Du wirst sein nächstes Opfer sein: Thriller (Knaur TB) (German Edition)
freier Mensch.«
Dennison Parkins starrte sie an. Er war mit einer Handschelle an einem Kellerrohr festgemacht, hatte aber keinen Knebel mehr und konnte eine Hand frei bewegen. Nikki hielt ein paar Schritte Abstand zu ihm, trug eine zu groß geratene Sonnenbrille und verbarg ihr Gesicht hinter einem Schleier, den sie über den breitkrempigen Hut auf ihrem Kopf gebreitet hatte. Zwar hatte Parkins ihr Gesicht gesehen, als er sie vom Strich mitgenommen hatte, doch damals hatte sie so viel Make-up aufgetragen, dass er sie wohl kaum würde identifizieren können. Dazu kam, dass Parkins zuversichtlicher sein konnte, lebend aus der Sache herauszukommen, wenn sie ihr Gesicht verbarg.
»Das sagen Sie andauernd«, gab er zurück. »Ich bin mir immer noch nicht ganz im Klaren, was das hier zu bedeuten hat. Ich meine, wenn das eine Entführung sein soll, dann haben Sie den Falschen.«
Sie verschränkte die Arme. »Denny, Denny, Denny. In deiner Lage ist das der völlig falsche Ansatz. Du solltest mich lieber überzeugen, dass deine Familie Unsummen zusammenkratzen würde, um dich freizukaufen, kapiert? Sonst fange ich noch an, dich als überflüssigen Ballast zu betrachten, den man loswerden muss, anstatt als eine Investition, die es zu schützen gilt.«
Parkins schluckte. »Na schön, das ist ein Argument. Mein Fehler.«
»Nein, dein Fehler war, dass …« Sie stockte. Was hatte Parkins gleich noch einmal verbrochen? Außer dass er zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort war? Sie konnte ihm unmöglich die Wahrheit sagen. Eigentlich hätte sie erst gar nicht mit ihm reden sollen. »Scheiß drauf. Wir müssen dich für ein paar Tage aus dem Verkehr ziehen, das ist alles. Danach lassen wir dich wieder laufen.«
»Und ihr … ihr habt keine Angst, dass ich zur Polizei gehe?«
Sie schüttelte den Kopf. »Mein Gott, Denny, hast du denn überhaupt keinen Überlebensinstinkt? Das ist das Letzte, was du erwähnen solltest – mir gegenüber wenigstens.«
Er wirkte niedergeschlagen. »Ich weiß, aber … Diese ganze Unterhaltung ist doch ziemlich offensichtlich, oder nicht? Wenn ich schwören würde, dass ich nicht zur Polizei gehe, würden Sie sagen, dass jemand in meiner Lage das natürlich immer behauptet. Sie glauben, dass ich Sie anlüge, und das macht Sie wütend.« Er lächelte sie zaghaft an. »Also das Letzte, was ich im Moment will, ist, Sie wütend zu machen, okay?«
»Glaub mir, Denny: Wenn du mich wütend machen würdest, dann würdest du es merken. Und was die Unterhaltung angeht, die ist nicht so offensichtlich, wie du meinst. Denn du wirst zum Beispiel auf keinen Fall zur Polizei gehen, und ich erkläre dir auch, warum. Denn wenn du das machst, dann wird das, was du getan hast, als wir dich geschnappt haben, ganz offenkundig werden.«
»Äh.«
»Genau. Und glaube ja nicht, du könntest das mit irgendeinem Blödsinn von wegen ›Aussage gegen Aussage‹ zu deinen Gunsten wenden. Ich habe jedes Wort, das du zu mir gesagt hast, auf Band. Und sowohl die Polizei als auch die Medien werden davon Kopien bekommen. Ich nehme an, dass deine Frau und deine Kinder nicht allzu glücklich darüber sein würden.«
»Ach, Scheiße.« Parkins sackte gegen die Kellerwand und schloss die Augen. »Dann geht es also gar nicht um Lösegeld, sondern um Erpressung.«
»Aber nicht so, wie du denkst. Alles, was wir wollen, ist, dass du für ein paar Tage von der Bildfläche verschwindest und dass du danach die Klappe hältst.«
»Und was soll ich den Leuten erzählen? Dass ich von Aliens entführt worden bin?«
»Oh, ich glaube da fällt uns etwas Besseres ein.« Sie griff sich einen Klappstuhl, der an der Heizungsanlage lehnte, stellte ihn auf und setzte sich. »Schließlich haben wir ein paar Tage Zeit, uns etwas Glaubwürdiges einfallen zu lassen. Mal sehen, was sich machen lässt.«
Er öffnete die Augen und sah sie an. »Sie wollen mir dabei helfen, mir ein Alibi auszudenken?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Das ist ja das mindeste, was ich tun kann. Und ich habe gerade sowieso nichts Besseres tu tun.«
Der Gang führte in die Küche – und eine solche Küche hatte Jack noch nie gesehen.
Sie besaß keinen Herd, dafür eine große Mikrowelle. Der Boden war mit einem Belag aus dickem Gummi bedeckt, der unter Jacks bloßen Füßen nachgab. Neben einem riesigen Edelstahlkühlschrank fanden sich einige makellos weiße Küchenmöbel, und in der Mitte stand ein Tisch mit Marmorplatte. Das einzige Fenster des Raumes war
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