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Du wirst schon noch sehen wozu es gut ist

Titel: Du wirst schon noch sehen wozu es gut ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Cameron Stefanie Kremer
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hinter mir her. Der Hund bellte. An der Ecke sah ich, wie ein Bus an einem Wartehäuschen hielt und die Türen aufgingen. Eine fette Frau, die eine Menge Einkaufstüten trug, purzelte heraus, und ich dachte, wenn ich weiterrenne und in den Bus steige, dann wird der Mann mit dem Hund denken, dass ich nur renne, um den Bus zu erwischen, und nicht vom Schauplatz eines Verbrechens wegrenne, was ich, wie es mir aufgrund der Geschehnisse bei dem unheimlichen Haus vorkam, auf gewisse Weise tat. Mir war klar, dass man mich nicht wegen Hausfriedensbruchs verhaften würde oder dafür, dass ich Leute durch ein Fenster beim Brettspiel beobachtet hatte, aber trotzdem fühlte ich mich schuldig, als hätte ich etwas Verbotenes getan.

10
    Juni 2003
    Einen Moment lang sagte ich nichts mehr; ich sah nur auf Dr. Adlers Bücherregal. Mir fiel auf, dass sie Zeit der Unschuld aus seinem Versteck auf dem untersten Regalbrett geholt und auf eines der oberen Bretter gestellt hatte. Ich fragte mich, ob in dieser Geste womöglich irgendeine Botschaft für mich lag oder ob es einfach nur zufällig geschehen war. Aber wahrscheinlich hatte die Person, die die Praxis putzte, das Buch dorthin gestellt.
    «Und was geschah dann?», fragte Dr. Adler.
    «Was meinen Sie damit?»
    «Ich denke, Sie wissen ganz genau, was ich meine. Es ist eine ziemlich einfache Frage.»
    «Ich weiß. Ich meinte eigentlich nicht was, sondern warum: Warum stellen Sie mir diese Frage? Wenn ich Ihnen erzählen wollte, was als Nächstes passiert ist, würde ich das auch tun.»
    «Wirklich? Ich bin mir da nicht so sicher.»
    «Warum sollte ich nicht?»
    Dr. Adler seufzte gelangweilt, was, wie ich fand, sehr unprofessionell für einen Psychiater war.«Ich denke, Sie sind clever genug, um zu wissen, was Sie da tun», sagte sie.«Und ich glaube nicht, dass das Ihnen oder uns weiterhilft. Genau deshalb tun Sie es ja wahrscheinlich auch.»
    Ich sah sie an. Eine solche Äußerung hatte sie noch nie von sich gegeben, und ich war erschrocken. Sie erwiderte meinen Blick ganz offen, mit strenger, kalter, regungsloser Miene.
    «Manchmal machen Sie es den Leuten sehr schwer, mit Ihnen zu reden. Oft, um genau zu sein. Sie errichten Hindernisse. Warum, glauben Sie, tun Sie das?»
    «Weil ich nicht will, dass die Leute mit mir reden», sagte ich.
    «Wieso?»
    «Ich weiß auch nicht. Ich will es einfach nicht.»
    «Ich denke, Sie wollen es doch», sagte sie.
    «Können wir das nicht einfach vergessen? Kann ich Ihnen nicht einfach erzählen, was als Nächstes passiert ist?»
    «Sie können vergessen, was immer Sie wollen. Sie können mir erzählen, was immer Sie wollen.»
    «Und was, wenn ich alles vergessen und Ihnen gar nichts erzählen will?»
    «Ich nehme an, dann sollten Sie unter anderem Ihre Besuche hier bei mir einstellen.»Sie lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück - mir war gar nicht aufgefallen, dass sie sich irgendwann nach vorn gelehnt hatte. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und sah mich freundlich an, geduldig, als könnten wir für immer so dasitzen. Sie lächelte versonnen, als würde sie sich an etwas Schönes erinnern, das sich vor langer Zeit ereignet hatte.
    Ich weiß nicht, wieso, aber es war ein angenehmer Augenblick. Einer jener Augenblicke, in denen alles am rechten Platz zu sein scheint. Die Stifte in der Kaffeetasse aus dem Guggenheim Museum auf ihrem Schreibtisch, wie sie in alle möglichen Richtungen auseinandergefallen waren, ganz wie diese scheinbar nachlässig hergerichteten Blumengestecke, die in Wirklichkeit das Ergebnis großen künstlerischen Geschicks sind - mir war, als bildeten sie den Mittelpunkt des Universums, und alles andere breitete sich um sie herum aus, die ganzen anderen Sachen auf dem Schreibtisch, die Praxis, das Gebäude, der Häuserblock, die Stadt und der Rest der Welt.
    «Es gefällt mir sehr gut, wo alles jetzt ist», sagte ich.
    Sie nickte, als würde sie verstehen, wovon ich sprach.
    «Was als Nächstes geschah, war, dass der Bus zurück nach D.C. fuhr und ich in einem hübschen Viertel mit vielen hübschen Hotels ausstieg und in das hübscheste davon ging und mir mit der Kreditkarte meiner Mutter ein Zimmer nahm. Ich machte mir Sorgen, weil ich keinen Koffer dabeihatte, und in den Filmen sind die Hotelangestellten immer misstrauisch, wenn jemand ohne Gepäck eincheckt, aber in diesem Hotel schien das kein Problem zu sein. Und dann fuhr ich mit dem Aufzug nach oben und benutzte meine kleine Chipkarte, um in das Zimmer zu gelangen,

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