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Du wirst schon noch sehen wozu es gut ist

Titel: Du wirst schon noch sehen wozu es gut ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Cameron Stefanie Kremer
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aber noch funktioniert, oder auch, wenn es kaputt ist, aber jemand anders könnte es vielleicht noch reparieren oder Teile daraus gebrauchen oder das Ding für etwas ganz anderes hernehmen, so wie man eine Rührschüssel als Blumentopf oder so verwenden könnte - jedenfalls, man gibt die Sachen in die Resterampe statt auf den Müll, und dann kann jemand anders kommen und sie sich nehmen. Das ist einfach toll. Es gibt Leute, die haben ihr ganzes Haus aus der Resterampe eingerichtet. Das wäre so praktisch für Sie mit dem neuen Haus - Sie könnten einfach vorbeispringen und sich die ganzen guten Sachen schnappen, bevor jemand anders auch nur die Chance dazu hat!»
    «Tja, das klingt ja wirklich toll, aber ich glaube doch nicht, dass ich neben einer Mülldeponie wohnen möchte.»
    «Oh, Sie würden ja nicht daneben wohnen - Sie wären gegenüber. Und es wird ein Sichtschutz drumherum gebaut, so dass Sie die Station nicht einmal sehen würden. Zumindest nicht vom Erdgeschoss aus. Aber da werden Sie ohnehin die meiste Zeit verbringen, denn im ersten Stock gibt es keine Heizung.»
    «Was für ein Sichtschutz?», fragte ich.
    «Na ja», sagte sie.«So eine Wand, eine große, hohe Wand, aus Holz, nehme ich an, oder vielleicht auch aus Beton, aber wirklich hübsch, auf die vielleicht Blumen oder so was gemalt werden. Die Schulkinder durften den Sichtschutz vor der Route 36 bemalen, und er ist so farbenfroh geworden, wie man es sich nur vorstellen kann. Das muntert mich jedes Mal auf, wenn ich daran vorbeifahre. Oh, und es werden auch Büsche gepflanzt - ich glaube, es gibt eine Vorschrift, dass alle drei Meter ein Busch stehen muss, so dass also letzten Endes der Wert Ihres Grundstücks dadurch nur steigen wird.»
    «Nun, es war sehr nett, mit Ihnen zu reden, und ich bin Ihnen für Ihre Hilfe sehr dankbar, aber ich glaube wirklich nicht, dass ich noch an dem Haus interessiert bin.»Ich sagte, auf Wiederhören, und hängte rasch ein. Ich wartete einen Moment ab, weil ich dachte, sie würde vielleicht zurückrufen. Ich hatte keine Lust, von Jeanine Breemer verfolgt zu werden. Und dann tat sie mir sehr leid. Die einzigen Immobilienmakler, die ich bislang gekannt hatte, waren Frauen wie Poppy Langsworthy, eine Freundin meiner Mutter, die im Jahr mehrere Millionen-Dollar-Apartments verkaufte, indem sie sie einfach Leuten zeigte, die sich Millionen-Dollar-Apartments leisten konnten, und von solchen Leuten gibt es in New York City offenbar einen unerschöpflichen Vorrat. Ich fragte mich, wann Jeanine wohl das letzte Mal etwas verkauft hatte. Sie hatte ein wenig verzweifelt gewirkt. Ich hasse es, mit jemandem Geschäfte zu machen, der auf Kommission arbeitet. Lange Zeit hatte ich nicht einmal gewusst, dass es diese Art Beschäftigung überhaupt gibt, und dann, als ich ungefähr zehn war, ging ich mit meinem Vater zu einem BMW-Händler in New Jersey, um ein neues Auto zu kaufen, und der Verkäufer, der uns bediente, war so aggressiv, dass er praktisch auf meinen Vater losging, als dieser sagte, er werde sich noch weiter umsehen, und sich anschickte, zur Tür zu gehen. Ich erinnere mich daran, dass ich meinen Vater fragte, was denn mit dem Mann los sei, und mein Vater sagte, nichts sei los mit dem Mann, er sei nur ein Hai; in manchen Jobs müsse man ein Hai sein, und jeder verstehe das, und das sei okay. Ich fragte meinen Vater, ob er ein Hai sei, und er sagte, nein, er sei eher wie ein Geier, er lasse die anderen Tiere das Töten besorgen und labe sich dann an den Überresten. Diese Enthüllungen regten mich sehr auf, und ich wollte meinen Vater fragen, ob es denn auch Jobs für Lämmer und Kaninchen gebe, aber irgendwie wusste ich, dass ich diese Frage besser nicht stellen sollte. Ich dachte, vielleicht werde ich ja angriffslustiger, wenn ich älter werde, aber das war nicht der Fall, und so ist das ein Problem, mit dem ich mich noch immer herumschlage. Ich hatte gedacht, dass die Leute in der Kunstwelt vielleicht lamm-mäßig wären, aber das sind sie nicht. John auf seine umwerfend lockere Art ist eindeutig ein Hai, und meine Mutter kann bisweilen sehr geier-mäßig werden. Dies war also ein weiterer zwingender Grund, aus New York City wegzuziehen und einen Weg zu finden, meinen Lebensunterhalt zu bestreiten, ohne dass ich ein primitives Instinktverhalten an den Tag legen musste.
    Während ich mit Jeanine Breemer plauderte, war eine Frau in die Galerie gekommen und betrachtete aufmerksam jeden einzelnen Mülleimer. Sie hatte ein

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