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Du wirst sein nächstes Opfer sein: Thriller (Knaur TB) (German Edition)

Du wirst sein nächstes Opfer sein: Thriller (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Du wirst sein nächstes Opfer sein: Thriller (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donn Cortez
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religiösen Festes geworden war? Das Ganze war eine Art Mainstreampornografie: eine hübsche, auf Hochglanz polierte Projektion der Realität, der unter der glitzernden Oberfläche jegliche Tiefe fehlte. Weihnachtsbeleuchtung konnte man überall aufhängen: an Brücken, Baukränen, Polizeiwachen – und plötzlich war alles froh. Parasitäre Transvestitenarchitektur, die Sinn mit funkelnder Gefühlsduselei und reflexartigen Assoziationen verschleierte.
    Der Patron hatte seine Mutter mit einer Christbaumlichterkette erdrosselt.
    Bedeutungslos, dachte Jack. Es hat keinen Sinn außer dem, den man hineinlegt.
    Überhaupt keinen Sinn.

20
    »D afür habe ich wirklich keine Zeit«, erklärte Jack.
    Der Biker schnaubte. »Ich auch nicht. Ich bin zum High Tea mit der Königin von England verabredet, verdammt noch mal, und die wird richtig zickig, wenn man sie versetzt.«
    Goliath sah nicht, mit wem er sprach. Die Frau hatte ihn im Anhänger angekettet und ihm eine Haube über den Kopf gestülpt. Er hatte mit dem Gedanken gespielt, sich auf sie zu stürzen, bevor die Schlösser einrasteten, aber sie war schneller gewesen, als er gedacht hatte.
    »Wie ich höre, wurdest du betäubt und entführt«, sagte Jack. »Du musst eine Stinkwut haben.«
    »Ach was, ich bin der reinste Sonnenschein. Da kannst du jeden fragen.«
    »Aha. Na dann, Sonnenscheinchen, ich gebe dir die Chance, den Tag von jemand anderem aufzuhellen.«
    »Ach ja? Von wem?«
    »Sein Name tut nichts zur Sache. Aber es ist der Typ, der dich reingeritten hat.«
    Ein weiteres Schnauben. »Ja, klar. Lass mich raten: Er ist der große Bösewicht, und ich soll ihn töten. Was ich natürlich tun werde, denn du bist schließlich der viel nettere Kidnapper und hundertfünfzig Prozent ehrlich mit mir. Trifft’s das ungefähr, Schwachkopf?«
    »Nein. Ich gebe dir tatsächlich eine Chance, dich zu rächen – aber ich bin nicht nett. Ganz und gar nicht.« Jack machte eine Pause. »Ich weiß Bescheid über die Leute, die du ermordet hast, über die Frau, die du vergewaltigt hast. Wenn ich Zeit hätte, würden wir beide uns ziemlich lange darüber unterhalten.«
    »Hey, ich hab’ alle Zeit der Welt.«
    »Nein, hast du nicht. Weißt du, wer ich bin?«
    »Keine Ahnung, und ich will es verdammt noch mal auch nicht …«
    »Schon mal vom Closer gehört?«
    Schweigen. Jack wünschte sich, Goliaths Gesicht sehen zu können.
    Endlich sagte Goliath: »Leck mich. Diesen Typen gibt’s doch gar nicht.«
    »Oh, mich gibt es. Nicht dass es eine Rolle spielt.« Jack kam näher und beugte sich hinab, so dass er ganz nahe an Goliaths verhülltem Kopf war. »Selbst wenn der Closer nur ein Märchen ist, so kennen wir es doch beide. Und wenn ich nicht der Closer bin, weiß ich doch, was er in einer solchen Situation tun würde. Ich weiß, was ich tun muss – dir antun muss, um glaubhaft rüberzukommen. Wenn ich erst einmal damit fertig bin, ist es egal, wie du mich nennst, oder?«
    Jack tippte Goliath auf die Nase, die sich unter der Haube abzeichnete. Reflexartig zuckte der Kopf des Hünen zurück.
    »Möglich, dass ich nur ein Möchtegern, ein Nachahmer bin«, sagte Jack. »Aber du kennst den Spruch: Ich bin vielleicht nur Zweiter, aber ich strenge mich umso mehr an …«
    »Wenn ich hier rauskomme«, knurrte Goliath, »schlage ich dich mit einem deiner Arme tot.«
    Jack ließ sich nicht ins Bockshorn jagen. Das hatte er alles schon erlebt, hatte dieselben Drohungen schon von anderen Mördern vernommen, und er hatte gelernt, das beinahe unmerkliche Beben der Angst herauszuhören, das sich unter der Wut verbarg.
    »Aber heute ist dein Glückstag, Goliath. Ich gebe dir die Gelegenheit, einen hübschen, sauberen Tod zu sterben, anstatt allmählich und qualvoll zu verrecken. Meine Partnerin ist gerade weg, um ein paar Besorgungen zu machen. Wenn sie mit der nötigen Ausrüstung zurückkommt, bist du ein freier Mann.«
    Jack lächelte den Gefangenen an, auch wenn dieser es nicht sehen konnte. »Wobei frei in diesem Fall sehr relativ ist …«

    Am Terminal des Flughafens von Los Angeles hatte Nikki ein Auto gemietet. Jetzt wartete sie darauf, dass der Fahrer es brachte. Der graue, abgas- und dunstverhangene Himmel war von blauen Farbtupfern durchsetzt, und es war warm und feucht. November, dachte sie. Welche Jahreszeit ist da in Los Angeles? Flächenbrand, Krawall, Schlammlawine oder Erdbeben? Pilotfilme, Premieren, Preise oder Einschaltquoten?
    Nicht dass es eine Rolle gespielt hätte,

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