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Du wirst sein nächstes Opfer sein: Thriller (Knaur TB) (German Edition)

Du wirst sein nächstes Opfer sein: Thriller (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Du wirst sein nächstes Opfer sein: Thriller (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donn Cortez
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Respekt vor dem Closer war durch die Konfrontation mit ihm nur noch gewachsen.
    Und war es nur sein Geltungsbedürfnis, dass er glaubte, sein Gegner betrachte ihn nun mit demselben Respekt? Vielleicht, aber Remote hatte diesen Eindruck eigentlich nicht gewonnen. Nein, Jack hatte ihn mit der Höflichkeit behandelt, die man einem Gleichgestellten zukommen ließ. Sie hatten sich, wenn nicht gerade in Freundschaft, so doch in so etwas wie gegenseitigem Verständnis voneinander verabschiedet.
    Du bist frei.
    Nein, das bin ich nicht.
    Jack hatte ihm nicht einfach widersprochen, sondern hatte eine grundlegende Wahrheit seiner Existenz ausgesprochen. Und es war ihm klar gewesen, dass Remote ihn verstehen würde. In diesem kurzen, aus fünf Wörtern bestehenden Wortwechsel lag eine ganze Philosophie verborgen, und Remote ließ das Gespräch immer wieder Revue passieren. Wenn ich ein anderer Mensch wäre, dachte er, wäre ich bestimmt zutiefst berührt. Da bin ich mir sicher.
    Aber natürlich war er der Mensch, der er war. Das war ihm nicht nur bewusst, sondern er war auch vollauf zufrieden damit. Wie er Jack hatte klarmachen wollen, waren ihm seine Stärken und Schwächen durchaus bekannt.
    Jack jedoch … kannte sie nicht.
    Remote glaubte, dass es eine Frage von Objektivität versus Subjektivität war. Jeder betrachtete seine eigenen Handlungen und Beweggründe durch eine subjektive Linse, die das Selbstbild auf eine bestimmte Art färbte. Dem konnte man sich nicht entziehen. Um eine annähernd objektive Analyse seiner selbst zu erhalten, musste man dem Urteil eines Beobachters vertrauen. Zwar war selbst mit einem solchen Beobachter keine absolute Objektivität möglich, aber immerhin erreichte man dadurch einen höheren Grad der Unvoreingenommenheit.
    Das ist mein Geschenk an dich, Jack. Zu beobachten und zu analysieren, ohne von emotionalen Gesichtspunkten beeinflusst zu werden. Entscheidungen zu fällen, vor denen andere zurückschrecken würden, weil ich weiß, dass sie am Ende der Sache dienen.
    Und jetzt war es Zeit, eine solche Entscheidung zu treffen. Eine Entscheidung, die sich am Ende zu Jacks Vorteil auswirken würde.
    Deine Partnerin, Jack. Diejenige auf der anderen Seite des Gefangenenaustauschs, die den Anhänger abgeholt hat. Ich weiß vielleicht nicht, wer sie ist … aber ich weiß, wie sie aussieht.
    Er drückte eine Taste, um das Video noch einmal anzuschauen. Remote hatte damit gerechnet, dass der Closer – oder sein Agent – den Anhänger nach Überwachungs- und Ortungsgeräten absuchen würde. Doch die Kamera, die Tanner in einem Baum in der Nähe der Übergabestelle versteckt hatte, hatten sie nicht entdeckt.
    Eingehend betrachtete Remote das Gesicht der Blondine. Das Kennzeichen und den Typ des Lieferwagens, in dem sie gekommen war, hatte er sich bereits notiert.
    Mit einer Frau hatte er nicht gerechnet, doch es machte kaum einen Unterschied. Er konnte sich denken, was sie für Jack bedeutete: Sie war seine Verbindung zum Rest der Menschheit, und sie erinnerte ihn daran, warum er das alles tat. Sie war so etwas wie ein Anker für ihn.
    Remote schüttelte den Kopf. Das Problem mit Ankern ist, dass sie nur sehr selten nützlich sind. Meistens halten sie einen nur davon ab, irgendwo anders hinzugehen. Sie geben dir Stabilität, das ist schon wahr, aber sie halten dich auch zurück. Der Closer sollte nicht – darf nicht – zurückgehalten werden. Er muss frei sein, um zu tun, was getan werden muss. Der Anker muss weg.
    Er würde sie ausschalten. Und dann würde Jack erkennen, dass Remote der einzige Partner war, den er brauchte.

    Durch den Verkauf des Boots hatte Jack genug Geld, um sich ein Taxi zur Fährstation und ein Ticket nach Anacortes auf dem Festland leisten zu können.
    In einem kleinen, gelben Imbiss kaufte er sich einen Kaffee mit einem Extraschuss Espresso und setzte sich damit an einen der hölzernen Picknicktische. Die nächste Fähre fuhr zwar frühestens in einer Stunde, aber er hatte keine Lust, drinnen zu warten. Selbst an guten Tagen blieb Jack lieber unsichtbar, und heute war eher kein guter Tag.
    Die Häuser rund um die Fährstation waren weihnachtlich geschmückt. Unter den Giebeln blinkten rote und grüne Lichter, die auch Türen und Fenster einrahmten. Eine bunte, aber durch und durch bedeutungslose Festbeleuchtung.
    Jack dachte darüber nach. Wie kam es, dass etwas derart Technisches wie farbige elektrische Beleuchtung, die keinerlei kulturellen Sinn besaß, Teil eines

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