Aber davon wollte er nichts wissen. Selbst in diesem Zustand war er furchtbar dickköpfig.«
    Lola lachte. »Ja, so ist er, der liebe James. Stur wie ein Maulesel. Wenn du nicht da gewesen wärst, hätte sich der Mann höchstwahrscheinlich allein bis in seine Wohnung geschleppt.«
    »Er hätte es vermutlich versucht«, pflichtete Aunie ihr bei. »Aber er wäre nicht sehr viel weiter als bis zur Tür gekommen. Offenbar hat sein Bruder außer seinem Auto auch alle seine Schlüssel mitgenommen.«
    Kurz darauf öffnete Aunie mit Lolas Zweitschlüssel die Tür zu James' Wohnung. Einen Augenblick blieb sie zögernd im Flur stehen, es war ein merkwürdiges Gefühl, ohne seine Erlaubnis hier zu sein. Er war inzwischen mehrere Male in ihrer Wohnung gewesen, aber sie noch nie in seiner, und sie hatte den Eindruck gewonnen, dass er das Refugium, das er sich in diesen vier Wänden geschaffen hatte, eifersüchtig hütete.
    Aber sie konnte nicht den ganzen Tag hier herumstehen und sich den Kopf darüber zerbrechen, deshalb schaltete sie schließlich das Licht ein und ging ins Wohnzimmer. Kaum dass sie durch die Tür getreten war, blieb sie wie angewurzelt stehen und sah sich verblüfft um. Sie hatte das unbestimmte Gefühl, dass sie diese Wohnung unter einem Dutzend als die von James erkannt hätte. Sie spiegelte sein Wesen wider.
    Sie war männlich und unkonventionell, wie James. Die Möbel bestanden aus schwarzem Leder, Edelstahl und Glas, die Wände waren weiß gestrichen. Die Bücherregale standen bis oben hin mit Büchern, Zeitschriften und ein paar wenigen Stücken Krimskrams voll, ansonsten war der Raum beinahe zu aufgeräumt, wenn man von zwei leeren Bierflaschen und einem Aschenbecher voll abgebrannter Streichhölzer auf dem Couchtisch absah.
    Aunie versuchte sich James vorzustellen, wie er auf der Couch saß und hin und wieder einen Schluck von seinem mexikanischen Bier trank, während er ein Streichholz nach dem anderen anzündete und in den Aschenbecher schnippte, aber es fiel ihr schwer. Auf sie wirkte er wie jemand, der immer in Bewegung war. Die Art von Langeweile, von der das Häufchen abgebrannter Streichhölzer zeugte, passte nicht so recht zu dem Bild, das sie sich von ihm gemacht hatte.
    Sie riss sich von der Betrachtung des Stilllebens auf dem Couchtisch los und musterte die Wände. Seine Auswahl an Kunst war ziemlich eklektisch, um es mal vorsichtig auszudrücken. Zwei außergewöhnlich schöne Drucke teilten sich den Platz an der Wand mit einem Poster des Pudels mit Irokesenschnitt von Lynda Barry und der Lithographie eines Pin-ups von Olivia De Berardini. In der einen Ecke des Wohnzimmers stand eine Wurlitzer-Musikbox mit bunten Lämpchen und in einer anderen ein Zeichenbrett mit integrierter Beleuchtung.
    Obwohl sie sich wie ein Eindringling vorkam, konnte Aunie der Versuchung nicht widerstehen und durchquerte das Zimmer, um einen Blick auf die Arbeit zu werfen, mit der James im Moment beschäftigt war. Sie hob die Hand und fuhr mit dem Finger die Konturen der Zeichnung nach, ohne das Blatt dabei zu berühren.
    Ihr Mund verzog sich zu einem Lächeln. Wie war es wohl, wenn man über so viel Kreativität verfügte? Irgendwie war dieser Teil seiner Persönlichkeit heute Morgen so gar nicht mit einem Mann in Einklang zu bringen, der wenige Stunden zuvor von Schlägern aus der Unterwelt halb totgeprügelt worden war. Sie verstand ihn nicht einmal ansatzweise, so viel stand fest. Aber sie bezweifelte keinen Augenblick lang, dass James Ryder ein vielseitiger Mann war.
    Aunie rief sich zur Ordnung. Es stand ihr nicht zu, in seinen Sachen herumzuschnüffeln. Entschlossen ging sie ins Bad und packte James' Deodorant und Zahnbürste ein. Im Schlafzimmer zog sie rasch die Schubladen auf und nahm eine graue Jogginghose, saubere Unterwäsche und Socken sowie einen tannengrünen Baumwollpullover mit rundem Ausschnitt heraus. Sie gestattete sich nicht, auch nur eine Sekunde länger zu bleiben, um sich noch ein wenig umzusehen, wie sie es liebend gern getan hätte, sondern verließ sofort die Wohnung und schloss sorgfältig die Tür hinter sich ab.
    Als sie ihre Wohnungstür öffnete, empfing sie der

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