Du. Wirst. Vergessen.: Roman (German Edition)
dich wie verrückt!« Und damit beugt er sich vor und küsst mich erneut.
13. Kapitel
Wir sind still, als wir in die Stadt zurückfahren, doch es ist kein unangenehmes Schweigen. James hält meine Hand in seinem Schoß, spielt mit meinen Fingern. Seine Berührung ist sanft und doch besitzergreifend. Ich bin sicher, dass er das Gleiche empfindet wie ich. Als ob wir das auch früher getan hätten.
Ich überlege, ob ich ihm von unserer Vergangenheit erzählen soll, entscheide mich aber dagegen. Ich bin nicht sicher, wie ich es ausdrücken soll, ohne dass es sich so anhört, als hätte ich es darauf angelegt, dass dies passiert. Ihn manipuliert. Ich will nicht, dass er das denkt. Ich will, dass das alles wirklich ist.
»Und wie geht es weiter?«, frage ich, weil ich weiß, dass einer von uns diesen Moment ruinieren muss. »Meine Eltern werden mir niemals erlauben, mit einem Jungen auszugehen, und schon gar nicht mit dir. Und dann ist da auch noch ›Das Programm‹. Ich habe zwar keinen Betreuer mehr, aber Kevin hat unnachgiebig darauf bestanden, dass ich mich von dir fernhalte.«
James presst die Kiefer zusammen, dann schüttelt er den Kopf. »Mir ist egal, was andere denken. Mir ist egal, was irgendjemand denkt.«
»Sie können dich wieder wegbringen.«
»Ich hab keine Angst.«
Sorge erfüllt mich, und ich lehne mich zu ihm hinüber, lege mein Kinn auf seine Schulter. »Und was ist, wenn ich Angst um dich habe?«
James sieht mich an. »So was. Wie anschmiegsam du plötzlich bist. Hab dir doch gesagt, dass du beeindruckt sein wirst.« Er küsst mich kurz, dann konzentriert er sich wieder auf die Straße, als wäre unser Gespräch damit beendet.
»James«, sage ich, und ich spüre, wie sich meine Schultern anspannen. Wir waren fast den ganzen Tag fort. Das war leichtsinnig. Ich hatte bis jetzt jeden Gedanken daran verdrängt und stattdessen die Freiheit genossen, mit James zusammen zu sein. Aber nun wird mir bewusst, wie dumm das war.
Ich checke mein Handy und sehe, dass fünf Anrufe eingegangen sind, vier von meinen Eltern und einer mit unterdrückter Nummer.
»Meine Eltern suchen nach mir«, sage ich.
Irgendetwas in meiner Stimme bringt ihn dazu, mich anzusehen, und mir fällt auf, wie sein sonnengebräuntes Gesicht blass wird, wie seine Finger fester das Lenkrad umklammern.
»Was werden sie deiner Meinung nach unternehmen?«, fragt er.
Und dann weiß ich es plötzlich, spüre es in mir. »James«, sage ich, und die Erkenntnis, die sich in mir ausbreitet, erstickt mich fast. »Es waren meine Eltern, die mich ins ›Programm‹ geschickt haben. Ich denke …« Es ist eine entsetzliche Vorstellung. Dass sie mich auf diese Weise verraten konnten! »Ich glaube, es war meine Mutter, die mir das angetan hat.«
Wieder habe ich ihr Gesicht vor Augen, als ich sie beschimpft habe, an jenem Morgen, als Kevin an der Tür auf mich gewartet hat. Und ich weiß, ich habe ihn auch zuvor schon gesehen, jenen Ausdruck sturer Liebe, die sie glauben lässt, das Richtige zu tun. Kevin hat mich aus unserem Haus geholt und ins »Programm« gebracht, was nur heißen kann, dass meine Eltern etwas damit zu tun hatten.
Ein schmerzlicher Ausdruck liegt auf James’ Gesicht. Er kaut auf seiner Lippe. »Ruf bei dir zu Hause an«, rät er mir. »Ruf an und stell auf Lautsprecher.«
»Was? Wieso?«
»Damit ich mithören kann.«
Panik packt mich bei dem Gedanken, was passieren könnte. Ich schaue auf die Uhr und sehe, dass es fast sechs ist. Meine Finger zittern, während ich wähle.
James fährt den Wagen auf den leeren Hof einer verlassenen Farm und hält dort an.
Mein Atem geht zittrig, und ich drücke in dem Moment auf den Lautsprecher, als es zu klingeln beginnt. Sofort meldet sich meine Mutter, und fast hätte ich das Gespräch wieder weggedrückt.
»Hi«, sage ich.
»Sloane! Wo bist du? Wir haben uns solche Sorgen gemacht.«
Im Hintergrund höre ich ein Rascheln, und ich denke, dass sie die Hand über den Hörer gelegt hat.
Ich schlucke. »Ich bin okay«, erkläre ich meiner Mutter. »Es war so ein schöner Tag, da dachte ich, ich sollte schwimmen gehen.«
»Du musst sofort nach Hause kommen«, erwidert meine Mutter ruhig. Sie geht überhaupt nicht darauf ein, dass ich nicht schwimmen kann.
Ich kann kaum atmen.
»Leg auf«, sagt James. »Leg auf der Stelle auf.«
»Wer ist das?«, will meine Mutter sofort wissen. »Sloane, mit wem bist du zusammen?«
Ich drücke auf » ENDE « und lege dann das Handy in meinen
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