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Du wirst sein nächstes Opfer sein: Thriller (Knaur TB) (German Edition)

Du wirst sein nächstes Opfer sein: Thriller (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Du wirst sein nächstes Opfer sein: Thriller (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donn Cortez
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der Natur zu entfernen. Und gerade sie unterwirft uns mit ganz besonderer Strenge den ewigen Naturgesetzen.
– Saint-Exupéry, Wind, Sand und Sterne, 1939

10
    B ereits in der Grundschule fingen die Leute an, Gordon Mason »Goliath« zu nennen. Schon immer war er groß für sein Alter gewesen, und das hatte er ausgenutzt, um seinen Willen durchzusetzen. Er war der geborene Leuteschubser, und als er die Highschool hinschmiss und gerade sein erstes Motorrad bekam, da wusste er bereits, was er wollte und wie er es bekam. Sein Leben verlief in einem Strudel aus Drogen, Gewalt, Sex und halsbrecherischen Geschwindigkeiten, und bald war ihm klar, dass er wahrscheinlich keine dreißig Jahre alt werden würde.
    Trotz allem war er nicht dumm. Grausam, eigennützig, rücksichtslos und hitzig, das ja – aber selbst nach Jahren des Drogen- und Alkoholkonsums hatte er noch einen ziemlich scharfen Verstand. Das Grundprinzip der Evolution war Goliath vertraut: Die Schwachen starben aus, während die Starken ihre Gene weitergaben. Bis jetzt hatte ihn nichts und niemand umbringen können, und er hatte mindestens vier uneheliche Kinder von vier unterschiedlichen Frauen. Das konnte nur bedeuten, dass er in der Evolution verdammt weit gediehen war.
    Er war nicht nur Mörder, sondern auch Überlebenskünstler. Drei Motorräder hatte er schon zu Schrott gefahren, und zweimal war er unbeschadet davongekommen. Beim dritten Mal hatte er sich vierzehn Knochenbrüche zugezogen und eine Schmerzmittelsucht davongetragen. Trotzdem fuhr er noch immer Motorrad und konnte es mit den meisten Jungspunden aufnehmen, die gerade einmal halb so alt waren wie er. Auch war er schon das eine oder andere Mal hinter Gittern gelandet, aber nie war er wegen einer ernsten Sache verknackt worden. Dazu war er viel zu gerissen.
    Und wenn er eines im Knast gelernt hatte, dann war es, wie man in jeder Situation seine Handlungsspielräume auslotete.
    Im Bau hatte er drei Typen mit selbstgebastelten Messern angegriffen. Zwei davon waren gestorben, der dritte landete auf der Intensivstation. In allen drei Fällen war er davongekommen und hatte nie auch nur eine Nacht in Einzelhaft verbracht – jedenfalls nicht für die Morde. Er wusste genau, wann er unauffällig bleiben musste und wie er seine Größe einsetzen konnte, um einen begriffsstutzigen, zurückgebliebenen Eindruck zu machen. Um den harten Brocken darzustellen, musste man nicht so sehr austeilen, sondern viel eher gut einstecken können. Während seines Initiationsritus, den Goliath mit achtzehn auf einem Parkplatz durchlaufen hatte, hatten sechs Biker fünf Minuten lang auf ihn eingedroschen und -getreten. Danach war er aufgestanden, zurück in die Bar gegangen und hatte allen einen Drink ausgegeben.
    Inzwischen war er näher an vierzig als an dreißig und hatte nicht vor, demnächst den Löffel abzugeben. Zumindest nicht ohne dabei jemanden mit ins Grab zu nehmen.
    Er konnte noch immer nicht glauben, dass er wie ein blutiger Anfänger eingesackt worden war. Der Typ musste ihm etwas ins Glas getan haben, denn das Letzte, an das er sich erinnerte, war, dass er in einer Kneipe einen Kurzen gezischt hatte. Dann war er in Ketten aufgewacht, mit einer Art Helm auf dem Kopf. Erst dachte er, das wäre ein Streich, den ihm einer der Wichser aus seiner Gang spielte. Doch er verwarf diesen Gedanken schon bald. Denn die Jungen hatten zu großen Schiss vor ihm, und die Älteren respektierten ihn zu sehr. Auch Bullen würden keine solche Scheiße abziehen. Er hatte sich die Lunge aus dem Leib gebrüllt und Obszönitäten geschrien, nur um irgendeine Reaktion zu provozieren. Aber es kam keine.
    Dann hatte er eine Spritze gespürt und geglaubt, er würde wieder eine Runde ins Koma fallen, aber nichts dergleichen geschah. Er bekam lediglich eine Infusion, wahrscheinlich Kochsalzlösung, und das bedeutete, dass er für längere Zeit hierbleiben würde.
    In den Ketten konnte er sich ein wenig bewegen, aber nicht genug, um sich hinzulegen oder den Helm abzunehmen. Als er aus reiner Langeweile einzunicken drohte, schrillte ihm Musik in die Ohren. Zu neumodisch für seinen Geschmack, denn Goliath mochte lieber Metal der alten Schule, nicht diesen Industrial- und Thrash-Kram. Immerhin war es kein Pat Boone oder so eine widerliche Country-Scheiße.
    An Schlaf war jedoch nicht mehr zu denken.
    Er begriff sogleich, was abging. Schlafentzug. Das, was die US-Regierung bei Verhören von Terroristen einsetzte. Also war er wohl von

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